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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 240
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0062
Die Entwicklung der Gemeinde Grenzach und der Firma Hoffmann-La Roche lief
während den Dreißiger Jahren parallel bis auf den Umstand, daß die gesamte Verwaltung
der Firma nun in Berlin residierte und erst durch die Kriegsereignisse wieder nach
Grenzach zurückkehrte. Sie hieß damals F. Hoffmann-La Roche & Co AG Berlin,
Werk Grenzach in Baden. 1934 sind 36 Präparate im Angebot, heute sind es über doppelt
so viele. Interessant für einige Leser dürfte die Tatsache sein, daß man 1934 nur 14 der
genannten Präparate als »kassenübliche Präparate für wirtschaftliche Verordnungsweise
« eingestuft findet.

Der zweite Weltkrieg ließ erneut die Schwierigkeiten aufleben, die die Firma schon
während des ersten Weltkrieges erfahren hatte. Glücklicherweise wurde sie wie auch die
Gemeinden Grenzach und Wyhlen insgesamt von Kriegsereignissen verschont. Die vielen
Einwohner, die dem Krieg zum Opfer gefallen sind, und die Flüchtlinge, die-später
als anderswo - den Gemeinden zugewiesen wurden, stellten hohe Anforderungen an das
Organisationstalent der Verwaltung, des Gemeinderates aber auch an die allmählich
wieder Tritt fassende Industrie. Es entstand noch unter der Besatzung der französischen
Armee die »Deutsche Hoffmann-La Roche AG Grenzach, Baden«. Sie bot insgesamt 48
Präparate (1949) an, darunter die altbewährten pflanzlichen Wirkstoffe, Drüsenhormone
und Vitamine, neben Schmerzmitteln und Roborantien.

Die Verbesserung der Infrastruktur beider Gemeinden nahm in den Fünfziger Jahren
ihren Anfang und wurde maßgeblich durch die Einkünfte aus der Gewerbesteuer der Industrie
ermöglicht. Da diese sich zum überwiegenden Anteil in der Ortschaft Grenzach
befand, konnte Wyhlen mit der Erneuerung nicht mithalten. Immer stärker wurde klar,
daß Grenzach, wie eh und je eingeklemmt zwischen der Schweiz und dem Rhein, an Geländemangel
litt, Wyhlen hingegen bei beträchtlichem Landbesitz Mangel an Einkünften
hatte. Was lag näher, als die Gemeinden zu vereinigen? Die lange politische und religiöse
Trennung der Ortschaften ließ gegen solche Ideen Widerstand aufkeimen. Vermeintliche
Privilegien wollte man nicht einer ungewissen gemeinsamen Zukunft zum
Opfer bringen.

So gelang es nur mit gelindem Zwang von seiten der Landesregierung, 1975 den Zusammenschluß
zu erreichen, der beiden Gemeinden, wie wohl jeder inzwischen einsehen
muß, zu Nutz und Frommen geworden ist.

Die Beheizung des »Hauses der Begegnung« und des Schwimmbades erfolgt mit dem
Uberschußdampf der Firma Hoffmann-La Roche, der aus 2 Dampfkesseln stammt, die 4
Turbinen betreiben, die ihrerseits so viel Energie liefern, daß sie dem Bedarf aller Haushaltungen
einer Stadt von der Größe Freiburgs entspricht. Mit diesem Dampf wird das
Werk auch mit Heiz- und Prozeßwärme gespeist. Diese Nutzanwendung guter Zusammenarbeit
sowie das Mäzenatentum der Firmen in kulturellen Belangen und des Sportes,
die Stiftungen und nicht zuletzt die Steuereinnahmen für die Gemeinde schaffen eine enge
Interessenverflechtung zwischen ihr und der Industrie im allgemeinen und Hoffmann
-La Roche im besonderen. Die Firmentreue der Mitarbeiter drückt sich dadurch
aus, daß 1980 0,8% der Belegschaft schon 40 Jahre, 1,2% zwischen 35 und 39 Jahre,
2% zwischen 30 und 34 Jahre, 6,5% zwischen 25 und 29 Jahre und 8,9% zwischen 20
und 24 Jahre für die Firma tätig sind; jeder neunte Mitarbeiter bei Hoffmann-La Roche
ist länger als 25 Jahre in der Firma tätig.

In Wyhlen wurden Wohnungen für Mitarbeiter der Firma erstellt, die den Nach-
kriegswohnungsmangel beseitigen halfen. In Roche-eigenen Häusern wohnen gegenwärtig
(1980) 320 Beschäftigte. Da die anderen Firmen zum großen Teil ebenfalls zur
Wohnraumbeschaffung beigetragen haben, ist auch hierdurch die Infrastruktur der Gemeinde
Grenzach-Wyhlen erheblich verbessert worden. Preiswertes Bauland im Gewann
Rippel, ehemals zum Bärenfelsischen Hofgut gehörig, wurde in den Nachkriegsjahren
den Mitarbeitern überlassen und für den Eigenheimbau zinsgünstige Kredite gegeben
. Die Industrie förderte auch das ortsansässige Handwerk, indem zahlreiche Aufträge
, auch regelmäßig wiederkehrende Daueraufträge an einheimische Firmen, verge-

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