Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 3.1971
Seite: 171
(PDF, 13 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-03/0065
Bücher und Zeitschriften

Hedwig Salm: „Rosen im Heimatgarten", Alemannische Gedichte, Moritz
Schauenburg KG Verlag, Lahr.

„Weil ein Vers dir gelingt in einer gebildeten Sprache, die für dich dichtet und denkt,
glaubst du schon Dichter zu sein?" fragte und warnte Schiller die Reimeschmiede in seinem
berühmten Epigramm. Wieviel lauter hätte er gewarnt, wenn er gewußt hätte, wie sehr
die Stammessprachen in Nord und Süd, in Ost und West zum Reimen und Dichten verleiten
würden! Sie weben in ihrer Landschaft und fordern geradezu zum Sinnieren und
Poetisieren heraus, und schnell schleicht sich Weltanschauung oder, was sich so nennt, ein,
wird eine Reimerei zur versifizierten Weltanschauung, zu Warnung, Beschwörung und aufdringlicher
Schulmeisterei. Gut gemeint zweifellos, aber das Gutgemeinte, so sagte Gottfried
Benn, ist das Gegenteil von Kunst.

Die Sprache selbst und die in ihr geleistete Dichtung vor der guten Meinung zu schützen
, ist die Aufgabe derer, die sich zum Dichten berufen fühlen, und unermüdlich auf die
Grenze zwischen dem Gutgemeinten und der Kunst hinzuweisen, die Aufgabe der Beobachter
. Im Alemannischen haben Johann Peter Hebel, Hermann Burte und Hubert Baum die
Maßstäbe gesetzt wie im Plattdeutschen Klaus Groth, Hans Ehrke, Hans Heitmann und
Moritz Jahn. An ihnen ist zu lernen, was gelernt werden kann, und zu sehen, was einer
haben muß, der in der Sprache schreiben will, die für ihn dichtet und denkt: ein Auge, das
hinter die Dinge sieht, ein Ohr, das das Raunen der Worte vernimmt, und eine Seele, die
noch nicht im technischen Gelärme verdorrt ist.

Hedwig Salm, auf deren Gedichtband „Rosen im Heimatgarten" hier hinzuweisen ist,
hat die unverwelkte Seele, das lebendige Auge und ein Ohr, mit dem sie nicht das Gras
wachsen, wohl aber die Gräser flüstern hört, und darum rühren ihre Gedichte bei aller
Einfachheit der Form den Leser an. Sie lebt in der Welt des Schwarzwaldes, in einer göttlichen
Heimat, lebt in der lautkräftigen, vom Bächerauschen und Waldeshauch erfüllten
Sprache und spiegelt jene in dieser, und sie weiß noch: „Menggi Sach sin viel z'hert un
z'ruuch — Aber 's git e Welt im stille, wo sich alles wundersam cha fülle mit-eme einzige
warme Seelehuch!" Bei der Ernte erfährt sie: „Morn simmer Mahd, o Seele, wo wendsch
di jetze hi? Lut chroost's im Chorn, im geele — 's mueß überzitig sy."

Als ein Beispiel für viele möge schließlich ein Vers stehen, in dem Hedwig Salm deutlich
macht, wie sicher sie die Lautmalerei des Alemannischen in den Dienst ihres Dichtens
zu stellen weiß, wie das Urige und Erdige dieser herrlichen Sprache in ihr hervordrängt:
„Grumbifüürli räugge, 's Gstüüd verglumst nit gern. Vogelschnäbel schnäugge no an Gsöm
und Chern." Wen's jetzt nicht g'luschtet, nach dem vom Moritz Schauenburg Verlag vorbildlich
gestalteten und von Pfarrer Fritz Mölbert (Krozingen) mit einem einfühlsamen
Nachwort versehenen Band zu greifen, dem ist — leider — nicht zu helfen.

W. F. Fischer

Franz Kirchheimer: Das Alter des Silberbergbaues im südlichen Schwarzwald. 35 S.,
17 Abb., brosch. 14,80 DM. Kricheldorf-Verlag, Freiburg im Breisgau, 1971.
Der Verfasser, der seit 1952 kommissarischer Leiter und seit 1954 Präsident des Geologischen
Landesamtes in Baden-Württemberg ist und darüberhinaus als Honorarprofessor
an den Universitäten Freiburg und Heidelberg sowie an der Technischen Hochschule Stuttgart
lehrt, legt mit dieser kleinen Schrift einen Beitrag zur Landeskunde des südlichen
Schwarzwaldes vor, der nicht nur dem Landeskundler von beachtlicher Bedeutung sein
dürfte, sondern auch dem Archäologen, dem Numismatiker und den Angehörigen erdwissenschaftlicher
Disziplinen.

Professor Dr. Kirchheimer kommt auf dem Weg über die mineralogische Analyse des
Mörtels aus den Mauern alter Bauwerke zu seinen Erkenntnissen über den mittelalterlichen
und römerzeitlichen Bergbau im südlichen Schwarzwald. Der Zuschlag des Mörtels
wurde in sandarmen Gegenden mitunter den Halden entnommen, auf denen in der Nähe
der Gruben, Pochwerke und Waschanlagen nicht nur das taube Gestein, sondern auch die
die Erze begleitenden Mineralien und von den Bergleuten übersehene kleinste Erzteilchen
abgelagert wurden.

Schwerspat (Baryt) und Flußspat (Fluorit) stehen als Indikatoren im Vordergrund,
da sie fast ausschließlich Erzgängen (Bleiglanz und sonstige silberhaltige Erze) entstammen,
während Quarz nicht immer genau den Gesteinen zugeordnet werden kann, aus denen er
herrührt. Wichtig ist ferner die Radiocarbon-Datierung von Holzresten aus alten Bergwerksanlagen
.

171


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-03/0065