Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 167
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0169
Zum Nachleben Hebels gehört auch und schließlich besonders die große Ausstellung
, die im Karlsruher Sammlungsgebäude im Jahre 1960 zum 200. Geburtstag
Hebels aufgebaut war und die „Hebel und seine Zeit" vor Augen stellte. An
ihrem Zustandekommen hatten neben anderen Otto Ernst Sutter und Wilhelm
Zentner hervorragenden Anteil. Man sah dort Originalbildnisse und Dokumente
aus Hebels Lebensumwelt, eine — nicht einwandfreie, vom Rezensenten korrigierte
— Landkarte mit Hebels Lebenswegen, zeitgenössische Stiche und moderne
Fotos der Hebelorte, desgleichen Dokumente zum Nachleben Hebels in Werk
und Andenken — etwa die Fotos der Hebelpreisträger — oder Buchausgaben.
Eine kleine, von W. Zentner zusammengestellte Festschrift hält die Erinnerung
an diese außerordentliche Ausstellung lebendig. — Zur gleichen Zeit zeigte die
Universitätsbibliothek Freiburg aus ihren reichen Beständen in einer gutbesuchten
Ausstellung, was sie an Literatur von und zu Hebel besitzt; der Verfasser rechnete
es sich zur Ehre an, als Mitglied der Universitätsbibliothek und Hebelkenner die
Ausstellung zu gestalten.

Zum Abschluß des Referates schließlich noch einige Bemerkungen zu den Bildnissen
Hebels; auch das Porträt gehört ja — und nicht zuletzt — zum Nachleben
eines Menschen und zumal eines bedeutenden. Authentische, d. h. aus der Zeit
stammende OriginaJbildnisse Hebels sind nur in geringer Zahl bekannt gewesen
und erhalten; Karl Obser hatte sie 1926 zusammengestellt und besprochen: So
kennt man aus der Zeit der Lebenshöhe Hebels etwa das Alabasterrelief von der
Hand des Landolin Ohmacht, jetzt im Besitz der Stadt Karlsruhe. Dann die
getönte Kreidezeichnung von Feodor Iwanow, das der Universitätsbibliothek
Basel gehört. In Basler Privatbesitz befindet sich das idealisierende Pastellbildnis
Hebels von Philipp Johann Becker; es ist im Kirschgarten ausgehängt. Ein weiteres
, bisher unbekanntes Hebelporträt, dem Beckerschen in der Auffassung
ähnlich, war auf der Karlsruher Ausstellung erstmals zu sehen; auch es hängt
in Basel, im Kirschgarten. Vor kurzem nun, im Jahre 1961, ist nochmals ein
authentisches Hcbelbildnis zum Vorschein gekommen, dessen Existenz zwar in
Hebels Briefen und auch sonst belegt war, das jedoch nirgends veröffentlicht war
und das als verschollen galt: Dank dem raschen Zugriff des damaligen Direktors
der Universitätsbibliothek Freiburg, J. H. Beckmann, erfolgt auf Drängen des
Verfassers, konnte die Universitätsbibliothek Freiburg dieses subtile Porträt Hebels
aus rheinischem Privatbesitz erwerben, (s. Abb. 1). In Nr. 8 des Jahrgangs 1961
der Zeitschrift „Die Markgrafschaft" durfte ich es erstmals in originaler Größe
veröffentlichen, in Zusammenhang mit anderen zeitgenössischen Hebelporträts
stellen und würdigen. Auch das erste Heft der Freiburger Universitätsblätter
und das Alemannische Jahrbuch gaben eine Reproduktion des Porträts. Es
handelt sich um eine signierte Bleistiftzeichnung, die der Kupferstecher Christian
Friedrich Müller anno 1810 nach der Natur in Karlsruhe anfertigte. Nach
dieser Zeichnung Müllers hat zuerst Ludwig Riepenhausen 1814 einen Stich
gemacht, der aber nicht zu Müllers Zufriedenheit ausfiel — begreiflicherweise,
wenn man die Original vorläge kennt. Müller stach das Porträt 1814 dann
selbst; dieses Bildnis, im Achteck angelegt, ist recht bekannt. Wenige Jahre
danach stach nach der gleichen Zeichnung Müllers der Zürcher Johann Lips
das Porträt noch einmal. Die Freiburger Zeichnung nun übertrifft in ihrem genauen
Strich und in ihrer sanften Tonigkeit wie in der Lebendigkeit der Auffassung und
vor allem — im Vergleich mit literarischen Schilderungen von Hebels Aussehen
und Wesen — in der Glaubwürdigkeit der Wiedergabe nicht nur die drei nach
ihr gestochenen Bildnisse, sondern — und der Verf. ist sich sehr bewußt, was er
damit sagt — auch alle anderen Porträts. Ist nämlich das Relief Ohmachts von
der klassizistischen Strenge des Empire bestimmt, — ist das Beckersche wie das im
Kirschgarten ins Genialisch-Klassische überhöht, — liegt über dem Pastell Iwanows
zuviel slawische Düsternis, — so zeigt demgegenüber das Freiburger Porträt
die ganze komponenten- und facettenreiche Persönlichkeit Hebels in allen
Nüancen: Der Schädelumriß ist gerundeter als auf anderen Porträten Hebels, das

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