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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 301
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0123
Der Kopf des Agrippa trägt stets den Schiffskranz, die sogenannte Corona navalis, die
ihm nach dem Seesieg über Sextus Pompeius am 3. September 36 v. Chr. bei Naulochos
in der Nähe von Messina verliehen worden ist. Diese Kränze wurden aus Goldblech hergestellt
, wobei man vorne ein oder zwei symbolische Schiffsvorderteile einfügte.78)

Dieser Agrippa wurde im Jahre 13 v. Chr. zum eigentlichen Mitregenten des Kaisers
erhoben, doch starb er schon ein Jahr darauf.

Die abgekürzte Inschrift IMP. DIVI F. bedeutet Imperator Divi Filius = Feldherr,
Sohn des göttlichen (Caesar) und kann sich nur auf Octavian beziehen, der ja von Caesar
als Adoptivsohn angenommen worden war. Im Jahre 27 v. Chr. erhielt dann dieser Imperator
Caesar Divi Filius auf Antrag des Munatius Plancus als princeps des Staates den
Titel Augustus, der Erhabene.79'

Die Besiedlung des rechtsrheinischen Gebietes

Wie wir gesehen haben, waren die Römer nach der Schlacht im Teutoburgerwald (9 n.
Chr.) gezwungen, ihre rechtsrheinischen Eroberungspläne aufzugeben und die Rheinlinie
zu sichern. Am Hochrhein sind die Kampfhandlungen sogar schon 9 v. Chr. abgebrochen
worden, als das Unternehmen des Drusus am Niederrhein scheiterte und mit
dem Tod des Feldherrn endete. Damals wurde dann auch das vorgeschobene Lager
Dangstetten aufgegeben und die dort stationierte 19. Legion wahrscheinlich an den Niederrhein
verlegt.80^

Nach diesem ersten gescheiterten Versuch begann dann aber noch vor der Mitte des
ersten nachchristlichen Jahrhunderts die Besitznahme eines Streifens des rechtsrheinischen
Gebietes zwischen Rhein, Fuß des Schwarzwaldes und Odenwald. Archäologisch
bezeugt war lange Zeit nur die Eroberung des Donaugebietes spätestens unter Claudius
(41-54 n. Chr.) und die Anlegung von Kastellen in Brigobanne (Hüfingen) und längs der
übrigen Donaugrenze.81) (Abb. 28)

Schon im Jahre 1927 hatte F. Stähelin aufgrund einer Haltinger Keramik aus claudi-
scher Zeit vermutet, daß »hier schon um die Mitte des 1. Jahrhunderts ein Streifen
rechtsrheinischen Landes okkupiert« worden sei.s: Für diese lange verkannte frühe Besiedlung
des rechtsrheinischen Gebietes hat dann Friedrich Kuhn zahlreiche Fundbelege
zusammengestellt.8j! In unserem Bereich sind dabei vor allem die bei der Ausgrabung des
Alemannenfriedhofes von Herten zwischen 1930 und 1934 gefundenen frührömischen
Gefäßreste bedeutsam. Unter ihnen befindet sich nämlich eine beachtliche Zahl von Terra
sigillata aus der Zeit des Claudius und Nero (41-68 n. Chr.), die in keinem inneren Zusammenhang
mit dem alemannischen Gräberfeld stehen. Dieses Terra sigillata-Geschirr
lag auf einer Fläche von 60 x 10 m und in etwa 10 Gruben unter den westlichsten Gräbern
des Friedhofes. Keine 100 m nordwestlich von diesen Gruben fand Kuhn 1937/38 einen
2,5 bis 3 m breiten Spitzgraben, der nicht zum spätrömischen Brückenkopf gehören
kann. Schon damals fragte sich der Ausgräber, ob man aufgrund der frühen Sigillaten
und des Spitzgrabens nicht »an einen militärischen Stützpunkt in frührömischer Zeit«
denken müßte.84' Max Martin hält diese Vermutung für sehr wahrscheinlich, zumal ja
1974 in Riegel am Kaiserstuhl ein lange gesuchtes Kastell aus claudischer bis domitianischer
Zeit nachgewiesen wurde. '

Inzwischen ist auch bei Sasbach am Fuß des Limbergs ein größeres Kastell oder Lager
entdeckt worden, das wahrscheinlich mit dem claudischen Kastell von Riegel in Zusammenhang
steht.86) (Abb. 28)

In Weil a. Rh. stieß man 1977 auf ein Brandgrab mit einer sehr schönen Distelfibel,
und in der Folgezeit wurde dann das dortige Brandgräberfeld aus claudischer Zeit aufgedeckt
, das bis in die 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts belegt gewesen ist.87) (Abb. 29) Nach
G. Fingerlin bestätigt dies die schon früher geäußerte Vermutung, »daß eine römische,
zumindest aber romanisierte Gruppe an diesem Platz noch vor der Mitte des 1. nach-

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