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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 166
(PDF, 42 MB)
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Otto Kleiber 1958/59 veranstaltete; sie ist mit den schönen und adäquaten Zeichnungen
des Schweizer Graphikers Felix Hoffmann geschmückt. Von den Ausgaben
der „Alemannischen Gedichte" macht die von Heinrich Gäng mit einer Umdichtung
ins Hochdeutsche versehene von sich reden. Wie sehr Hebels Werk noch lebendig
ist, beweisen die fast nicht überschaubaren Teil- und Einzelausgaben, die mit
den Illustrationen bester Graphiker bebildert erschienen sind.

Ich habe in Fortsetzung eines Aufsatzes von Josef Dieffenbacher aus dem Jahre
1910, in einem Vortrag im Breisgau-Geschichtsverein Schauinsland 1960 versucht,
die illustrierten Ausgaben zu sichten, vorzuführen und nach Hebels eigenen
Kriterien für Illustrationen zu werten; Hebel entwickelte diese Kriterien, als der
Straßburger Kupferstecher Benjamin Zix für die dritte Auflage der „Alemannischen
Gedichte" drei illustrierende Stiche beitragen sollte, in der Korrespondenz
nach Straßburg. Von Illustrationen zu seinen Gedichten verlangt Hebel nach
diesen Äußerungen Nüchternheit in der Darstellung, Treue in der Wiedergabe des
Erscheinungsbildes von Trachten und Interieurs, Treue im Nachbilden der Gedichtsituation
. Prinzipiell verlangte Hebel von der Illustration „dienende Unterstützung
des Textes durch sachlich richtige Information und tadelte das Vorstellen
eines verfälschenden, wenngleich veredelnden Bildes, durch das die Phantasie des
Lesers in falsche Bahn gezwungen würde". — Es gibt neben diesen an konkreten
Angaben Hebels abgelesenen Prinzipien des Illustrierens aber auch andere, grundsätzlich
formulierte Aussagen Hebels, die zwar nicht auf Zeichnung und Illustration
direkt spielen, sondern auf schriftstellerischen Stil; indessen sind sie so präzis
gefaßt, daß sie auch auf Illustration anwendbar sind: Als Hebel 1815 ein Gutachten
zu Ewalds Bearbeitung von Christoph von Schmids „Biblischer Geschichte"
ausarbeitete, sprach er darin als von dem Haupterfordernis einer guten Schrift-
stellerei von „. . . jener ächten und edlen Popularität, die zwischen Gebildeten und
ungebildeten Lesern keinen Unterschied erkennend, aus dem Menschen hervorgeht
und den Menschen erfaßt, weil sie alles, was sie zu geben hat, zur klaren Anschauung
bringt, — nur durch Einfachheit und Natur, nicht durch conventionelle
Schönheiten im Ausdruck gefallen will, und nur auf jene, nie auf diese ihre
Effekte berechnet. Ihre Schreibarbeit verschmäht jeden unnötigen Wortaufwand,
sie ist gediegen, kräftig und würdig". An diesen Maximen, die praktisch jedem
Zeitstil eine Chance geben, habe ich die illustrierten Ausgaben von Hebelwerken
aus dem genannten Zeitraum zu messen versucht; der Vortrag erschien im „Schauinsland
", Jahrgang 78, im Jahre 1960.

An dieser Stelle muß auch die kleine Hebelbiographie von Wilhelm Zentner
angeführt werden, die 1948 erschien. Sie will die wissenschaftliche, mit Quellenangaben
und Sekundärliteraturhinweisen untermauerte von W. Altwegg nicht
ersetzen, sondern Gestalt und Werk des Dichters in schlichtem Berichten und
Deuten vor Augen führen. Sie tut dies in plauderndem Stil, hinter dem sich Kenntnis
der Fakten verbirgt, und hebt das Humane und Humanistische an Hebel hervor
. Sie ist ohne hymnische Verehrung geschrieben, aber aus einer tiefen Verehrung
vor dem Menschen Hebel heraus. — Ähnliche Intentionen suchte eine vielteilige
Reihe von Sendungen im Südwestfunk des Studios Freiburg zu folgen, die ich
selbst unter dem Reihentitel „Der unbekannte Hebel" dem interessierten Publikum
vorlegen konnte, — nur daß in dieser Reihe — die Manuskripte sind noch
ungedruckt — der literatursoziologische Aspekt einerseits und andererseits der
psychologische stark in den Vordergrund gestellt wurden, weil dergleichen Be-
rrachtungsweisen bis dahin der Hebelinterpretation ziemlich fremd geblieben
waren.

Eines ist im Berichtszeitraum leider ausgeblieben: Eine vollständige oder auch
nur annähernd vollständige Hebelbibliographie. Sie herzustellen war zwar bei der
Menge der anfallenden oft versteckt erschienenen Titel ein mühevolles Unterfangen
, aber trotzdem dringend zu wünschen. Die in der kleinen Karlsruher
Festschrift von 1960 stehende Auswahlbibliographie genügt nicht.

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