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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 152
(PDF, 34 MB)
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Urhaft, klar und doch unergründlich! Das hätte Johann Peter Hebel auch über den
Dichter Ernst Niefenthaler und sein Werk schreiben können, wenn er ihn gekannt hätte.
So verstehen die Freunde im kleinen Wiesental und weit darüber hinaus Wesen und
Werk ihres »Buuredichters«. Hebel, Dr. Burte und andere Dichter und Dichterinnen
aus dem kleinen und großen Wiesental, dem Markgräflerland, dem Elsaß oder der
Schweiz, sie wurden und werden bewundert und geachtet und auf ein geistiges Postament
gestellt, Ernst Niefenthaler aber ist ihnen eigen geblieben, ist gleichsam Teil ihres
Wesens geworden. Kann ein Dichter Höheres erreichen?

Fasnechtfür

von Eugen Katzenstein

Das Fasnechtfür an der Burefasnecht, am Schiibesunndig, also am Sonntag nach der
sogenannten Herrenfasnecht, hat noch bis zu diesen Zeiten ein hohes Ansehen bei der
Jugend. Früher zog man mit dem Stumpbesen (= Hexenbesen) in der Dämmerstunde
zum Schiibefür. Wenn der heutige Standort des Fasnechtfürs am Hiltelinger Rain von
den Haltingern vor langer Zeit gewählt wurde, so wohl auch deswegen, um die Erinnerung
an das längst untergegangene Ritterdörflein wachzuhalten.

Früher warteten die Buben mit den auf dem »Schniidstuehl« geschnitzten Scheiben
aus Faßtugen (runde Scheiben kamen erst Mitte des vorigen Jahrhunderts auf), am runden
Draht aufgereiht und um die Schulter gehängt, bewehrt mit langen Haselnußstecken
(Haselzweige bedeuten Fruchtbarkeit und kommenden Frühling), auf das Anzünden
des Feuers. Die Scheiben wurden am dünnen Ende der Haselnußrute aufgesteckt und ins
Feuer gehalten. Früher bekamen die Buben, die für das Fasnechtfür Holz und Wellen gesammelt
hatten, von den Mädchen der gleichen Klasse, der sie auch selbst angehörten,
eine sogenannte »Zotzle«. Diese war aus roten und weißen Papierbändern angefertigt
und wurde an der »Zipfelchappe« (= Zipfelmütze) befestigt. Zum Schluß wurden die
»Zotzlen« als Symbol alles Vergänglichen in das nur noch schwach glimmende Feuer geworfen
.

Der uralte Brauch des »Fasnechtfürs« hat sich, trotz dem Verbot des Markgrafen Karl
Friedrich im 18. Jahrhundert, bis heute noch am reinsten im alemannischen Raum erhalten
. Und dies trotz Auflockerung der dörflichen und bäuerlich altüberlieferten Sitten
und Gebräuche.

In Haltingen hatten wir bis in die Dreißigerjahre noch ein zweites Fasnechtfür. Für die
Kleineren des Oberdorfes wurde an der ehemaligen Kreuzung Bruckweg/Lörracher
Weg - oberhalb des Hauses Hans Walliser - ein zwar bescheidener, aber immer gut brennender
Stapel aus Reb- und Holzwellen aufgebaut. Ein Scheibenstand wurde aufgestellt,
und die Stumpbesen wurden freudig geschwungen.

Eine Anmerkung sei mir noch erlaubt. Im alemannischen Sprachgebrauch kennen wir
keine Hemdglunki, sondern Hemli-Glunki. Vielleicht nennen diese sich ab 1986
auch so.

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