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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 212
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0034
nehmen. Auch in steuerlicher Hinsicht müssen die Verhältnisse für das Unternehmen
paradiesisch gewesen sein. Da ihnen die Gewerbesteuer erlassen wurde, bezahlten sie
beispielsweise im Jahre 1827 an Steuern insgesamt die im Verhältnis verschwindend geringe
Summe von fl. 168 kr. 30.128 Solche großzügigen finanziellen Erleichterungen
können Belege sein für die herausragende Stellung und Bedeutung des Unternehmens in
den Augen des Staates und der Öffentlichkeit.

Die Koechlins, gewiefte Taktiker und bis zum äußersten auf ihren Vorteil bedacht, ließen
nichts unversucht, die erheblichen Zollnachlässe auch auf Fabrikationsgeräte bzw.
Produktionsmittel auszudehnen. Bei den großherzoglichen Eisenwerken in Hausen georderte
Eisenkessel konnten dort aus technischen Gründen nicht produziert werden,
weshalb die Bestellung an eine Basler Gießerei weitergeleitet werden mußte. Diese Kessel
wollten die Unternehmer nun aus Basel zollfrei einführen und richteten - auch in diesem
Falle mit Erfolg - ein entsprechendes Gesuch an die Behörden. Diese hatten vor, in
künftigen ähnlichen Fällen gleich zu entscheiden, so daß dieser Vorschlag der Koechlins
in der Folgezeit auch anderen Firmen des Landes zugute kam.129

Aber in den Jahren 1829/30 sehen die Koechlins Grund zur Klage. Wie aus einem
Schreiben vom 2. 9.1829 hervorgeht130, verlangte das Oberzollamt jetzt plötzlich Ausfuhrzoll
und wollte auch die gewähnen Erleichterungen bei der Einfuhr von Rohware
ignorieren. Der Gebr. Koechlin verwiesen in diesem und auch in anderen Schreiben auf
das ihnen 1823 erteilte Privilegium (s. o.) und forderten schon jetzt, dieses zu verlängern.
Im September 1830 erhielten sie aus Karlsruhe die vorsichtige Antwort, daß das alte Privileg
, welches auf 10 Jahre erteilt wurde, von den Ämtern eingehalten werden müsse und
im übrigen ja noch 3 Jahre fortbestehe, »im Laufe derer sich die Zoll- und Handelsverhältnisse
in mehrfacher Beziehung ändern können, die Erteilung eines Privilegiums (also
) jetzt noch nicht stattzufinden braucht«. 131 Aus dieser Formulierung wird ersichtlich,
daß sich die Regierung die Hände freihalten wollte im Hinblick auf eine bereits in der
Diskussion befindliche Zollvereinigung der deutschen Staaten.

Aber das Bezirksamt Lörrach versuchte permanent, die ihm übergeordneten Behörden
dahingehend zu beeinflussen, daß die Privilegien des Unternehmens erneuert und verlängert
würden. Es sei, so das Amt, gerade zum gegenwärtigen Zeitpunkt - der entsprechende Brief
datiert vom 18.11.1830 - weise, Handel und Industrie zu beleben und zu fördern »und die
größt mögliche Zahl von Arbeitern in Nahrung und Thätigkeit zu erhalten; denn der im
Nahrungsstand erhaltene, sein Auskommen gesichert sehende Bürger ist auch ein ruhiger
Bürger, wogegen sich auflösende Etablißements jedesmal auch den Ruin und die Verarmung
von Hunderten von Familien zur Folge haben, und diese arbeit- und nahrungslosen Menschen
Elemente der Unzufriedenheit und Gährung werden müssen«.132 Also nicht nur die
Sorge um das soziale Wohlergehen der Untertanen ließen das Bezirksamt hier so vehement
für die Druckerei Koechlins eintreten, sondern ganz offensichtlich die Furcht vor sozialen
Unruhen oder gar revolutionären Erhebungen wie sie Frankreich im gleichen Jahr erlebt
hatte.

Die Zollprivilegien wurden daraufhin nochmals verlängert, aber aufgrund der bestehenden
Zollvereinsdiskussion lediglich auf Widerruf und ohne zeitliche Garantien.

4.5 Die Koechlins und Badens Anschluß an den Zollverein

Der Beitritt Badens zum Deutschen Zollverein ebnete den Weg für die forcierte wirtschaftliche
Weiterentwicklung des Wiesentales und damit auch des Lörracher Raumes.
Das Großherzogtum stand dem Anschluß zunächst aber eher abwartend gegenüber, da
es wirtschaftliche und auch politische Nachteile befürchtete. In wirtschaftlicher Hinsicht
sah Baden besonders den bisher durch Zollschranken kaum behinderten Handel
mit der Schweiz gefährdet, mit der man seit jeher vielseitige und äußerst nützliche Verbindungen
unterhielt. Um ein Beispiel für die erheblichen zolltariflichen Veränderungen
und die damit verbundenen Erschwernisse für den Handel zu geben, möchte ich den

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