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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 192
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0198
führen der Maische, auch um die zahlreichen Arbeiten im Rebberg das ganze Jahr
über, um die Verwertung des Rebholzes, um Schädlingsbekämpfung und vieles
mehr. Auch die Besteuerung muß entsprechend veranschlagt werden. Alles in allem
schon damals hohe Betriebsunkosten, zumal man fast ausschließlich auf Handarbeit
angewiesen war. Ohne die Hilfe von oft unter schwierigen und kostspieligen Bedingungen
zu erreichenden Taglöhnern waren größere Rebstücke nicht umzutreiben.
„Steigernd wirkt noch, daß die Arbeiten im Weinberg sich in ganz bestimmten
Zeitabschnitten zusammendrängen und daß auch der kleinste Besitzer zuerst seine
eigenen Reben bebauen will. Es findet eine förmliche Jagd nach Arbeitern statt.
Dabei spielt das Auftischen einer vorzüglichen Kost eine große Rolle ..." (Fischer
). Diesen Betriebsunkosten steht der Rohertrag gegenüber, danach erst kann
ein Reinertrag stattfinden und errechnet werden. Im Jahr 1914 konstatiert unser
Verf. ein Defizitbeispiel. 14,3 hl zum Preis von 55 Mark pro hl ergeben einen Erlös
von 786 Mark, einschließlich des Bodenzinses wurden hierbei Betriebsunkosten
von rund 920 Mark aufgewandt, demnach ca. 134 Mark Defizit. Im Jahr 1924/25
betrug der Hektoliterverkaufspreis 65 Mark, demzufolge der Erlös rund 930
Mark, allerdings standen diesem an Betriebsunkosten einschließlich Bodenzins ca.
1265 Mark gegenüber, so daß ein Defizit weit über 300 Mark verblieb. Erst ein
Erlöspreis von mindestens 85 Mark pro hl hätte das Defizit einigermaßen auffangen
können.

„Die Verschuldungsverhältnisse der Landwirtschaft im Amtsbezirk Müllheim"
behandelt das fünfte Kapitel. Ohne uns im einzelnen um detailliertes Zahlenmaterial
zu kümmern, können wir feststellen, daß die Verschuldung der Rebbauern
die Verschuldung der Landwirtschaft im allgemeinen nicht übertrifft. Sie erreicht
rund 30 Prozent des Grundbesitzwertes und deckt sich so in etwa mit dem Ge-
samtverschuldungswert des Landes Baden, „während der Kaiserstuhl, der wie das
Markgräflerland als Weinbaugebiet gekennzeichnet ist, nur 18 Prozent aufweist".
Selbstverständlich ist diese Verschuldungsquote innerhalb der einzelnen Gemeinden
des Markgräflerlandes sehr unterschiedlich, doch liegen die Verschuldungen
der ausgesprochenen Weinbaugemeinden keineswegs höher als die der übrigen Gemeinden
(Laufen 18 Prozent, Schliengen 28 Prozent). Zum großen Teil beruht die
Verschuldung auf Verpflichtungen des Besitzkredits, Kaufschilling (nach Anzahlung
von einem Drittel), und Erbgleichsteilungsgeld. Soweit die Zinslast aus den
laufenden Einnahmen eingebracht werden kann, fällt solche Schuldverschreibung
indes nicht besonders gravierend ins Gewicht. Kritisch wird eine Insgesamtverschuldung
von ca. einem Drittel erst für die Kleinbetriebe, die am Rand des Existenzminimums
leben. „Meist ist der private Kredit Besitzkredit, Darlehen spielen
eine durchaus sekundäre Rolle." In der Regel handelt es sich um 5prozentige Verschuldungen
, von Wucherfällen ist kaum die Rede. Doch „Krieg und Inflation
haben die Schulden wie auch die Geldersparnisse vernichtet", muß Fischer als Resümee
seiner Zeit konstatieren. Und: „Welche Lage durch die Lösung der Aufwertungsfrage
geschaffen wird, ist noch nicht klar zu übersehen . . . Der unbedingten
Forderung: intensivste Bewirtschaftung als alleinige Möglichkeit zur Erlangung
eines Ertrages, steht gegenüber: fast restloses Fehlen von Betriebskapital — Kreditnot
; dem heute schwer zu erlangenden teuren Kredit steht gegenüber Schuldennot!"
Ein Kreislauf, der unsere heutigen Markgräfler Rebbauern freilich in der Regel
nicht mehr und vor allem nicht mehr in solchem Maße bedrückt.

„Die Stellungnahme des Staates zum Weinbau" hat das letzte Kapitel der
Fischerschen Ausführungen zum Thema. Der Verf. ist darin bemüht, die spezifische
Stellung des Markgräflerlandes obenan zu setzen. „Dr. Blankenborn will das Verbot
nur für gewerbsmäßige Herstellung von Kunstwein und dessen Vertrieb, während
er für die Bereitung von Haustrunk eintritt" (der aus den Rückständen, aus
den Trestern evtl. unter Beimischung von Rosinen für eigene Zwecke in kleineren
Mengen gewonnen, jedoch nach dem industriereichen Wiesental geliefert werden

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