Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 162
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0164
Eine alte Breisgau-Sage

Eines unserer ältesten Mitglieder, Herr Friedrich Vortisch sen. in Lörrach, hat eine historische
Sage aus dem Kreis der nordischen Heldensagen ausfindig gemacht, die er an
der Frühjahrstagung 1983 in Burkheim a. K. unseren anwesenden Mitgliedern durch den
Vorsitzenden vortragen ließ.

Des allgemeinen Interesses wegen sei der Beitrag hier festgehalten.

In den Neujahrsblättern der Badischen historischen Kommission ist 1904 im Verlag
der Winter'schen Universitätsbuchhandlung Heidelberg eine »Heldensage im Breisgau«
mit ihren historischen Uberlieferungen und Parallelen beschrieben worden von Friedrich
Panzer, einem damals bekannten Germanisten der Heidelberger Universität.

In einer Seminarbibliothek der Straßburger Universität fand sich in einem um 1450 geschriebenen
Manuskript die Kopie einer Sammlung mittelhochdeutscher Gedichte, einer
Art »Recken- und Heldenbuch«. U. a. die Sage von einem »getruwen Eckhartt von
Brisach, von dem geslehte der Harlinge; der waz ouch diz lands in Eilsas und Prisgowe«.
Später heißt es dann: »Das waz daz land in Prisgowe und umb Brisach. Wanne sin (des
keisers Ermentrich) bruder Harlung hatte gelossen zween Sien (Sün), daz waren zween
starg junge kinge und waz ynen zuo vogette geben, ir lant zu besorgent und zuo ein
zuchtmeister ein her, der was ein held und was genand »der getrüwe Eckhartt«, der waz
gesezzen uff einer birge (bürg) niderwendig Brisach.«

In der weiteren Schilderung werden Dietrich von Bern, also Theoderich der Ostgote
in seiner Stadt Verona, der Hunnenkönig Etzel und andere, der Venusberg und sonstige
sagenhafte Personen und örtlichkeiten genannt, die in dieser Sage eine Rolle spielen.
Festzuhalten ist für die tatsächlichen geschichtlichen Ereignisse und Vorstellungen folgendes
:

1) Auch in der nordischen Sagenliteratur gibt es einen ausführlichen Parallelbericht, der
das Alter der Breisacher Sage bestätigt.

2) Diese sogen. Harlungen-Sage hat, wie der Verfasser Panzer nachweist, keinen geschichtlichen
, sondern mythischen Hintergrund, der dem nordischen Sagenkreis gemeinsam
ist und in unserem Fall die südlichste bekannte Form dieser Sage darstellt.

3) Auch hier kommt die Vorstellung von der »Wilden Jagd« und dem »Wilden Heer«,
im Alemannischen auch Wüetisheer (Wotansheer) geheißen, vor; eine Bezeichnung,
die in der Innerschweiz vor allem für Herbststürme bis heute sprachlich lebendige
Uberlieferung ist. Sie war immer und überall, so auch hier im Breisgau eben mit den
Bergen verbunden, mit denen des Schwarzwalds und des Kaiserstuhls und speziell
mit dem isoliert stehenden Eckartsberg, der, wie wir oben sahen, seinen Namen eben
vom genannten Getreuen Eckhard hat, dessen Sitz er ist.

Die historischen Bezüge, die wir mit der Sage verbinden müssen, ergeben sich aus folgenden
Urkunden:

Einer des Bischofs Heinrich von Basel, mit dem Kaiser Heinrich VI. im Juli 1185 »den
Berg Breisach« und den Berg, der genannt wird »Eggehartberc« teilt.

Auch die damaligen Fürsten, die Herzöge von Zähringen, waren sich der sagenhaften
Uberlieferung bewußt und nahmen daran persönlichen Anteil. Durch geschichtliche Ereignisse
sind sie mehr als andere mit solchen Uberlieferungen verbunden. Wir wissen ja,
daß Berthold I. 1061 mit dem Herzogtum Kärnten und der Mark Verona beliehen worden
ist. Nach diesem »Bern« genannten Ort und seiner Markgrafschaft behielten die
Herzöge und deren jüngere Linie den Titel als Markgrafen. So nannte denn Berthold V.,
der Nachfahr der Freiburger Gründer (Berthold III. bzw. Konradv. Z., 1119/1120) seine
Neugründung an der Aareschleife im Uchtland eben Bern. Und das hatte damals gewiß
nicht nur den historischen, sondern auch einen mythischen, alten Glanz verleihenden
Bezug.

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