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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
36.1974, Heft 1/2.1974
Seite: 10
(PDF, 24 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0012
Was er als Greis ersehnte, einen stillen, ruhigen Lebensabend in Basel, das ist
einem anderen Sohne der Stadt, mit Hebel wesensverwandt, reichlich gewährt worden
: Jakob Burckhardt. Er saß als weltweiser Geschichtskundiger und Geschichtsdeuter
auf dem hohen Dalbenbord, wo die stillen Gärten zum Rheine hinunter
gehen. Da sah er den Strom wie das Bild der Zeit vorüberfließen; und es war seine
Freude, den Rhein zu überschreiten und lustwandelnd hinauszustreifen in die schönen
Markgräfler Dörfer, etwa Grenzach und Haltingen, sich an den guten Weinen
und Leuten des Landes zu erfreuen, einem Mädchenlied oder einem Saitenspiel zu
lauschen und wie Hebel das gesegnete Lebland zu lieben und zu verklären. Hat er
nicht selber »e Hämpfeli« alemannische Lieder geschrieben, aus der Liebe und Verehrung
Hebels heraus? Hat er nicht mit einem badischen Amtmann von Welt und
Bildung, dem Herrn von Preen, einen bedeutenden Briefwechsel über den Rhein
hin und her geführt? Was Hebel vorschwebte, in diesem Sinne, ist dem Weisen von
Basel zugefallen. Geist und Seele dieser Söhne des Landes mögen weiterwirken im
lebendigen Tausch und stiften, was bleibt!

Die meisten Basler empfinden auch heute noch ähnlich wie Burckhardt. Sie
wandern und fahren gerne in das benachbarte Badische hinaus, um die liebliche
Landschaft, den guten Wein und das gute Essen in den braven Wirtshäusern zu
genießen: Und über das Markgräflerland hinaus suchen sie die lichten Höhen und
dunkeln Wälder des Schwarzwaldes gerne auf. Und die Markgräfler zieht es auch
immer noch in die Stadt am Rhein, die allen Schichten ihrer Besucher so vieles zu
bieten hat und für die vier Haupttriebe ihres Wesens, die Musik, die Messe, die
Maske und die Mission immer noch Scharen von Verehrenden findet. »Das Leben
hat das Leben gern!«, und über alle politischen und wirtschaftlichen Spannungen
hinweg wird auch in der Zukunft das berühmte freundnachbarliche Verhältnis
zwischen Baselstadt und Markgräflerland lebendig und wirksam bleiben wie seit
Jahrhunderten.

(Aus dem unveröffentlichten Nachlaß des Dichters. 1952)

Jacob Burckhardt und das Markgräflerland

von Dr. Erhard Richter, Grenzach

Der »badisclje Hauptbummler«

Jacob Burckhardt hat sich einmal selbst als »badischer Hauptbummler« bezeichnet
, und dies mit Recht, denn in jener Zeit hat wohl kaum ein anderer das badische
Oberland so oft durchwandert wie er.

Die inzwischen auf 7 Bände angewachsene, von Dr. Max Burckhardt hervorragend
betreute Ausgabe seiner Briefe erlaubt es nun, seine Beziehungen zum Markgräflerland
bis zum Jahre 1881 recht umfassend nachzuzeichnen. Für die Jahre bis
1889 bzw. 1893 wurden dann die »Briefe an einen Architekten« sowie die für
unser Thema unschätzbaren Briefe an seinen Freund Friedrich von Preen benutzt,
so daß sich auch für diesen Zeitabschnitt ein abgerundetes Bild ergibt.

Im Jahre 1858, nach seiner Rückkehr von Zürich, beschreibt der damals vierzigjährige
Jacob Burckhardt zum ersten Mal den Eindruck, den er beim Blick vom
Tüllingerberg über die Rheinebene empfand, wie folgt: »In Zürich wußte ich nicht
recht, was mir an der so ungleich brillanteren Umgebung und Aussicht nicht ganz
zusagen wollte — es war der große, freie Charakter der Rheinebene mit ihrem
Vogesenhorizont, womit ich geboren und erzogen war, was ich vermißte. Der
Zürichberg saß der Stadt zu nahe und unerbittlich auf dem Genick und der

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