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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 231
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0053
Der Zustand des Grenzacher Gewerbes ums Jahr 1785

mitgeteilt von Erhard Richter

Nach dem Tode des Karlsruher Gymnasialprofessors Heinrich Sander gab sein
Freund Georg Friedrich Götz im Jahre 1785 aus dessen Nachlaß zwei Bände unter dem
Titel »Kleine Schriften« heraus. Im 2. Band dieser Ausgabe befindet sich ein sehr interessanter
Artikel über das Grenzacher Gewerbe ums Jahr 1785.

Der Verfasser wurde am 25. November 1754 als Sohn des Nicolaus Christian Sander,
»Kirchenrath, Specialsuperintendent und Pfarrer in Köndringen«, geboren. Schon 1762
schickte ihn sein Vater auf das damalige Pädagogium und die Realschule von Lörrach,
wo er ein Jahr verblieb. Von 1769-1772 besuchte er dann das Gymnasium Karlsruhe und
anschließend die Universität Tübingen sowie die Akademie von Göttingen. Im Jahre
1775 wurde er mit 21 Jahren Professor am Gymnasium Karlsruhe, und bald darauf ernannten
ihn die »Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin« sowie die »Fürstlich
. Anhaitische teutsche Gesellschaft in Bernburg« zu ihrem Ehrenmitglied.

Im Jahre 1781 unternahm Heinrich Sander seine erste Reise in die Schweiz, die 14 Tage
dauerte und von Schaffhausen rheinabwärts nach Hause zurückführte. Dabei könnte
Sander auch über Grenzach gekommen sein, doch setzt seine genaue Kenntnis der hiesigen
Verhältnisse einen längeren Aufenthalt in unserem Ort oder in Basel voraus. Da Sander
nach dieser ersten Schweizerreise noch mehrmals unser Nachbarland besucht hat,
bestand für ihn auch nach 1781 noch die Möglichkeit, den Zustand des Grenzacher Gewerbes
so genau kennenzulernen. Im Jahre 1785 erschien dann-wie oben erwähnt-sein
zweibändiges Werk, so daß sich Sanders Darstellung genau auf die Jahre 1781-85 datieren
läßt.

Den Text habe ich zum besseren Verständnis mit erläuternden Anmerkungen versehen
, ihn aber sonst sprachlich unverändert gelassen.

Heinrich Sander: Nachricht von den Gewerben zu Crenzach

So heißt ein Marggräflich Baadischer Ort im Oberamt Röteln, der durch seine Verbindung
mit Basel in der teutschen Länderkunde merkwürdig ist. Er ist nur eine Stunde von
Basel entfernt, stößt an den Bann der Stadt, liegt zwischen Bergen, und grenzt auf der einen
Seite an das Oesterreichische und auf der andern an das Schweizerische Gebiet. Der
Bann des Ort ist an sich sehr klein, Wald und Rebenberge nehmen das meiste davon ein,
daher wächst nicht genug Getraide im Ort. Die meisten Einwohner kaufen Frucht, doch
baut man Spelz1 , Roggen und Gerste; auch etwas Haber, doch beträgt der Zehendenhaber
oft kaum einen Sack. Gesundes herrliches Brunnenwasser hat man hier, weil es von
hohen Bergen herabfällt. Das Futter, das im Ort wächst, ist gut. Einige Wiesen können
gewässert werden. Hr. Landschreiber Bub, der jezt in Mahlberg die Landwirthschaft
mit eben so viel Glück als Einsicht treibt, hat dem Dorf Crenzach die Wässerung eingerichtet
. Die Bürger können das, was ihnen an Futter abgeht, sehr wohlfeil in der benachbarten
Stadt Rheinfelden kaufen, wo man über diesen Absatz froh ist. Die Baseler Bürger
holen ein viel schlechteres Futter im Wiesenthal. Sehr viele Nußbäume stehen überall
im Bann, so daß man in einigen Jahren schon etliche Tausend Sester Nüsse gesammlet
hat. Hanf und Flachs wird wenig gebauet, aber Grundbinv so viel nöthig sind. Einer der
wichtigsten Vortheile des Orts ist die Menge des besten Weins, der hier gebaut wird auf
Bergen und in der Ebene. Man hat weissen und rothen Wein. Doch ist der rothe Crenza-
cher vorzüglich gut, wird im Lande verkauft, aber noch weit mehr wird davon ausgeführt
nach der Schweiz, nach St. Gallen, nach dem Glarnerland etc. Ferner wachsen in
Crenzach sehr viele Kirschen. Die sehr frühen werden in Basel um baares Geld theuer

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