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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 99
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0101
Ein unbekanntes Portrait des Generals Rapp
von Paul Martin

Sinngemäße Übersetzung, geboten von Sigmund Frhr. von Rotberg. Aus dem Französischen
; Quelle vermutlich „Annuaire de Colmar", nach 1965. Die Erläuterungen in
Klammer stammen vom Übersetzer.

Die ohnehin geringe Zahl authentischer Bilder von General Rapp wird neuerdings
durch ein Ölbild ergänzt, das Freiherr Hans Ludwig von Rotberg (t 1967) dem Historischen
Museum von Rastatt in Baden 1965 als Leihgabe überlassen hat.

Rapp war mit dem König von Bayern, Maximilian-Joseph, als früherer Prinz von
Zweibrücken-Birkenfeld, ehemaliger Oberst-Inhaber des Regiment d'Alsace, das vor der
Revolution in Straßburg garnisoniert war, in Freundschaft verbunden.

Die Elsässer waren zu dieser Zeit gern gesehene Gäste am Münchner Hofe Maximilians
L, der stolz auf seine elsässische Herkunft war. Rapp gesellte sich zu diesen Getreuen
, war Gast bei allen Festen, glücklich, sich mit dem König auf elsässisch unterhalten
zu können, dessen Freundschaft er niemals aufgab, auch nicht nach dem Bruch
(Bayerns) mit Frankreich im Jahre 1813.

Erinnern wir uns nur der wichtigen Rolle, die Rapp während der Vorverhandlungen
über die Heirat von Eugene de Beauharnais mit der Prinzessin Augusta-Amelie, der
Tochter des Königs von Bayern, spielte, wie auch bei bestimmten militärischen Missionen,
mit denen er vom Kaiser selbst betraut wurde.

Dieser Hintergrund erklärt Ursprung und Herkunft dieses Portraits, das von Jean
Jacques de Loose, „Hofmaler Seiner Majestät des Königs von Bayern, gemalt in Mannheim
und beendet in Frankfurt, anno 1810", signiert ist. Es stellt Rapp im Alter von
39 Jahren dar (Maße des Gemäldes: Höhe 1,47 m, Breite 1,10 m) und entstand zweifellos
nach dem Leben während der Aufenthalte Rapps in den Rheinischen Hauptstädten.

Graf Rapp ist als Knie-Bild im Großen Anzug eines Divisionsgenerals dargestellt. Die
linke Hand hält den Säbel (im Original: sabre d'ordonnance), während die rechte auf
einen Plan der Feste Danzig zeigt, deren Gouverneur er war.

Die Brust ist mit allen ihm verliehenen Auszeichnungen dekoriert. Er trägt einen
dunkelblauen Waffenrock, dessen Kragen und Aufschläge auf hochrotem Grund reiche
Goldstickereien tragen, die Schärpe aus roter Seide ist von Goldfäden durchwirkt, und
auf den Schulterstücken befinden sich drei goldene Sterne zum Zeichen seines Ranges.

Die Rechte ruht auf dem Plan von Danzig, neben dem der mit Goldtressen verzierte
große Zweispitz zu sehen ist, mit der dreifarbigen Kokarde und dem weißen Federschmuck
eines „General en chef (= Oberbefehlshaber). Unter den Orden finden wir
den Stern eines Kommandeurs der Ehrenlegion, das Ritterkreuz des Ordens der Reunion,
den Stern des Ordens der Eisernen Krone Italiens, den Stern des Großkreuzes des Bayerischen
Maximilian-Joseph-Ordens, den Stern des Hausordens zur Treue von Baden, den
Stern des Ordens des Pfälzischen Löwen neben anderen Dekorationen. Dennoch dürften
einige Auszeichnungen wie das Schulterband des Großkreuzes der Ehrenlegion, der
Stern des Großkreuzes des Ordens der Reunion oder des Hausordens des Großherzogtums
von Baden, die ihm erst 1813 bzw. 1814 verliehen wurden, erst später dem Bild eingefügt
worden sein, einer allgemeinen Übung in einer Zeit rasch wechselnder Regime folgend.
In gleicher Weise dürfte die dreifarbige Kokarde am Zweispitz weiß übermalt worden
sein, um die kaiserlich Napoleonische Kokarde durch die des restaurierten Königreichs
zu ersetzen.

Rapp tritt uns in diesem Portrait als schöner Mann von stattlicher Erscheinung, und sich
seines Wertes wohl bewußt, entgegen, die Züge durch einen martialischen Hängeschnurrbart
als kriegerisches Zeichen seiner Persönlichkeit betont, ganz im Gegensatz zur damals
geltenden Mode des glattrasierten Gesichts.

Dieses Bild von mäßigem künstlerischen Wert, in öl auf Leinwand, kann nicht mit dem
hervorragenden Reiterportrait, 1814 von Jean Jacques Lagrenee in Paris 1739—1821
gemalt, verglichen werden, das im Museum von Colmar (Unterlinden) bewahrt wird und
einen stolzen und strahlenden Rapp mit wehendem Federbusch im Sattel eines Schimmels
zeigt, begleitet von seinen Freunden und getreuen Adjutanten, dem Kapitän (hier: Rittmeister
) Wilhelm von Türkheim und dem Oberst Marnier. Weniger dieserhalb als der
Vollständigkeit halber sei an die Darstellung erinnert, die uns der Baron Gerard in
seinem pompösen Großgemälde im Museum von Versailles hinterlassen hat, das den
Kaiser nach dem Siege von Austerlitz 1805 zeigt. Rapp, dessen bekanntes Gesicht dort
weniger gut getroffen ist, wird in wenig heldischer Haltung dargestellt, wie er sich (zu

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