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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
31.1969, Heft 2/3.1969
Seite: 139
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Markgräfler Frauen am Rhein im Winter (v. H. Burte; Repr. Burte-Ges.)

auf das bekannteste dieser Wörter, wenn der Sünder „Zu Chander ghockt isch
un het ,Butellic gleert." Da steckt das französische Wort „bouteille" drin. Heute
trinken wir den Wein aus Flaschen, aber das Wort ist noch da im Buudeli, dem
flachrunden Fläschlein, in dem der Markgräfler seinen Schnaps in der „Tschobe-
täsche" trägt, als Schnappsbuudeli. Wenn wir die Weinflasche mit dem „Bunde"
zustöpseln, so haben wir hier das Wort bouton.

Die Schwester der Flasche, „d' Guttere", ist groß und dickbauchig, mit kurzem
Hals, und dient zum Aufbewahren von gebranntem Wasser, ist also e Schnaps-
guttere. Dieser Name könnte aus dem Italienischen kommen, aus gustada =
Wasserflasche. Ein Abkömmling ist das Apotheker-Gütterli. Aus dem Italienischen
hatte wohl auch das kleine „Ämpeli" in Großmutters Küche seinen Namen, aus
„ampolla". Es sind wohl ebenso viele Namen über den St. Gotthard gekommen,
wie über den nachbarlichen Oberrhein, und es ist für mich ein fröhliches Suchen
und Besinnen, wie wir in der Jugend unbewußt diese fremdländischen Wörter
angewendet haben. „I ha kai Viduz derzue", hieß, kein Vertrauen zu etwas
haben, (ital. fiducia). Oder keinen Mut, heißt heute noch: kai Kurasch = courage
(fran.). Oder Fissimatente mache, war gang und gebe bei uns, (fisima, ital.).
Fuggerten wir einander etwas ab, kam das von „fuggire". Agle (Tannadeln oder
die spitzen Granen an den Ähren) stupften uns französisch als „aiguilles". Befahl
die Mutter: „Ruum jetz selli Bagasch eweg; muesch denn alles zemmeramisiere?",
waren zwei Fremdwörter dabei: bagage und ramasser (franz.). Konnte man
jemandem „e Beeni tue", stand da „bene" (ital.) dahinter. Man könnte noch
lange so fortfahren, aber ich will mich darauf beschränken, zum Schluß eine Anzahl
alte alemannische Wörter anzuführen, die heute nicht mehr gebraucht oder
gekannt werden, nicht von den Älteren, „vergeschwige" von den Jungen. Anke =
Butter, Ägge = Nacken, Arfle = Armvoll, aitue = unwichtig, Brascht = innere
Hitze, Beederthalbe = längsgeschlitzter Zwilchsack, wie ihn die Händler mit
kleiner Ware gefüllt, über die Schulter geworfen hatten, balge — schimpfen,
braffle = tadeln, butsche = jemanden mit dem Kopf stoßen, bäffzge = ungut

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