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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 41
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0043
bisdie Republik" zum Verkauf und Verteilen an die diesseitigen Untertanen und
boten durch den Basler Buchhändler Flick den Entwurf einer „Constitution für
Teutschland" an. Von Basler Markttagen brachten Markgräfler in „Mengen" die
Kokarden mit, welche die Hatschiere an der Grenze von den Hüten wegnahmen
und die Träger notierten. Als sich der Markgraf beim Basler Direktorium beklagte
, schien diesem in seinem Antwortschreiben die Idee einer „neuen germanischen
Constitution so lächerlich", daß sie kaum der Beachtung wert sei.

Als danach im Jahre 1799 im Lande anscheinend wenig Neues ruchbar geworden
ist, was zur größeren Beunruhigung Anlaß gegeben hätte, blieben auch die Nachrichten
aus.

Ein Jahr nach den letzten Briefen im März 1799 berichtete der 1797 ernannte
Landvogt von Kalm aus Kandern über die Verhältnisse im Oberland, er begründete
die unsichere politische Gesinnung und Haltung der Untertanen mit dem
Hang zum Müßiggang, dem individuellen Charakter einer starken Bevölkerung,
dem fruchtbaren Boden und daher leichten Verdienst und vorteilhaftem Absatz
der Erzeugnisse, damit auch das Fehlen der erforderlichen Neigung zur Arbeitsamkeit
: „Aus dem Mangel an nützlicher Tätigkeit hat sich der Hang zu einem
ungebundenen Wohlleben fast allgemein verbreitet, dem der Zwang zur Ordnung
und Entrichten der schuldigen Abgaben ein Widerspruch ist, um selbst bei einer
gelinden Regierung Mißvergnügte zu machen, besonders aber bei denen, welche
ihr Vermögen bereits durch Verschwendung verloren haben, und denjenigen,
welche durch Erbschaft und größeren Güterbesitz reich geworden sind, oder dafür
gehalten werden und danach leben. Die Reichen befördern aus Eitelkeit und
Übermuth die aufrührerisch Gesinnten, geben die Mittel zur Ausführung und
schmeicheln sich, an Macht und Ansehen zu gewinnen, und hoffen, nachher ihren
Vorteil nutzen zu können".

Die bisherige Duldsamkeit und Straflosigkeit führe zur Frechheit ihres Auftretens
.

Diese Erklärung des umsichtigen Landvogts offenbart nun auch der geschichtlichen
Rückschau eine Seite auf die geforderte Frage, warum wohl gerade angesehene
, wohlhabende und gescheite Bürger, Vögte, Pfarrer und Beamte eine
revolutionäre Veränderung angestrebt hatten und nicht die sozial Schwächsten.

Die Situation im Lande des Jahres 1800 spiegelt sich in der neuerlichen Aufregung
, welche ein gewisser Weißgerber Herold ausgelöst hatte.

„Der alte Scribent Schenk A23) die undankbare Kreatur, welche bei der Amts-
Canzlei aus Mitleid beschäftigt wurde, benachrichtigte den berüchtigten Herold
von der Absendung eines Pakets, in der Meinung, es enthalte gefährliche Briefe
für die Franzosen. Herold fing den Boten, nahm ihm das Paket ab und überbrachte
es dem General Chabrau, der die Briefe aber wieder frei und dem Amt
zurück gab. Vierzehn Tage später arretierte Herold wieder Briefe und schleppte
den Eimeldinger Boten ins Basler Militär-Gefängnis, desgleichen auch den Eimel-
dinger Wächter mit einem Paket Zeitungen für das O.Amt, die von dem aufrührerischen
Kurz von Auggen A24) stammten, welcher im Herbst 1798 mit anderen
seinesgleichen ins Zuchthaus verurteilt worden ist.

Herold, für das Zuchthaus reif, hatte in Binzen die Zehntbeständer(-Pächter)
öffentlich aufgefordert, ihre schuldigen Pflichten, die Abgabe der Zehntfrüchte,
der Herrschaft zu verweigern.

Zur nämlichen Zeit ließ der Sohn des Oekonomierates Sonntag den Schwiegervater
und Schwager des Papierfabrikanten Kolb von Schopfheim arretieren und
gefänglich von Lörrach nach Basel abführen.

Jägerschmidt, der am 2. III. mit seiner Frau in Lörrach war und sich mit
Gesinnungsgenossen getroffen hat, stand an der Spitze der Unterschriften, die für
die schlechte Sache gesammelt worden sind. Solche Kreaturen, die vordem als
heimliche Clubisten Unruhe im Lande stifteten, wagten nun unter dem Schutz
des franz. Militärs verbrecherische Eingriffe, welche den Hofrat Hugo veranlaßten,

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