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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 34
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0036
Basler Begegnung geäußert, als dieser verärgert über das Hinhalten der Mark-
gräfler verlangte, die Sache schneller voranzutreiben und endlich einen Anfang
zu machen und dem vermittelnden württembergischen Revolutionsgesandten in
Paris 100 Louisdor Schmiergelder zu vermitteln. Gräßlin traute dieser Methode
nicht: Wenn Frankreich ernstlich vorhabe, diesseits zu republikanisieren, müsse
dies auch ohne „Schmieralien" gehen, er hielt Jägerschmidt für einen wenig ernst
zu nehmenden „Glücksritter", dem er gerade, auch wie Hoyer geraten habe, als
hitzige, unerfahrene Menschen die „Finger davon lassen", da noch nichts Solides
vorbereitet sei. Nach dem Bericht des untersuchenden Commissars Ludwig von
Lörrach scheinen auch die anderen verdächtigen Männer im Lande mit dieser
Gesinnung abwartend in der Stille und im Hintergrund auf den rechten Augenblick
zu warten; die seien in ihrer Zurückhaltung gefährlicher, welche aus Ehrgeiz
eine Regierungsänderung wünschten, im Stillen arbeiten und hitzige Köpfe
vorerst ausschicken: der Schaffner Eckenstein von Auggen, der Vogt Koch von
Welmlingen, der Vogt Reinau von Brombach, und andere Bauern. Um die untergründigen
Beziehungen in den Griff zu bekommen, waren die eingesetzten Com-
missionen zwischen Lörrach, Müllheim und Karlsruhe fortgesetzt mit Untersuchen,
Berichten und Beobachten beschäftigt: Der Agent Schmidt sei in Basel als Commis
bei Johann de Lucas Sarasin im Lohnhof beschäftigt und dessen Bruder habe bei
Lucas Preiswerck neben dem berüchtigten List von Durlach gearbeitet; sie
sprechen Hochdeutsch, sollen von Königsberg stammen und beide als enragierte
(versessene) Jakobiner bekannt sein, ebenso wie der berüchtigte Emissair Müller,
von Mainz gebürtig, der bei Mathias Mieg, einem feurigen Patrioten, angestellt sei
und vor 14 Tagen das Basler Landvolk öffentlich aufzuwiegeln versucht habe,
weshalb ihn der Basler Magistrat aus seinem Gebiet verjagt habe, ;om französischen
Gesandten Mengand aber in Schutz genommen worden ist. Im schlecht renovierten
Eglin'schen Cassenhaus geben sich die dies- und jenseitigen Patrioten mit
Schmidt und dessen Posthalter Kreglinger von Emmendingen ihre häufigen
Rendez-vous. Der Basler stadtbekannte Eglin, wegen Gotteslästerung verurteilt
, nun wieder frei, spiele in der Stadt die Rolle eines „rasenden Patrioten".
Mehr aber kommen die Patrioten in Basel beim alten Ehrlacher, im Hause „zum
Drachen" zusammen. Der junge Ehrlacher, der im ersten Hause bei der Rheinbrücke
wohne, von der französ. Gesandtschaft als Schaffner der basel-bischöflichen
Gefälle bestellt, werbe ebenso als eifriger Demokrat neben anderen angesehenen
Stadtbürgern, dem Landvogt Legrand, dem Ratsherr Fischer und dessen Bruder,
dem Handelsmann Turneysen, Burkhart Iselin, dem Drei-König-Wirt Iselin, dem
Dreierherrn Stähelin und einem gewissen Oser.

Besonders als verdächtig fiel „Edler von Müller" auf, der von Rappoltsweiler
im Elsaß stammte, nach seiner Handelslehre in Basel nach Wien zog, dort eine
vorteilhafte Ehe schloß, ein eigenes Geschäft einrichtete und wegen Übertreibung
(Hochstapelei!) Banquerotte machte, doch angeblich um seiner besonderen Verdienste
im Handlungswesen in Wien den Titel „Edler von Müller" beim Auszug
erhalten habe. Die Gutgesinnten in Basel schildern ihn als „gefährlichen
Intriganten"; es sei deshalb nicht ratsam, ihn hierzulande zu arretieren, wenn er
im Küpfer'schen Hause in Lörrach auf Besuch komme.

Nach einigen Berichten scheint der Kommission das jetzige Projekt nur der
Fortgang des damals — 1796 — gescheiterten Planes zu sein, wobei nun wieder
Jägerschmidt seine üble Rolle spiele, der als ein „sehr verschlagener und gefährlicher
Intrigant aus dem Hintergrund seine verderblichen Operationen"
führe, und durch seine Unteremmissäre, zu denen auch der ehemalige „liederliche
Scribent Kummer von Lörrach zählt", welcher in Lörrach zu den Umtrieben
verleitete und nun in seinem Versteck in Gündenhausen festgenommen worden ist.
Hofrat Maler von Karlsruhe schrieb an den Cammer-Consulent Roth in Lörrach,
daß es gut wäre, wenn man Kummer nach Karlsruhe führen würde, um ihn
wenigstens in ein Arbeitshaus zu bringen. Maler vermutete im Agenten Maier
denselben, der nach dem Württemberg. Adreßbuch auf der St. Christophtaler

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