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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 22
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0024
der Krieg, das Überschreiten des Rheins durch die Revolutionsgruppen und deren
Besetzung mit tiefgreifenden Folgen, neuen Tributen, Beschwerden, Steuern,
Ängsten und Nöten die lange friedliche Epoche und Entwicklung im Lande jäh
abgebrochen hätte.

20 Jahre war unsere Grenzheimat wieder Kriegsschauplatz

Der neue Kampf am Rhein trat in der Verhüllung großer Ideen auf. Es schien
zunächst, als käme dieses Mal der Franzose als Bringer der Freiheit, eines neuen
Heils .Wohl kämpfte das revolutionäre, von Terror geschüttelte Frankreich jenseits
seiner Grenzen für „liberte, egalite, fraternite", gestand aber einer verheißenden
deutschen Demokratie diese Ideale nur nach der französischen Auffassung zu. Die
zwingende französische „Liberte" wußte nichts von duldsamer, deutscher „Liber-
tät". Frankreich begann und führte mit Zauberworten seinen alten Eroberungskrieg
um den ganzen Rhein von der Quelle bis zur Mündung, zunächst gegen
Preußen, Österreich und Sardinien und wandte sich ebenso lockend und erfolgreich
gegen die Schweiz. Im Jahre 1794 war das ganze linke Rheinufer bereits
verloren. Preußen schloß am 5. April 1795 einen Sonderfrieden 3). Ohne Wissen
und Einverständnis des Markgrafen begann auch der Lörracher Landvogt und
Diplomat von Reitzenstein eigenmächtige Verhandlungen mit Frankreich, wohl
im besten Glauben, mit der ausgehandelten Neutralität auch den besten Schutz
gegen Unterdrückung und unerträgliche Lasten zu erreichen. Am 22. August 1795
schloß er, nach dem Waffenstillstand mit Moreau zu Stuttgart am 25. Juli zuvor,
auf eigene Faust einen Sonderfrieden mit Frankreich. Der Markgraf, immer noch
als deutscher Reichsfürst gebunden, verweigerte seine Unterschrift bis nach dem allgemeinen
Frieden von Campo Formio (Okt. 1797); für ihn galt weiterhin, auch
noch in seinem Asyl zu Triersdorf: „Ich bin ein freier deutscher Fürst, und will
in dieser Ehre sterben!" Erst im Dezember 1797 gab er seine formelle Zustimmung
und folgte auch nur widerwillig dem Werben Frankreichs, Napoleons, zum Rheinbund
4).

Aber der ersehnte und angestrebte Frieden war mit den ausgehandelten Verträgen
nicht gesichert. Wohl haben die Kaiserlichen Ende 1795 den starken Feind
über den Rhein zurückgeworfen, doch auf den linken Ufern formierten sich die
Franzosen längs des ganzen Stroms mit 4 Armeen, insgesamt 160 000 Mann, unter
Jourdan und Moreau zum nächsten Übergang. Erst begannen die französischen
Generale die Rheinlande mit Ordonanzen, Agenten und Emissären zu überschwemmen
, welche den Bewohnern alle Freiheiten versprachen, deren sich die
Franzosen erfreuen würden, schlugen aber gleichzeitig Stadt und Land mit
Kriegssteuern. Ihr Werben war aber zu eifrig, ihr Auftreten zu herrisch und
ihre Lockmittel zu offenbar, um den erwünschten Erfolg verbuchen zu können.
Die Basler Akten berichten über einige Vorkommnisse in der badischen Grenznachbarschaft
:

Vom 1.—3. Juli 1796: Unbeschreiblich, was aus dem Marggrävischen an Geld,
Früchten, Wein und Hausgerät allhier durch das Bläsertor geflüchtet wurde, seit
der große Alarm dort am 28. Juni die Bevölkerung über Kopf und Hals auf die
Flucht getrieben hat, die bis Mitte Juli anhielt, besonders als auch die Conde'ischen
Greueltaten rudibar geworden sind.

Nach dem Abmarsch der Kaiserlichen aus Eimeidingen am 15. Juli verließen
wieder viele Flüchtlinge die Stadt, wo sie zu Hause die Order erwartete, den
nachgerückten Franzosen täglich tyj Pfund Fleisch und einen Schoppen Wein zu
verabreichen.

Pfarrer Herbst berichtete weiter in seinem Tagebuch:

Nach der gefürchteten Ankunft der Franzosen, von Märkt und Weil her, am
16. Juli 1796, versuchten die Einwohner und die Besatzung ein gutes Einvernehmen
zu pflegen. „Im Geheimen freilich wünschten die Markgräfler die Fremdlinge
über alle Berge. Die den Franzosen zujubelten, waren die unsicheren Gesellen

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