Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 191
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0193
Nun wartete jede der beiden Sippen darauf, der anderen eines auszuwischen.
Die ,Sonntagsvergehen' waren damals für so etwas besonders geeignet: Am Sonntag
hatte jeder Christenmensch, und das hatten alle zu sein, hübsch in die Kirche
zu gehen, keinerlei Arbeit zu verrichten, weder nageln, hämmern . . und wenn
eine Frau am Sonntag morgen Wäsche in den Garten hing, wurde sie ebenso
gestraft wie der Nachbar, der auf seiner Bank das Pfeiflein schmauchte und
,gopferdeckel' sagte.

Am Pfingstsamstag 1803 machte Michel Roßkopf dem ,alten Hagischt' die
größte Freude, als er nach Schliengen fuhr, um einen Wagen voll Wein zu holen,
den er nach Basel zu führen gedachte. . . . De Michel mit sine 30 Johr ufm Buckel
het aber sälle Pfingstsamschtig e bizzeli g'lotteret und so hets nümmi nach Basel
g'lenkt, numme no uf Fischige. D'Sunntigsordnig het au verbodde, daß me ohni
Erlaubnis vum Pfarrer ussem Dorf gange isch. So isch däm Michel nüt anders
übrig bliebe, als daß er si Wage voll Wii vors Hus g'stellt het, um dr Werchdig
abzwarte. Am Pfingstsunntig mueß es heiß gsi si. Im Censurbuech stoht: ,. . . und
durch die Hitze bedingt, sind die Führlinge (Weinfässer) verlachen und der Wein
hat getropft, getropft, getropft'. Wägedäm het de Michel am Pfingstmentigmorge
in aller Hergottsfrüehi si Chnecht us de Chammere gholt und gsait: ,Los, bring
mi Wage voll Wii do und do ane uf Basel und paß uf, daß die niemer sieht'.
So ischs gange, de alt Hagischt isch vor Freud fascht zu sim Schlofzimmerfenster
use keit und glii isch er zuem Pfarrer und het de Roßchopf a'zeigt.

Die Censur beschied: ,Die Dummheit des Roßkopf ist nicht straffrei, er hätte
wissen müssen, was ihm blüht, wenn er über die Pfingstfeiertage einen Wagen
Wein in die Hitze stellt'. Michel mußte zahlen. — Am 6. Juli 1803, als der Pfarrer,
von Schallbach herkommend, in die Sakristei wollte, schnappte ihn Michels
Schwiegervater bim Ärmel: ,So jetzt chömme Si mit mir, Herr Pfarrer, und
luege dort abe, dort ladet im Hagischt si Sohn am heilige Sunntig Grund uf si
Charre, und wenn mi Eidam wäge däm bizzeli Wii-füehre vo Euch g'stroft worde
isch, dänn würd jetz de Hagischt au g'stroft, Ordnig mueß si.' So geschah es auch,
und Michel Roßkopf rieb sich sicher schadenfroh die Hände."

Abbildung von G. F. Ros(s)kopf: Frau M. Boulgaris, geborene Roskopf, Ouchy-Lausanne,
Urenkelin von G. F. Roskopf, hat mir freundlicherweise die Photographie eines Bildes
ihres Vorfahren zugestellt. Die Photographie kann, weil zu unscharf, hier nicht wiedergegeben
werden, doch ermöglicht sie mir, die unbezeichnete Abbildung auf S. 14 der
Schrift „Roskopf-Verband", La Chaux-de-Fonds, als eines Bildes von G. F. Roskopf eindeutig
zu erkennen. Diese Abbildung wird hier vergrößert wiedergegeben.

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