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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 40
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0042
Der Minister von Gayling erließ am 14. März 1799 folgende Anweisungen2)
an die O.Ämter der Markgrafschaft') mit 7 Ratschlägen, wie man Herr der
revolutionären Unruhen durch rechte Behandlung ohne Gewalt und zuviel Aufhebens
werden kann; er empfiehlt einen geraden, strengen und prompten Justizgang
aller Instanzen, liebreiches und freundliches Verhalten der Beamten, Schonung
und Nachsicht nach Möglichkeit beim Erheben der Abgaben, Ernst und
Nachdruck gegen die Lumpen und schlechten Leute, die bei der Nachgiebigkeit
nur sträflich antworten.

Er riet nicht zum Verlegen von Haustruppen ins Land, was nur Furcht im
Lande und „Ombrage" (Ärger) bei den Franzosen auslösen würde. Ebenfalls verwerfe
er die Erfassung der Gutgesinnten, das würde nur zu neuen Unruhen,
Zwietracht, Mißtrauen führen, da eine Unterscheidung nach Gut und Böse nicht
möglich ist. „Je mehr Lärm man bläset, desto mehr Blöße gibt man!" In Rastatt
wolle man endlich die Zugeständnisse Frankreichs in die Tat umsetzen und den
in Paris garantierten Frieden für die badischen Lande durchsetzen, um damit
allen Bestrebungen hierzulande und in der Schweiz die Segel aus dem Winde
zu nehmen.

Daraufhin erwog man im OA Rötteln die Heraufsetzung der Hatschiere auf 6,
weil dies die festgestellte Zunahme der „Vagabunden" erfordere. Diese Landpolizei
werde zum Aufspüren geheimer Nachrichten eingesetzt; sie habe auch die
anliegende Flugschrift aufgefangen, welche von Basel aus in hiesigen Landen verbreitet
wurde.

Diese Schrift könnte Jägerschmidt verfaßt haben, die bei den „Übelgesinnten
neue Hoffnungen bewirkte", und deren Inhalt aber das „Leben einer republica-
nischen Constitution„ berief, gemacht „für Teutschlands Gasse". Mit diesen Blättern
schickte Roth einen umfangreichen Bericht aus dem Oberamt nach Karlsruhe,
wie man die Übelgesinnten und ihre auswärtigen Verbindungen kennen lernen, die
Ursachen ihrer Unzufriedenheit erforschen und durch freundliche, persönliche Belehrung
wieder gewinnen könne. Die meisten Unruhestifter seien Leute, welche bei
einer Veränderung wenig mehr zu verlieren hätten, aber zu gewinnen hofften. Als
Vorgesetzter und Beamte müsse man mit Standhaftigkeit und Selbstvertrauen
seine Kräfte und Treue beweisen und zeigen, daß man redlich um das Gesamtwohl
bemüht ist. Er empfiehlt, die Rädelsführer „rasch am Kopf zu nehmen, die
Unruhigen sorgfältig zu beobachten und die Herumläufer als Müßiggänger und
Übelhauser zu behandeln. Der gemeine Haufen ist wie gewöhnlich verzagt, eher
geneigt, zu räsonieren als zu handeln." Roth wollte alles mit Unterstützung von
redlichen und entschlossenen Mittelsmännern versuchen, das Übel von der Wurzel
her zu erfassen.

Auch das berüchtigte Hörnli-Wirtshaus hatte der K.K.-Obrist von Wachenburg
auf Bitten des Amtmanns einen Dragoner-Corporal zum Beobachten abgeordnet
und diesem zur Aufbesserung des Solds vom 20. Sept. 1798 bis Febr. 1799: 40 fl
20 xr. aus der Burgvogtei-Kasse bezahlt. Ebenso erhielt der bestellte Basler Spion
Wagner, ein Schweizer Sergeant, für seine Tätigkeit und kleine Reisen vom
April 1798 bis März 1799: 132 fl aus der Oberamtskasse.

Ruhiger erschienen dem Müllheimer Amtmann Groos in seinem Gebiet die
Gemüter zu sein, er erstattete Fehlanzeige, bis auf den Verdacht des Muser'schen
Sohns und Schwagers von Auggen. Aber in Lörrach wurden die Beamten immer
mehr durch Gerüchte und Gespräche mit den anwesenden, besuchenden und
passierenden französischen Stabsoffizieren und Generalen verunsichert: so durch die
Falschnachricht, der Markgraf habe Karlsruhe bereits verlassen, weiter die Versicherung
des Generals Desenfang (?), „wir könnten einer Revolution nicht entgehen
, die eine Folge des großen Plans ihres Gouvernements sei". Der General hatte
bei Ms. Ch. Hugo in Lörrach sein Quartier, reiste dann ab zur Hauptarmee und
ließ seine Frau und 4 Kinder zurück.

Besonders stark wurden nun die Basler Akteure wieder in der badischen Nachbarschaft
tätig: sie fertigten dreifarbige, rot-gelb-blaue Kokarden für eine „Schwä-

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