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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 2.1984
Seite: 144
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0146
Die Klopf säge in Fröhnd-Holz,
ein technisches Wunderwerk aus alter Zeit

von Rolf Hans Brüderlin

Eine der wenigen noch erhaltenen Klopfsägen am angestammten Platz ist die Klopfsäge
im Fröhnder Ortsteil Holz.

Der Betrieb von Mühlen und Sägen gehörte zum Regalrecht der Herrschaft, und für
jeden Herrschaftsbereich bestanden die Zwing- und Bannmühlen und Sägen, die die Untertanen
benutzen mußten. Im Zuge der Aufhebung der Leibeigenschaft wurde auch der
Mühlenbann aufgehoben.

In Württemberg 1767, in den österreichischen Landen unter Josef II. 1786 und mit
der Aufhebung des Klosters St. Blasien im Jahre 1806 erfolgte auch für die St. Blasiani-
schen Untertanen die Befreiung von der Verpflichtung.

In dieser Zeit müssen wir die Entstehung der Holzer Klopf säge und der benachbarten
Mühle am Künabach sehen. Nach einem alten Bericht soll früher am Mittelpfosten die
Jahreszahl 1808 gestanden haben.

Der Bau der Säge war der Ausdruck der Freude der ehemaligen KUsterleute, ihre Geschicke
selbst in die Hand nehmen zu dürfen nach der Aufhebung des Mühlenzwanges
und der Leibeigenschaft.

Das System der Säge ist uralt. Das einzige noch erhaltene mittelalterliche Bauhüttenbuch
befindet sich in der Nationalbibliothek in Paris. Es stammt von einem Villars de
Honnecourt, der nachweislich 1230 -1235 lebte. In diesem Bauhüttenbuch befindet sich
die Skizze einer Säge, die bis auf zwei zwischenzeitlich entwickelte Verbesserungen mit
dem System der Fröhnder Säge übereinstimmt.

Die Skizze Villars de Honnecourt hat ein unterschlächtiges Wasserrad. Die Fröhnder
Säge hat ein oberschlächtiges Wasserrad, mit dem man den Wirkungsgrad von 35% auf
ca. 75% erhöht.

Eine weitere Verbesserung der Skizze Villars wurde etwa um das Jahr 1800 bei den
Klopf sägen allgemein eingeführt. Man brachte am Ende der einst starren Nocken der
Radwelle noch drehbare Walzen an, um den Reibungsverlust zu verkleinern. Diese Walzen
nennt man auch Schlegel. In der Schweiz heißen aus diesem Grund die Klopfsägen
auch Schlegelsägen.

Die Klopf sägen waren allgemein bis zum Jahre 1835 - 1840 in Betrieb und wurden
dann durch den Hochgang ersetzt, der größere Wasserräder mit Kurbelwellen erforderte
.

Ab 1850 kennt man das Vollgatter, das mehrere Schnitte auf einmal ermöglichte. Die
Säge in Fröhnd-Holz wurde von den letzten Neuerungen verschont, und wir können
dort noch die Konstruktion der Bauzeit vor 175 Jahren betrachten.

Die ganze Anlage ist auch wirklich ein Wunderwerk, nur aus Stein und Holz errichtet,
ohne Mörtel oder Beton. Eisen war kostbar und wurde nur dort verwendet, wo es unbedingt
notwendig war.

Die Sägehalle ist ein 18 m langer und 4,5 m breiter, hallenartiger Ständerbau, der auf 3
Seiten verbrettert ist und von einem abgewalmten Satteldach überdeckt ist.

Die Dachdeckung besteht aus etwa 16.600 einheimischen Schindeln. Das Untergeschoß
der Sägehalle ist etwa 1,30 m im Licht. Das Hauptgeschoß etwa 2,10 m im Licht.

Dem Bachbett entlang befindet sich eine trocken aufgesetzte Steinmauer. Das Wasser
wird in einem Holzkanal auf das oberschlächtige Wasserrad geführt. Der aus halben
Baumstämmen gearbeitete Kanal faßt pro laufenden Meter 50 Liter Wasser. Das Gefälle
des Kanals vom Wehr bis zum Wasserrad beträgt etwa 50 cm.

Die Holzkanäle Hegen auf 3 trocken aufgesetzten Steinpyramiden, von denen jede einzelne
eine Masse von 13,50 cbm aufweist.

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