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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 7
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ben vom 3. Juli 1787 mit der Begründung, es lägen für eine solche Reise gar
keine Gründe vor, verweigert wurde 10). Hierauf entschieden sich die drei Gemeinden
, den Fridolin Greiner von öflingen und den Joseph Rüttenauer von
Niederschwörstadt auch ohne erforderlichen Paß auf die lange Reise ins kaiserliche
Hoflager zu entsenden, um den Kaiser nach Möglichkeit direkt in ihrer
Sache anzusprechen. Der Mission war aber kein Erfolg beschieden. Ein Hofdekret
vom 26. 9. 1787 n) meldet, daß „die Unterthanen von Sr. Majestät abgewiesen"
wurden. Der Kaiser soll außerdem beschlossen haben, „ihre Vermessenheit gemessenst
zu ahnden", weil sie behauptet hatten, der kaiserliche Entschluß sei
ihnen richtig mittgeteilt worden12). Dieser Zweifel an der Glaubwürdigkeit
der regionalen Behörden in Freiburg und Rheinfelden bei der Weitergabe kaiserlicher
Dekrete ist dann im folgenden immer ein Hauptmotiv der bäuerlichen
Handlungsweise. Die Deputierten, die anscheinend im Sommer und Frühherbst

1787 zweimal die Wienreise in verschiedener Besetzung angetreten hatten 13), gerieten
in beträchtliche Schwierigkeiten. So wurde Joseph Rüttenauer sechs Wochen
im Polizeihaus in Wien festgehalten, seine zwei Begleiter mußten in Wien 11 Dukaten
leihen, für die nachher Niederschwörstadt aufzukommen hatte 14). Als
ein Hofdekret vom 10. Januar 1788 in deutlichem Bezug auf die seit einem halben
Jahr verweigerten Fronen bestimmte, daß die vier Frontauen einschließlich Holzmachen
und Fuhrfronen zu den herrschaftlichen Gebäuden aufrecht zu erhalten
seien, blieben die Dorfbewohner hartnäckig. Der Baron klagt schon am 1. Februar

1788 über die andauernde Verweigerung auch der vier Frontauen und weiß sich
schließlich nicht mehr anders zu helfen, als bei den Behörden um eine militärische
Exekution gegen seine Untertanen zu bitten (2. 4. 1788).

Am 23. Mai 1788 beschloß die kreisamtliche Sitzung in Freiburg tatsächlich,
eine Exekution gegen die widerspenstigen „Unterthanen" der drei Dörfer durchzuführen
, und zwar sollten 24 Mann und 1 Offizier nach Schwörstadt, dem
Zentrum des Widerstands, gelegt werden, um offenbar so die Nachgiebigkeit
der Einwohner zu erzwingen, denn die Kosten der militärischen Besetzung waren
von den Gemeinden zu erbringen. Die „Rädelsführer" der drei Dörfer sollten
darüberhinaus mit Hatschieren abgeführt und eingesperrt werden.

Noch war die Zustimmung Wiens bei einer solchen Gewaltmaßnahme einzuholen
. Ein Hofdekret vom 5. Juni 1788 gab grünes Licht für das Vorhaben, verweigerte
indes die beabsichtigte Verhaftung der Köpfe des Widerstandes. Nachdem
die erneute Kreisamtssitzung am 28. Juni diese Anweisung akzeptiert hatte, wurde
am 21. Juli 1788 der Durchführungsbefehl erteilt. Abgewickelt wurde die Aktion
dann vom Landschreiber zu Rheinfelden Isfordinck und der dortigen österreichischen
Garnison.

Am 8. August 1788 erschienen die Soldaten in Niederschwörstadt, und zwar
zunächst in doppelter Stärke, nämlich mit 46 Gemeinen, drei Korporalen und
einem Fähnrich 13). Wenn man geglaubt hatte, mit der Einquartierung die Leute
in Niederschwörstadt oder in den noch nicht behelligten Nachbargemeinden
öflingen und Wallbach zum Nachgeben zu bringen, dann hatte man sich gründlich
verrechnet. Es wurden vielmehr Drohungen laut, sich gegen die Exekution
zu wehren und die Nachbardörfer zur Hilfeleistung herbeizurufen! Nach einigen
Tagen, vermutlich dem 16. August, als man eine besondere Wache unter Führung
eines Offiziers zur Kapelle beordert hatte, um das Läuten als Notsignal zu
unterbinden 16), erschienen dann in Begleitung von Oberleutnant Graf von Borelli,
der Fähnriche Montini und Camuzi, sowie des Barons von Gleichenstein der
Landschreiber Isfordinck, um von den Bewohnern die Unterwerfung zu erreichen.
Vor versammelter Gemeinde wurden alsdann das Hofdekret über die Frondienste
verlesen und die Bauern zum Gehorsam angehalten. Doch im Mißtrauen gegen die
Behörden auf der unteren Ebene verlangten die Niederschwörstädter durch ihre
Sprecher, eine schriftliche Zusicherung darüber zu geben, wie der Befehl Kaiser
Josephs im Wortlaut ausgesehen habe.

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