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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 72
(PDF, 42 MB)
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wußte. „Aber, was sehe ich?" fragt Lafitte de Pelleport. „Inmitten dieses ländlichen
Plätzchens haben sie den Namen ihres erhabenen Gebieters aufgezeichnet.
Sie wollen, daß dieser in unserem Unglück so teure Namen immer in unseren
Sinnen und in unseren Herzen sei. Und die achtbaren Sprößlinge vom königlichen
Blut haben niemals die ehrenvollen Namenszüge Conde, Bourbon, Berry vergessen;
all ihre Gefühle kommen selbst in ihren Vergnügungen zum Durchbruch. Die
alten Chevaliers, die sie zum Vorbild nehmen, prägten ebenfalls ihre Namenszüge
durch ihren Geist. Woher kommt es denn, daß man der Liebe an diesem glücklichen
Aufenthalt keine Huldigung erweist? Sind die Franzosen von heute denn
gefühlskälter? Kennen Sie nicht mehr die Devise: „Et galants et terribles?" (Sowohl
liebenswürdig als auch furchtbar?) Gewiß! (Ohne Zweifel). Aber die Liebe
wünscht das Heimliche. Die Masse schüchtert sie ein, und dieses heitere Wäldchen
weiß nicht diesem zurückgezogenen Gott zu gefallen. Andere Götter vermögen
weniger, sich nicht darin wohlzufühlen. Schenkt von diesem Tempel die Hälfte an
Bacchus und bewahrt den Rest für die süße Freundschaft!"

Brief des Herzogs von Berry an den Grafen de Fouquet in Karlsruhe

„Müllheim, 2. September 1795.
Alle Bauern in diesem Land sind verabscheuungswürdig; in Bucingen (Buggingen
) haben sie einen Diener niedergemacht und am vergangenen Sonntag hat,
während der Prediger ihnen diesen Mord vorwarf und zu ihnen sagte, daß kurz
oder lang Gott sie strafen werde, hat der Blitz eingeschlagen und im Dorf einen
Brand entfacht. Die Gentilhommes des Kavallerieregiments noble Nr. 2 haben sich
zum Brand begeben und ihn mit großer Mühe gelöscht. Während dieser Zeit
haben diese gemeinen Kerle versucht, sie ins Wasser zu werfen und als einer tatsächlich
einen ins Wasser warf, warf ihm der Graf de Ghistelles einen Kübel an
den Kopf. Der Graf von Astorg, Kommandant der Schwadron, rief diese Herren
zusammen, und um ihre Undankbarkeit mit Wohltat zu vergelten, veranlaßte er
eine Sammlung, deren Ergebnis sehr beachtenswert war für denjenigen, dessen
Haus abgebrannt war. Wir alle haben etwas gegeben, der Prinz de Conde 25
Louis. Ich wäre glücklich, wenn der Markgraf dies wüßte; Landvogt (Amtmann)
Groos 24) soll davon an „Seling . . . geschrieben haben."

Brief des Prinzen de Conde vom 18. September 1795, Müllheim

„Die Bewohner dieses Landes sind alles andere als gut. Ich glaube, sie erwarten
mit Ungeduld die Patrioten (siehe Anmerkung 20), sie fangen sogar damit an,
bald unsere Leute zum Dessertieren zu veranlassen, bald sie niederzumachen. Ein
Angehöriger des Regiments Mirabeau wurde dieser Tage durch einen Gewehrschuß
getötet, um nichts und wieder nichts. Man sagt freilich, daß der Mörder
aus dem Breisgau sei. Auf einen Offizier des selben Korps wurde ebenfalls geschossen
, und so wie man uns oft Lebensmittel versagt wegen der Knappheit der.
österreichischen Verpflegungslager, was, wie man uns inzwischen versichert, aufhören
soll, verweigern die Einwohner sie uns oder verlangen einen ungeheuren
Preis. Im übrigen bin ich mit meinem Oberamtmann sehr zufrieden 15).a

Hier enden die Aufzeichnungen französischer Emigranten über ihre Erlebnisse
im Markgräflerland, besonders im Lager Steinenstadt und in dem Hauptquartier
des Ludwig Joseph von Bourbon, Prinzen von Conde in Müllheim während des
Jahres 1795. Sie berichteten uns von Haß auf französischer wie auf deutscher
Seite, von kriegerischen Auseinandersetzungen, von Schrecken und Tod, aber auch
von Wohlstand und Genuß und manchen gegenseitigen Hilfen und Freundlichkeiten
, ja schier freundschaftlichen Begegnungen. So etwa in einer Szene in einem
Markgräfler Rebberg zur Zeit der Weinlese, als Winzer vorbeikommenden Fran-

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