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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 89
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0091
Die Vaterfreuden hatten sich schon zuvor eingestellt; mit großer Ungeduld hatte
er die Geburt seines ersten legitimen Kindes erwartet. Er schrieb seinen Freunden:
„Sie glauben nicht, wie glücklich ich bin. Meine brävste Frau, welche inzwischen
ohne Vorbehalt und rückschauende Eifersucht die beiden Boettcher-Kinder Hans
und Adele mit mütterlicher Hingabe aufgenommen und betreut hatte, gebar ihm
nun am 15. November 1816 einen „prächtigen Knaben", der nach Angaben von
Prof. Stintzi 8) zu Klein-Landau im Hause Berger zur Welt kam.
Seine noblen Götti und Gotten waren bereits bestellt:

Als ersten Paten hatte Rapp keinen geringeren als König Maximilian von
Bayern, seinen Danziger Kriegskameraden und Freund, eingeladen. Diesem
assistierten dessen Schwager, Großherzog Karl von Baden und dessen Gemahlin,
Stephanie de Beauharnais, die Adoptiv-Tochter Napoleons, weiter der Freund
Wilhelm von Türckheim, Theodor Waldner v. Freundstein u. a. einstige Kampfgefährten
. Nach diesen Paten-Freunden wurde auch der Junge benannt: Maximilian
, Karl, Moritz, Wilhelm, Johann, Michael, Theodor von Rapp von Rotberg;
gerufen wurde er „Max".

Im Jahre 1818 folgte dem Jungen das Schwesterchen Mathilde. Sie war zwar
nach Vaters Ansicht anfangs noch häßlich, verspreche ihm aber, einmal recht
hübsch zu werden.

Rapps Glück schien vollkommen zu sein und sich auf die anderen zu übertragen
. Er tummelte mit seinen Kindern in Haus und Garten, die er alle gleich
behandelte, nachdem er die beiden Danziger bereits schon mit seinem Namen in
die Ehegemeinschaft und alle ehelichen Rechte eingesetzt hatte. Er bemühte sich
um deren zielbewußte Erziehung: „Ich will nicht, daß er (Max) eingebildet wird.
Bevor ich sterben muß (!), und mein Sohn dem Hochmuth verfällt, werde ich ihn
nach Colmar führen und ihm das bescheidene Elternhaus seines Vater zeigen, ihn
an die christliche Humanität und an die Sprache der Freiheit erinnern und gewöhnen
".

Jedoch ein Schatten schob sich immer mehr und stärker über das sonnige
Familien-Idyll im Schloß zu Rheinweiler: seine angeschlagene Gesundheit als Folge
der vielen Verwundungen und Strapazen einer langen Soldatenzeit verschlimmerte
sich von Jahr zu Jahr. Immer häufiger suchte er die Bäder und Heilkuren zur
Besserung oder mindestens zur Linderung seiner heftigen Beschwerden auf, erst
Bad-Schinznach in der Schweiz, Griesbach im Renchtal (1818), Baden-Baden und
Badenweiler (1819). Mit leichter Besserung kehrte er danach immer voll Hoffnung
in sein geliebtes Heim und zu seiner Familie nach Rheinweiler zurück, um
seine liebgewordenen Gewohnheiten zu pflegen.

Der „Haudegen bei den Pyramiden, der Schläger von Austerlitz und Held von
Danzig" war schon vor der Besitznahme des Herrengutes am Rhein sehr krank,
schon 1816. Manchmal resignierte er dazwischen, wenn er sich bei seinen Freunden
über das „höllische Rauschen des Rheins vor dem Schlosse", dann über den „üblen
Geruch von einem stark bevölkerten Hühnerhof "beklagte, die seine Kopfschmerzen
verstärkten. Manchmal fielen ihm auch die zahlreichen und häufigen Besuche
lästig, die ihn wohl zerstreuten, aber auch zuweilen entmutigten. Wohl sind Besuche
wie die des großherzoglichen Paares für ihn und seine Frau Höhepunkte im
stillen Herrenhaus, und die Ankunft seiner alten treuen Freunde, welche immer
wieder und nicht oft genug die Lage und Einrichtung des kleinen Schlosses
„charmant" rühmten, wohltuende Abwechslungen, ermüdeten ihn aber zunehmend
. Wohl bekannte er dazwischen, daß ihm „die Luft hier wohl tue, er leide
nicht mehr halb so viel wie in Paris". „Ich bin ein ganzer Bauer geworden, und
so gefällt mir das Leben enorm. Die Kinder entwickeln sich vortrefflich und sind
sehr artig. Hans ist ein Teufel, Bref (?) ist die Idylle". Er würdigt die Zuneigung,
mit der ihn seine Frau umgibt, die er bei jeder Gelegenheit hoch und feierlich beteuert
. Seinen Freunden zeigt er voll Stolz sein Gut, über dem Strom die Au-
Mühle und das Forsthaus, die Inselwelt in ihrer urwüchsigen Schönheit des Stromlandes
, die Güter, welche er großenteils — um 2200 frcs. — verpachtet hat, vor

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