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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 67
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0069
Patrioten 20), die vor dem am Fenster erschienenen Prinzen einige ihrer Situation
entsprechende Weisen spielten, wie „Wo kann man besser sein als im Kreise seiner
Familie?" („Ou peut on etre mieux qu'au sein de sa famille?") usw. Man hat noch
etwa fünfzig für morgen angekündigt.

Sonntag, 18. Juli 1795:---Das heutige schöne Wetter hat unserem Lager

eine Fröhlichkeit gebracht, indem es das ganze schöne Geschlecht (le beau sexe)
der Umgebung angelockt hat. Ich glaube, daß in keinem andern Land wie in
diesem Teil des Breisgaues es ein so hübsches Geschlecht gibt, eine so sinnenfreudige
Kleidung mit einem Halstuch, das nach der Art eines Schals anmutig getragen wird
und von reizvoller Wirkung ist, zumal eine hübsche Taille hinzukommt, wie die
meisten dieses Landes sie besitzen. Alle Zelte unseres Lagers sind von den Schönen
besucht worden. —

Samstag, 8. August 1795: Die gegenwärtige große Hitze macht unseren Aufenthalt
im Lager recht unerträglich, stärker als es je gewesen ist. Man weiß nicht,
was werden soll. Der kleinste Baum in der Umgebung wird begierig gesucht, um
sich vor der Sonne ein wenig schützen zu können. In diesem Augenblick ist mein
kleines Zelt mein Glück, ich wüßte nicht, was ich machen würde ohne dieses
Refugium, das mir von großem Nutzen ist und auf das ich nicht verzichten
könnte.

Freitag, 21. August 1795: (Aufenthalt im Hospital der Armee in Staufen).

Monsieur de Signier ist nach Krozingen gegangen, wo er 1792 logiert hat, dann
nach Sulzburg, um Bäder zu nehmen, nach Grissheim, wo einer seiner Kameraden
einquartiert ist und zur Abtei St. Trudpert; am 14. September kehrte er in das
Lager zurück.

Ein schon lange gehegtes Vorhaben habe ich am vergangenen Dienstag ausgeführt
. Der Chevalier d'Ormois, d'Eth und ich sind auf den Mont Bleu (Blauen)
gewandert, den wir bis zum Gipfel erstiegen. Infolge der großen Hitze war die
Atmosphäre dunstig, so daß wir nicht genau die Dinge sehen konnten, die wir
bei klarem Wetter hätten ausmachen können. Die umfassende Aussicht vom
Gipfel dieses Berges ist kaum zu beschreiben. Zunächst sieht man unter sich alle
Ebenen des Breisgaues, durch Basel auf der einen Seite begrenzt, auf der anderen
durch Freiburg; jenseits des Rheins und aller Inseln, die er umfließt, sieht man
das Ober- und Unterelsaß bis Straßburg, eine Unzahl von Städten und Dörfern,
die in dieser schönen Provinz liegen, davon viele am Fuß der Vogesen, durch
die der Horizont begrenzt wird. Läßt man den Blick nach der Schweiz schweifen,
so sieht man den Anfang des Jura (der mich an Rousseaus Schilderung in seiner
Novelle „Heloise" erinnert), all die Schneeberge, die Gletscher, den Mont Blanc
usw., nahezu alle Berge der Schweiz. Rückwärts sehe ich die mir bekannten kahlen
Gipfel der Berge und in deren Mitte einige Weiler, was mich an das trübselige
Schwaben erinnert, wo ich, wie ich befürchte, den Winter abermals verbringen
werde. Alles in allem, habe ich an diesem Tag von dem, was ich gesehen habe,
einen unauslöschlichen Eindruck bekommen. Von Badenweiler aus, wo wir gegessen
hatten, mußten wir zweieinhalb Meilen bis zum Gipfel dieses Berges
steigen, der wohl eine der höchsten Erhebungen des Schwarzwaldes sein mag.

Montag, 21. September 1795: (Im Lager) . . . Heute ist Tag- und Nachtgleiche,
die uns eine Zeit ankündigt, in der wir unser Lager noch unangenehmer als bisher
schon finden werden, und es hat nicht den Anschein, als wären wir bereit, es zu
verlassen, zumal uns Drillich-Zelte in Aussicht gestellt sind, die uns in Kürze
geliefert werden sollen. Schon sind die Morgen sehr frisch. Die Luft ist von Nebel
erfüllt, überall ist Feuchtigkeit zu fühlen, alles, was uns umgibt, kündigt den
Herbst an, der für mich zwar nicht ohne Reiz ist, den ich aber lieber woanders
als im Lager verbringen wollte.

Samstag, 3. Oktober 1795: Die Tag- und Nachtgleiche, vor der ich mich wegen
des schlechten Wetters in ihrem Gefolge fürchtete, hat sich nicht sehr bemerkbar
gemacht, was mich sehr überraschte, denn seit ich in Deutschland bin, erinnere ich
mich nicht, ihr je entkommen zu sein.

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