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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 92
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0094
Eisenbahnunglück bei Leopoldshöhe

(Oberbadisches Volksblatt vom 2. 4. 1912)

Der erweiterte Bahnhof Leopoldshöhe war in der Nacht zum Sonntag der Schauplatz
einer schweren Eisenbahnkatastrophe. Der gegen 12 Uhr nachts in Basel fällige Eilgüterzug
fuhr auf ein Stumpf geleis, weil der Führer der Lokomotive das Umstellen der Weiche
nicht abgewartet hatte. Das Stumpfgeleise hätte in dieser Nacht seinen Anschluß an
die Rangiergeleise erhalten, weil mit dem 1. April der neue Rangierbahnhof in Betrieb
genommen wird.

Die Unglücksstelle befindet sich westlich vom vierten Perron, auf den Geleisen, die
für die Ausfahrt nach Basel bestimmt sind. Der Eilgüterzug fuhr in ziemlich scharfer
Gangart über die Weiche, worauf ein unheimliches Krachen - weithin vernehmbar - einsetzte
. Die Maschine grub sich, immer noch pustend in Kies und Sand ein, bis auf Nabenhöhe
, die nachfolgenden Wagen fuhren mit einer solchen Wucht auf die Maschine
auf, daß der hintere Teil vollständig gequetscht wurde. Der Führer der Maschine wurde
zwischen der Feuerung und der Stirnwand des nachfolgenden Packwagens eingeklemmt
; ihm war das Rückgrat abgedrückt, und als Bahnbeamte nach dem Unfälle herbeikamen
, war der Führer bereits tot. Es ist der zirka 50 Jahre alte Lokomotivführer Johann
Ritzi-Schilling, wohnhaft Klingentalstraße 82 in Basel. Der Heizer war zwischen
dem Dampfkessel und der Stirnwand der Lokomotive eingeklemmt; über ihn strömte
unaufhörlich der Dampf und verbrühte den Mann, der nur mit Mühe aus seiner schwierigen
Lage befreit werden konnte, in schrecklicher Weise. Doch war er noch bei Bewußtsein
, als er aus seiner Lage befreit werden konnte. Der Verunglückte ist der Lokomotivheizer
Hermann Leber-Hirsmüller, ebenfalls in Basel stationiert und Horburgstraße
78 wohnhaft. Der verunglückte Lokomotivführer wurde in seine Wohnung, der
Heizer gegen 3 Uhr morgens ins Basler Bürgerspital verbracht. Seine Verletzungen, die
hauptsächlich in Brandwunden und Verletzungen des Rückenmarks bestehen, sind so
schwere, daß er kaum mit dem Leben davon kommen dürfte. - Nachschrift: Wie neuere
Nachrichten besagen, soll der Heizer nunmehr auch gestorben sein.

Die beiden Beamten sind die ersten Opfer des neuen erweiterten Rangierbahnhofes,
der am 1. April dem Betrieb übergeben wird. Der Materialschaden ist ebenfalls ein sehr
beträchtlicher, die Lokomotive vollständig demoliert und ihre Bestandteile haben nur
noch den Wert von altem Eisen; beim nachfolgenden Packwagen ist die Stirnwand zertrümmert
, die Puffer vollständig demoliert, desgleichen auch eine Seitenwand.

Gegen 10 Uhr Sonntag Morgens hatte sich das Amtsgericht Lörrach an der Unglücksstelle
eingefunden, um den Tatbestand festzustellen, weshalb mit den Aufräumungsar-
beiten nicht begonnen worden durfte. Am Sonntag Nachmittag traf sodann die Staatsanwaltschaft
von Freiburg ein, um ebenfalls einen Augenschein von der Unglücksstelle zu
nehmen. Wer als Hauptschuldiger dieses Unglücks gelten muß, läßt sich jetzt noch nicht
sagen.

Der Weichensteller lehnt eine Schuld seinerseits ab. Das Unglück wurde in der Umgebung
und auch in Basel rasch bekannt und schon am Vormittag war der Bahnhof Leopoldshöhe
das Ziel zahlreicher Neugieriger und am Nachmittag ergoß sich eine förmliche
Völkerwanderung nach der Unglücksstelle.

(!) - Leopoldshöhe, 9. April. Ueber die Ursache des Eisenbahnunglücks, das sich vor
einigen Tagen hier ereignete, wird geschrieben: Nach den bereits gemachten Feststellungen
ist es unrichtig, daß der Führer ohne das Umstellen der Weiche abgewartet zu haben,

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