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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 152
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0158
Gedanken zum Markgräfler Wein- und Heimatmuseum

Aus der Ansprache von Altbürgermeister Erich Graf zur Eröffnung
des Museums am 29. Juni 1979 im Bürgerhaus in Müllheim

Welch ein schönes Gefühl für einen lokalen Redner, wenn er nicht in die auf
Moll gestimmten Saiten der kommunalpolitischen Leier greifen muß, und wenn er
auch keinen Grund hat, in das grelle Hifthorn nimmersatter Wünsche und Forderungen
zu stoßen! Ich spreche vielmehr in Dur und als Dankender zu Ihnen. Wie
könnte dies auch anders sein angesichts eines freudigen Ereignisses, auf das wir so
lange gewartet haben!

Sie wissen: Im Jahr 1974 haben sich Heimatfreunde aus dem ganzen Markgräf-
lerland zum Verein für Volkstum und Heimat zusammengeschlossen, im Verdienst
vor allem von Dr. Fritz Fischer, Müllheim. Sie stellten sich als Hauptaufgabe, im
alten Rathaus am Marktplatz, dem ehemaligen Gasthaus „zur Krone", zusammen
mit der Stadt ein Wein- und Heimatmuseum zu schaffen als lebendige Dokumentation
für das ganze Markgräflerland. „Schrittweise" sollte dies geschehen, hieß es
damals in weiser Erkenntnis, daß ein solches Museum nicht vergleichbar sei der
Göttin Pallas Athene, die ja gleich fix und fertig dem Haupt des Zeus entsprungen
ist, daß vielmehr die Geburt eines Museums mit langer beschwerlicher Schwangerschaft
und komplizierter Niederkunft verbunden ist. Der erste erfolgreiche Schritt
ins Leben war eine kleine eindrucksvolle Ausstellung 1974, beschränkt auf einen
Raum; denn mehr stand damals nicht zur Verfügung. Nachdem uns in den folgenden
Jahren auch die übrigen 3 Erdgeschoßräume von der Stadt in renoviertem Zustand
übergeben worden waren, folgte als zweiter Schritt 1977 die Ausstellung
„Die Revolution 1848/49 in Baden". Im dritten Schritt ins Leben konnten wir
1978 den von der aufgeschlossenen Stadtverwaltung nach unsern Wünschen restaurierten
Keller übernehmen, der ja für unser Weinmuseum die unentbehrlichen Katakomben
abgeben sollte.

Für all diese Räume schulden wir Herrn Bürgermeister Sänger, dem Gemeinderat
und Stadtbaumeister Groß aufrichtigen Dank. Denn damit war die Zeit des anonymen
Magazinierens und des sterilen Thesaurierens vorüber. Und der Weg war
frei, die eigenen Bestände und die Leihgaben aufzuarbeiten, Urkunden, Geräte,
Werkzeuge, Möbel auszustellen. Dabei ergaben sich wie von selbst 4 Schwerpunkte:

1. das Blankenhornzimmer,

2. die beiden Beidek-Scheffelt-Räume, in denen sich überwiegend, aber nicht nur,
Dinge aus der gleichnamigen Stiftung befinden,

3. der lange Raum zum Binnenhof mit sonstigen Erinnerungsstücken unserer Stadt
und des Umlandes, vorab an die Alte Post, und jüngste sensationelle Funde aus
der Römerzeit aus unserer Martinskirche. Wir verdanken sie der Forscherarbeit
von Herrn Professor Werth, der erstmals im April dieses Jahres an der Südseite
der Martinskirche fündig wurde. Er hat damit wichtige neue Erkenntnisse zur
Orts- und Kirchengeschichte eingeleitet.

In diesem Raum sehen Sie ferner eine Ausstellung von 26 kostbaren farbigen
Dorf- und Stadtansichten, zusammengestellt von Herrn Museumsdirektor Dr.
Gombert, darunter unsere 9 eigenen Blätter und 16 dankenswerte Leihgaben
des Augustinermuseums (Dank an Museumsdirektor Hofstaedter) und das Blatt
Müllheim einer hiesigen Familie. Alle 26 gemalt von Johann Martin Morat aus
Stühlingen (1805 bis 1867). Er übte seine Malkunst gewissermaßen ambulant
aus, herumreisend zwischen Unterwaiden und Luzern bis hinunter nach Mittelbaden
. Es handelt sich dabei um Gouache-Malerei, d. h. ein Aquarellieren mit
Deckfarben. Die minutiöse Wiedergabe im Stil der Biedermeierzeit verleiht diesen
Orts- und Landschaftsansichten neben dem künstlerischen Reiz den Rang
zeitgeschichtlicher Dokumente. Gewiß werden Sie daran Ihre Freude haben.

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