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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 75
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0077
Die gerettete Revolutionsfahne
der Weiler Freischärler von 1848

Julius Kraus

Im Besitz der Familie Alfred Marx in Altweil befindet sich seit Generationen die alte
Revolutionsfahne von 1848 der Freischärler von Weil.

Die Fahne, 135 cm breit und 86 cm lang, ist aus feinstem handgewebten Leinen genäht
. Sehr bemerkenswert sind die kunstvollen Stickereien auf dem Fahnentuch, die in
einer alten Handarbeitstechnik (Bändelstickerei) gefertigt sind. Obwohl die Fahne über
einhundert Jahre alt ist, befindet sie sich noch heute in einem tadellosen Zustand.

Diese Fahne wurde nach dem denkwürdigen Gefecht in Staufen am 24. Sept. 1848 von
Gottlieb Friedrich Lienin gerettet. Er war einer der sieben Musikanten aus Weil, die dem
Struve'schen Freischärlerzug vorausmarschieren mußten. Die Weiler Musik war von
dem damaligen Musiklehrer Johann Jakob Kaufmann auch in der Marschmusik ausgebildet
worden.

Nach dem verlorenen Gefecht mußten sich die Freischaren in Staufen auflösen. Durch
unglückselige Umstände wurden am 25. Sept. 1848 von den sieben Weiler Musikanten
fünf Mann standrechtlich erschossen.

Scherer, Johannes 20 Jahre alt

Hütter, Michael 22 Jahre alt

Welterlin, Fridolin 23 Jahre alt

Ludin, Johann Georg 24 Jahre alt

Röschard, Wilhelm Friedrich 24 Jahre alt

Am 27. Sept. 1848 wurden die Exekutierten in ein gemeinsames Grab auf dem Friedhof
in Staufen gebettet.

Der Musikverein Weil hat diesen Gefallenen am 28. März 1927 zu ihrem ehrenden Gedächtnis
einen Obelisk in Granit auf dem Weiler Friedhof gesetzt.

Neben dem Schwanenwirt Johannes Mehlin konnte sich nur noch Gottlieb Friedrich
Lienin in Sicherheit bringen. Er brachte die Fahne wieder nach Weil und übergab sie der
Ururgroßmutter des heutigen Besitzers, Frau Maria Sophie Aenishänslin, geborene Lienin
.

Nach den Niederlagen der Revolutionäre (Hecker, Ostern 1848 auf der Scheideck bei
Kandern, Struve, Staufen, Sept. 1848) und nach dem Niederschlagen der Soldatenauf -
stände im Juni 1849 (Schlacht bei Waghäusel) wurde das Land durch württembergische
und preußische Truppen besetzt. Es kam die große Säuberung, wobei die großherzogliche
Regierung mit großer Härte vorging. Viele ehemalige Aufständische flohen in die nahe
Schweiz oder in das Elsaß. Es wurden Todesurteile gefällt und vollstreckt sowie harte
Zuchthausstrafen ausgesprochen.

Das Dorf Weil hatte damals etwas über 1200 Einwohner. Das politische Verhalten der
Bevölkerung war unterschiedlich; die einen gaben sich regierungsfreundlich, die andern
waren liberal eingestellt. Es blühte das Unwesen des Denunziantentums, und jeder mußte
mit seinen Äußerungen vorsichtig sein. Wer im Besitz von Heckerbildern, Revolutionsabzeichen
oder dergleichen war, wurde streng bestraft. Um sich vor einer Strafverfolgung
zu schützen und um die Revolutionsfahne zu retten, brachten ihre Besitzer diese
zu ihren Verwandten nach Riehen. Dort war sie für mehrere Jahre gut aufgehoben.

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