Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 86
(PDF, 42 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0088
Unter den Trauzeugen bei der Eheschließung Rapps mit der Freiin von Rotberg
ist sogar seine ehemalige Geliebte, Adele Juliane Mangin, geb. Boettcher,
beurkundert. (Aus dem Nachlaß von Eduard Frh. von Rotberg; Köln 12. 7 .1939.
Nach einer Fotokopie, vermittelt von Sigmund Frh. von Rotberg, Oberwinter).

Am 10. Oktober 1815 zeigte er hochbeglückt den Freunden in Paris und im
Elsaß seine Heiratsabsicht an.

Allen vorangegangenen Drangsalen und Verdrießlichkeiten zum Trotz ist er
nun überzeugt, in „Mamselle de Rotberg" das gesuchte Glück gefunden zu haben,
die zwar keine Mitgift, dafür aber den bezwingenden Liebreiz ihrer Jugend als
köstlichstes Hochzeitsgut mitbringen werde. Dazu sei sie aufrichtig gewillt, seine
Sorgen um die Zukunft seiner beiden Danziger Kinder zu teilen, diese mütterlich
aufzunehmen und zu betreuen. Sein ganzes Sinnen und Trachten würden sich
nun fortan ausschließlich dieser schönen Aufgabe an der Seite seiner geliebten
Gemahlin widmen. „Ich werde keine Dummheiten mehr machen, keine unnützen
Ausgaben mehr veranlassen und mich nur noch der Familie, der Frau und den
Kindern hingeben."

Und beide hielten auch, was sie versprochen hatten, er und sie, treu und dankbar
ergeben, sie vor allem großzügig und liebevoll, mit den selten gewordenen
Tugenden einer Ehegemeinschaft; sie duldete sogar später die weitere kameradschaftliche
Verbundenheit mit Julie, der letzten Geliebten und Mutter der Boett-
cher-Kinder, von der er sich nach der Heirat und der Aufnahme der Kinder in ihre
Gemeinschaft endgültig gelöst hatte.

Er selbst erwartete nun im Schloß zu Rheinweiler das ersehnte Heim, „mit
einer kleinen Frau, einem kleinen Haus in einem Garten" und lud von dort aus
seine besten Freunde und Kriegskameraden zur Hochzeitsfeier im kleinen Kreis
seiner neuen Familie im Schloß Ollweiler ein, vor allem aber als Trauzeugen zur
Trauung vor dem Standesamt zu Straßburg, die „incognito" in aller Stille am 12.
Jenner 1816 vollzogen werden sollte: den deutschen Vetter der Braut, Johann
Jakob Kessel, Feldmarschall und Offizier der Ehrenlegion, seinen Kriegskameraden
und Freund Wilhelm von Türckheim, Offizier der Ehrenlegion, den Gutsbesitzer
Heinrich Gau des Vauves, Ritter des Königl. Ordens St. Louis und seinen
Schweizer Sekretär J. J. Alex Stutz.

Die Flitterwochen wurden schon nach wenigen Tagen durch die laufenden
Kaufgeschäfte unterbrochen, da er zunächst immer noch zwischen dem Erwerb
von Ittenweiler und Wildenstein schwankte. Auf keinen Fall war er geneigt,
dem Rate einiger Freunde zu folgen, sich doch mit der Familie in sein Haus
nach Paris zu begeben, um sich der Langeweile auf dem Lande zu entziehen und
weiterhin die Verbindung mit den Bourbonen zu pflegen. „Sie täuschen sich sehr!"
Er ist glücklich in Rheinweiler, bei seiner jungen Frau und ihrer Familie, in der
guten Luft am Rhein." Obwohl man sich hier nicht im Sinne von Paris amüsiert,
erfährt man das Leben hier anders und ganz neu, fern den Intrigen der Politik,
mit ungetrübten Tagen".

„Er ist realistischer geworden", bemerken seine Freunde. Um die unglückseligen,
wirtschaftlichen Zwänge der Familie seiner Frau nahm er sich mit der Heirat als
wie um seine eigene Sache an. Die Verheerungen und Einquartierungen in den
vorangegangenen Kriegen hatten die Schuldenlast des Rheinweiler Gutes an den
Rand des Ruins geführt. In maßloser Not hatte sich die tapfere Witwe von Rotberg
, welche 9 Kinder geboren und aufgezogen hatte, nach dem Tode ihres
Mannes im Jahre 1813, mit Tatkraft und Eifer an alle zuständigen Instanzen
und Persönlichkeiten gewandt, vom Großherzog in Karlsruhe bis zum kaiserlichen
Hof in Wien, um ihre Schadensansprüche durchzusetzen. Am 17. April 1814
schrieb sie auch an „Excellance, den General Grafen Jean Rapp" die Bitte,
sich doch um Abhilfe ihrer „traurigen, unglücklichen Lage, die sie durch den Krieg
so äußrest hart betroffen habe, höheren Orts" einzusetzen. Somit kannte sie also
Rapp schon vor der Begegnung mit ihrer Tochter Albertine °).

86


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0088