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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 291
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0113
Webet roti Siideband!
Isch der Ischuss Euer Bluet?
Bluet isch, was ych fehle duet.
Läf und Augen übernächtigt,
Aber d'Bändel farbeprächtig -
Eui zaarde junge Brüscht
So verwälcht und abedüscht -
Webet, Maidli, webet!«

Auf diese damals gesundheitsschädlichen Auswirkungen der Industrie auf den in ihr
Räderwerk eingespannten Menschen finden sich auch Hinweise in Burtes Roman »Wilt-
feber« (1912), wo in dem Kapitel über das Turnfest »Auf dem Hohen Kapf« zwei Weber
in verbitterter Stimmung über ihre Arbeit berichten: »Wenn du jahraus, jahrein von
morgens früh bis abends spät an drei englischen Stühlen weben müßtest, auf dem Plättleboden
, von den lausigen Zetteln und dem Lärmen und der Luft und dem Zittern vor den
Augen nicht zu reden, so würdest du die Milch bald herabgeben ...« - »Oder wenn so
einer den Wollschweiß und die Schlichte hineinschnauft den ganzen Tag und des Nachts
neben der Gase (Gasi = Gaswerk) schläft, das schlaucht und butzt einen...«

Angesichts dieser negativ-realistischen Äußerungen wirkt es fast tröstlich, wenn Hermann
Burte in wenigstens einem alemannischen Gedicht zum Thema der Arbeit in der
Weberei heitere und keck-humorvolle Töne anschlägt. Es ist das Porträt der »Schönen
Seidenweberin« (»Madlee«, S. 56):

»Vo Alle, wo uf Röttie göhn
Un webe Stoff und Band,
Isch Kaini so durane schön
Wienich, so flott im Stand...

...My Schnyder seit, mit some Gstell
Ghört in Paris inn glebt
Bym Pakäng as Probiermamsell:
Dasch andersch weder gwebt.

Jä nu, jez standi do un bschau

Bym Webe so der Stoff

Un denk, das gebt mir Bluusen au,

Am Hals ewenig off -

Das Paillette un seil Merveijöh

Die hän e bsundere Reiz,

Das chunnt halt alls in d'Hotvolee:

Ich wibs un selli treits...«

Die stolze und schlagfertige »Fabriklerne« scheut sich auch nicht, ihre Meinung zu sagen
über die reichen »Heeregumper«, die »Pfitzer«, die sie umschwirren - und das Gedicht
enthält somit wiederum manche Anspielung auf die damals so spürbar vorhandenen
sozialen Unterschiede.

Der Wandel zu erfreulicherem Denken und besseren Zuständen auf sozialem Gebiet
spiegelt sich in späteren Gelegenheitsgedichten Burtes. So würdigt er 1930 einen Unternehmer
des Wiesentals mit den Strophen:

»...Ein idealer Arbeitgeber,

Ein Freund und Mitmensch Deiner Weber,

Willst Du, daß für den Gegensatz

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