Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
37.1975, Heft 3/4.1975
Seite: 343
(PDF, 36 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1975-03-04/0201
Franz Danksin

Von Dr. Volker Kapp

Den großen Maler erkennt man vor allem an seiner Universalität.

Baudelaire

Lebensweg und -werk von Franz Danksin sind im alemannischen Raum weithin
bekannt und durch die Nachrufe auf den am 10. März 1973 in Basel verstorbenen
Maler, von denen ich hier nur die umfangreiche, einfühlsame Würdigung
durch K. F. Rieber im Jahresbestand 1973 von „Unser Lörrach" erwähnen
möchte, ins Gedächtnis gerufen worden. Ich kann deshalb hier auf eine Wiederholung
der Biographie des Künstlers verzichten und aus Anlaß des 80. Geburtstags
, den der gebürtige Lörracher am 14. Oktober des Jahres 1974 gefeiert hätte,
eine Deutung von Danksins künstlerischem Konzept skizzieren.

Danksin war ein vielseitiger und fruchtbarer Künstler, der schon als zwanzigjähriger
Student der Kunstgewerbeschule Karlsruhe vom Verkauf seiner Werke
leben mußte und, zum Erstaunen seiner Umwelt, leben konnte. Damals entstanden
die ersten, heute nicht mehr erhaltenen Wandbilder, denen später welche
in Guadelupe (Mexiko), Paris, Straßburg, Basel, Zürich, Biel, Lörrach, Konstanz
und an andern, uns unbekannten Orten folgen sollten. In Karlsruhe galt er als
Wunderkind und wurde 1918 mit der Großherzog Friedrich-Gedenkmünze ausgezeichnet
. Obwohl er sich später von der Bildhauerei abwandte, nannte er von
seinen Karlsruher Lehrern immer nur Schreyögg. Wo seine Plastiken geblieben
sind, weiß niemand. Im Nachlaß ist nur ein Werk erhalten, von andern gibt es
Fotografien.

Während sich Danksin in Karlsruhe vorwiegend die deutsche Maltradition
angeeignet hat, macht sich in Berlin, wo er ab 1924 an der Kunstakademie
studierte, der Einfluß der französischen Tradition spürbar. Sein damaliges Schaffen
schwankt zwischen der Fixierung des Figürlichen in strengen Formen und der
Auflösung des Bildnerischen in freies Farbenspiel. Welche Rolle dabei für seine
Malerei sein Lehrer Hofer gespielt hat, demgegenüber ihm R. Riester, der ihn
in jenen Jahren kannte, Selbständigkeit bescheinigt, erkennt man an dem Ölbild
„Bildhauer Abel als Harlekin", das sich im Nachlaß des Künstlers befindet, und
zu dem mehrere Skizzen erhalten sind. Die Skizzen belegen das Ringen um die
Form, das Gemälde die Mühe um die endgültige Gestaltung. Er arbeitete mehrere
Wochen an diesem Werk, wie mir Danksins Witwe versicherte, und wie man an
der Menge der aufgetragenen Farbe erkennt, die auf ein mehrmaliges Uberarbeiten
schließen läßt, während sonst viele Gemälde aus jener Zeit eher skizzenhaft
hingeworfen sind. In ihm zeigt sich Danksin von Hofer so beeinflußt wie in
sonst keinem der mir bekannten Bilder. Es ist als ob er, wie Proust in seinen
Pastiches, den Malstil seines Lehrers selbst durchprobieren wollte, um ihn dann
hinter sich zu lassen. Mit dem Kubismus seiner Pariser Lehrer setzte er sich in
ähnlicher Weise auseinander. Das 1936 in Paris entstandene Gemälde „Stehende"
das uns durch eine zeitgenössische Abbildung in einer französischen Kunstzeitschrift
und durch viele Entwürfe im Nachlaß bekannt ist, legt dafür ein beredtes
Zeugnis ab.

Die Art, wie Danksin sich mit seinen Lehrern auseinandersetzte, liefert einen
Schlüssel zum Verständnis seines Werkes. Man muß bei Danksin etwas andere Bewertungsmaßstäbe
als bei den meisten modernen Malern anlegen. Diese werden
von der Kunstkritik vorwiegend auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu einer der
vielen Schulen beurteilt. Danksins Größe besteht aber gerade darin, daß er sich
über die in seiner Zeit vorherrschende Schulenbildung erhoben hat. Es gehört
viel künstlerischer Mut dazu, sich in Berlin und Paris aus den Modeströmungen

343


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1975-03-04/0201