Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 88
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0094
Von der Traube bis zur Flasche

von Erhard Kößler

Betrachtung über die heute vorwiegend genossenschaftliche Erfassung und

Ausbau des Weines

Die Entwicklung des Markgräfler Weinbaues ist eng mit der genossenschaftlichen
Erfassung seit der Jahrhundertwende zu sehen. Während Pfarrer Hansjakob
bereits Ende des vorigen Jahrhunderts in Hagnau am Bodensee den ersten Winzerverein
gründete, tat dies 1908 der damalige Ortspfarrer Müller in Schliengen
im Markgräflerland. Um die Jahrhundertwende bis zum 2. Weltkrieg zogen die
Wirte und Weinhändler mit ihren pferdebespannten, faßbeladenen Wagen durch
die Winzerdörfer, um den neu gekelterten Wein einzukaufen. In dieser Zeit war
eine jährliche Weinernte, wie wir sie heute kennen, keine Selbstverständlichkeit.
Die damals noch sehr stark auftretende Blattfallkrankheit (Peronospora), die aufgrund
der damaligen Spritztechnik und der vorhandenen Kenntnisse und Bekämpfungsmittel
kaum erfolgreich zu bekämpfen war, brachte oft mehrjährige
Ausfälle. Kam nach einem trockenen Sommer wieder ein richtiger Herbst (Ertrag),
so waren die vorhandenen Fässer bei den einzelnen Winzern meist unbrauchbar
geworden, was für die Winzer großen Schaden bedeutete. Die Rebfläche des
einzelnen Winzers war im Gegensatz zu heute relativ klein und diente vielfach
der Selbstversorgung, wie auch die Pflanzung der übrigen Kulturen. Nach dem
2. Weltkrieg brachte die industrielle Aufwärtsentwicklung auch im Weinbau eine
wesentliche Umwandlung. Die bis dahin meist extensiv geführten Tausendfüßlerbetriebe
wurden aufgegeben, teils aufgestockt zu Vollerwerbsbetrieben, andere
wiederum spezialisierten sich und viele betreiben den Weinbau heute im Zu-
oder Nebenerwerb. Mit diesem Wandel brachte auch die Flurbereinigung größere
Einzelparzellen mit einem gut zu befahrenden Wegenetz eine starke Verbesserung
mit sich. Hier ist auch die gleichzeitige Umstellung der bisherigen Europäerreben
auf die reblausresistente Pfropfrebe zu nennen, welche eine Festigung auch im
wirtschaftlichen Bereich mit sich brachte. Für den eigenen Bedarf bereiteten die
Winzer bis in die jüngste Zeit ihren Haustrunk aus dem Ansatz von Trester,
Wasser und oftmals unter Beifügung von Apfel- oder Birnenmost. So entstand
das Getränk für die ganze Familie. Mit der Belieferung der Haushalte mit
Getränken verschiedenster Art hat die Haustrunkbereitung nahezu aufgehört.
Hierzu führte auch die teils durch unsachgemäße Behandlung hervorgerufene
minderwertige Qualität mit den verschiedenartigsten Auswirkungen auf die Gesundheit
. Ein kleines Faß für die ersten Wochen nach dem Herbst treffen wir
dagegen auch heute noch in jedem Winzerhaus an. Gerade der Nachteil der
Faßlagerung im Anbruch hat dazu geführt, daß schon in den dreißiger Jahren
eine Umstellung auf die Flaschenvermarktung begann. Heute it Faßwein vielfach
nur noch bei jungen Weinen und in besonderen Fällen bei reifen Weinen, wo mit
einem schnellen Verbrauch gerechnet werden kann, angebracht. Die Kellerwirtschaft
ist heute, wie vielfach angenommen, nicht nur auf den Abschnitt von
der Traubenernte bis zur Flaschenfüllung ein wichtiger Faktor, sondern beginnt
bereits mit der Produktion, wie bereits angedeutet. Alle hier zu treffenden
Maßnahmen sind zu integrieren in die Bemühung aller Beteiligten, das Bestmögliche
aus der Traubenproduktion zu erreichen. Unter der Voraussetzung,
daß dem Winzer ein normaler Vegetationsablauf beschieden ist, kein Spätfrost
und Hagel eintritt, so kann er heute bei richtigem Einsatz der ihm zur Verfügung
stehenden Kenntnisse und Mittel der Technik und Schädlingsbekämpfung jährlich
mit einem sicheren Ertrag rechnen, vorausgesetzt, daß die durch Selektion verbesserten
Rebsorten mit der passenden Unterlage am richtigen Standort gepflanzt

88


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0094