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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 210
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0032
1868
1881
1903

10
18

26"6'

Stimmen diese Zahlen, so kann aus ihnen leicht ersehen werden, daß die eigentliche
technische Revolution erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhundens stattgefunden haben
muß. Sie war gekennzeichnet durch eine früher nicht gekannte und für möglich gehaltene
sprunghafte Steigerung der Produktivitätsrate. Dennoch hielt sich das Handdruckverfahren
neben der maschinellen Fertigungsweise noch bis in die zwanziger Jahre des
20. Jahrhunderts hinein, da es für bestimmte produktionstechnische Verfahren noch
nicht entbehrt werden konnte.

Auch in den Vor- und Nachstufen des Produktionsprozesses (z. B. Bleiche, Dämpfe,
Appretur) wurden parallel zur Technisierung des Druckverfahrens zunehmend Maschinen
eingesetzt, welche das Innere der Fabrikationsgebäude allmählich grundlegend umgestalteten
.

Auch hinsichtlich der Energiegewinnung gab es gewaltige Veränderungen. 1881 sind
im Firmeninventar 3 Dampfmaschinen mit zusammen 280 PS, 20 kleine Dampfmaschinen
, 2 Turbinen von 45 PS und ein Wasserrad von 15 PS aufgeführt.117' Ein weiteres,
ganz wesentliches Element der Industrialisierung überhaupt ist der Eisenbahnbau. Er
verbessert sprunghaft die Transport-, Verkehrs-, und Kommunikationsmöglichkeiten.
Auch Lörrach und das Wiesental profitieren von den Erleichterungen. In den fünfziger
Jahren gehörten die Lörracher Fabrikanten zu den zähesten Forderern einer Verbindungslinie
zwischen Basel und Schopfheim und damit eines Anschlusses an die bereits
bestehende Rheintalbahn. 1860-62 wird die Strecke schließlich gebaut und 1876 bis Zell
erweitert. Bei diesem Projekt handelte es sich ursprünglich um eine Privatbahn, welche
aber schon bald vom badischen Staat käuflich erworben wurde.118'

Auf dem chemisch - technischen Sektor gelangen den Koechhns, die einige namhafte
Chemiker in ihren Reihen hatten, selbst mehrere bedeutende und weitreichende Erfindungen
. Daniel Koechlin beispielsweise fand heraus, daß mit Hilfe von Chlor die Einfär-
bung der Stoffe in den Farben Grün, Orange und Gelb möglich ist.119) Auch die Farbe
Türkischrot hat die Färbereibranche ihm zu verdanken. Sein Sohn Camille und besonders
sein mit vielen internationalen Preisen ausgezeichneter Enkel setzten diese Tradition
erfolgreich fort. Nicht zuletzt diesem, Horace Koechlin, ist die Auszeichnung der Firma
mit einer Goldmedaille auf einer wichtigen Ausstellung in Paris 1866 zu verdanken.120'
Die Medaille wurde aber auch für besondere Leistungen auf künstlerischem Gebiet verliehen
. Denn auch hinsichtlich der Dessinierung, der Farbgebung etc. hatten die Fabrikanten
meist eine glückliche Hand, was sich auf den Messen nicht selten in hohen Verkaufszahlen
niederschlug, aber auch als Hinweis auf die schon damals hohe Qualität ihrer
Produkte dienen kann.

4.4 Steuer- und Zollprivilegien

Der Großherzogliche Staat Baden fühlt sich im 19. Jahrhundert wie viele andere Staaten
auch den Ideen des wirtschaftlichen Liberalismus verpflichtet. Dementsprechend
läßt er sich in seinem Handeln leiten vom Grundsatz der wirtschaftspolitischen Neutralität
. In das Wirtschaftsgeschehen greift er nur sehr ungern ein, da solche Eingriffe als
'unnatürliche Mittel' angesehen wurden. Ausnahmen machte man nicht gerne. Nur
wenn ausländische Regierungen selbst die wirtschaftspolitische Neutralität mißachten,
greift der Staat mitunter zu entsprechenden Gegenmaßnahmen, um die inländischen Betriebe
nicht zu stark zu benachteiligen.1_,)

Die Koechlins verstanden es vor allem in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts
immer wieder, Druck auf die Verwaltung auszuüben und Ausnahmeregelungen auf
Steuer- und zollpolitischem Gebiet für sich herauszuschlagen. Die dabei erkämpften,

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