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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
31.1969, Heft 2/3.1969
Seite: 132
(PDF, 16 MB)
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erzählen könnte. Das Dorf bekam seinen Namen nicht aus dem vielzitierten, allzu
naheliegenden Grunde, weil es seinen Standort in einer „ebenen Au" oder gar
„neben der Au" gewählt habe; diese Deutung ist abwegig. Im Jahre 1291 wurde
der Ort erstmals „Abnowe in banno Wolpach" beschrieben, später, 1368, Ebenowe.
Danach hat der Urkundsbeamte das „n" von „inEbenau" (durch Prosthese1) (10)
zum neuen Namen Nebenau umgetauft, unbeabsichtigt, er hat ihn eben beim
Abhören so verstanden. Aber immer sagt man noch „Näbenau", und nicht
Nebenau. Schon vor der ersten Schreibweise hatte der erste Teil des Namens seine
Umformung durch Assimilation 2) des „1" von „ Almeinde" und durch den Übergang
bei der 1. Lautverschiebung von m zu b vollzogen. Nach W. Schoof liegt
unserem Ortsnamen der Begriff und Sinn des uralten und immer noch gebräuchlichen
Grundwortes „Allmende" zugrunde (11). Binzen heißt heute noch seine
kleine Waldexclave im Röttier Wald abgekürzt „d Allme". Die Allmende bezeichneten
unsere Vorfahren seit etwa dem 4. Jahrhundert, als sich das Sondereigentum
von der ursprünglichen, gemeinsamen Mark der Weide und des Waldes
löste und die Weidewirtschaft durch den Ackerbau ergänzt wurde.

Wieder vermerkte Pfarrer J. E. Hitzig (in Wollbach von 1779 bis 1817), daß
die oben erwähnte, untergegangene Stadt „Nebenau" geheißen habe, was wohl
auch jene Kosaken-Truppe im Jahre 1814 auf ihrem Weg über den Rhein nach
Paris bewogen habe, laut ihrer Generalstabskarte die aufgezeichnete Stadt Nebenau
im Wollbachtale als Quartier aufzusuchen.

Seitwärts am Weg von Nebenau zur riesigen und uralten „Wotanseiche" findet
man im Wald einen geschlossenen Tannenforst mit den übermoosten Fundamenten
des Rüttihof es, welcher von den beiden letzten Lehenmeiern im Jahre 1788 aufgegeben
und verlassen worden ist. Der Rodungsplatz auf halber Höhe, mitten im
Wald, war 1368 als das „Sonn-Rüti-Lehen" beschrieben, was besagt, daß ein ursprünglich
freier „Sonnenhof", ein Viehhof, mit insgesamt 90 Jucherten Feld
und Wald, zum Lehen herabgesunken ist, das als Dienstlehen den Röttier Landschreibern
von Goltz (Arnleder), Göltzlin (seinem Sohn), Gerwig und Gut zur
Nutzung ausgegeben war, die es wiederum als Erblehen an Bauern verpachtet
hatten.

Hinter dem alten und ersten (1591) markgräfischen Forsthause zu Wollbach,
auf der Egerten, steht das „Jägerhaus", worin H. Burte nach seiner Rückkehr aus
der Fremde vor über 50 Jahren als Gast des Fischmeisters Hans Lang vorübergehend
wohnte, und wo er Anregungen für seinen einzigen Roman, den „Wilt-
feber", von Land und Leuten empfangen habe, dabei auch die damals noch
unbekannte Überlieferung und Kunde vom untergegangenen Ort Greifenweiler
dahinter im Tale. Von der Kunde um diesen Ort und sein Schicksal wohl sehr
beeindruckt, wählte er Platz und Namen in den so aussagereichen Kapiteln vom
untergegangenen Greifenhof und dem Hof des Wittich in Greifenweiler, wobei
er eingangs schrieb: „Auf ihr Dichter, schreibe einer die Geschichte des verlassenen
Hauses in Greifenweiler und seiner verstädterten früheren Bewohner . . ."

Urkundlich belegt ist „Gryffenwiler" mit „Schekken hus, garten, matten und
reben" im Jahre 1394, später, 1569, aber nur noch mit einem Garten und Matten.
Abt Gerbert von St. Blasien verweist 1783 in seiner Chronik den in der St. Denis-
Urkunde von 767 neben Wollbach genannten Ort „Gotones vilare" ohne sachliche
Begründung hier an den verlassenen Ort Greifenweiler. Im „Lexikon des
Großherzogtums Baden" berichtet der Verfasser Kolb vom Untergang des Dorfes
beim großen Erdbeben am Lukastag 1356. Pfarrer Hitzig vermerkte wieder, daß
er Ruinen und Mauerreste von Gebäuden und einer Kirche zu Greifenweiler entdeckt
habe, als er sich, Schätze suchend, mit Ausgrabungen um die Sage von einem
ehemaligen reichen Kloster gekümmert habe.

*) Bildung eines neuen Lautes am Wortanfang.
2) Angleichung eines Mitlautes an einen anderen.

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