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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 204
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0026
4. Die Lörracher Stoffdruckerei im 19. Jahrhundert
von der Manufaktur zum mechanisierten und motorisierten Fabrikbetrieb

In dem unruhigen Zeitabschnitt von ca. 1804 bis 1808 mit dem Stillstand der Lörracher
Indiennne-Fabrik geht die erste, frühe Periode des Industrialisierungsprozesses zu Ende.

Auf dieser Stufe der Entwicklung haben die schon in dieser Phase gebräuchlichen Termini
wie 'Manufaktur', 'Fabrik' oder 'Industrie' selbstverständlich noch andere Bedeutung
als im heutigen Sprachgebrauch. 'Manufaktur' und 'Fabrik' meinen im späten 18.
und frühen 19. Jahrhundert noch in etwa dasselbe. »Sie bezeichnen meist einen geschlossenen
Großbetrieb mit arbeitsteiliger Produktion und stehendem Kapital«.88) In solchen
Betrieben, beispielsweise auch in Küpfers Indienne-Fabrik, werden verschiedene handwerkliche
Arbeitsgänge unter einem Dach zusammengefaßt, bzw. konzentriert; es wird
also bereits arbeitsteilig - nicht aber maschinell - produziert. Folgende Merkmale unterscheiden
diese Art der Produktionsform von der des Handwerks:

1. Massenfabrikation

2. Arbeitsteilung

3. Zunftfreiheit

4. unbeschränkte Arbeiterzahl

5. keine Ausbildungsvorschriften89^

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wandelt sich die Bedeutung des Begriffs 'Fabrik
', denn neben die Handarbeit tritt in den Betrieben die maschinelle Produktionsweise
, welche allmählich zu einer immensen Steigerung der Produktivitätsrate führt. Ein badischer
Abgeordneter definiert Fabrik im Jahre 1845 folgendermaßen: »Die Fabriken
unterscheiden sich von anderen Gewerben durch größere Ausdehnung des Geschäfts,
verbunden mit kostspieligerer Einrichtung, sowie durch Teilung der einzelnen Verrichtungen
und gewöhnlich durch ausgedehntere Anwendung von Maschinen«.90^

Dieser Wandel und die damit verbundene unerhörte Steigerung der Produktivität soll
in diesem Abschnitt der Arbeit wiederum am Beispiel der Lörracher Druckerei verfolgt
werden, welche bisher ausschließlich im Handdruckverfahren produziert hatte, das übrigens
erst im Verlauf des 20. Jahrhunderts vollständig von der maschinellen Produktionsweise
verdrängt worden ist.

Im folgenden soll zunächst in Form eines chronologischen Abrisses die Entwicklung
der Fabrik in organisationstechnischer Hinsicht verfolgt werden. Gleichzeitig müssen
jeweils verschiedene, von außen auf das Unternehmen einwirkende und seine Entwicklung
zeitweise hemmende politische und wirtschaftliche Ereignisse in die Darstellung
miteinbezogen werden. Als Gradmesser des Geschäftsganges und der sozialen Situation
der arbeitenden Menschen können mitunter die jeweils zugänglichen Beschäftigtenzahlen
dienen. Anschließend sollen technische Neuerungen als wesentliche Faktoren des
wirtschaftlichen Aufstiegs kurz beleuchtet werden. Nach dem Verhältnis Staat - Unternehmen
wird bei der Behandlung zoll- und steuerpolitischer Probleme gefragt; und
schließlich geht es um die Rolle des Fabrikanten Koechlin bei Badens Beitritt zum deutschen
Zollverein. Detaillierter analysiert und verfolgt werden soll insbesondere die Entwicklung
bis in die Jahrhundertmitte, während die 2. Hälfte des Jahrhunderts nur in
kurzgeraffter Form und unter Berücksichtigung wichtiger Stationen der Firmengeschichte
abgehandelt werden wird.

4.1 Neubeginn mit der Firma Merian & Koechlin (1808/09 - 1819)

Potentielle Interessenten für die zum Verkauf anstehende Fabrik finden sich endlich
im Jahre 1808. Das Handelshaus Merian, Basel, sowie die Fabrikantenfamilie Koechlin
aus Mülhausen im Elsaß erstehen den Betrieb nach längerem Feilschen von der Großher-

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