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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 32
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0034
glücklicher Zufall, dem wir zahlreiche Informationen über die damaligen Zustände verdanken
.

Im Oktober 1784 kam das Regiment Bourgogne-Infanterie in Garnison nach Hüningen
, nachdem es vier Jahre lang in der südlichen Provinz Languedoc geweilt hatte. Kaum
hatte das Regiment in der Rheinfestung die zwei Infanteriekasernen bezogen, als schon
80 Mann krank im Spital lagen. Schnupfen, Fieber, Lungenentzündung stellte Regimentsarzt
Roussel fest, und er suchte nach den Ursachen, die den schlechten Gesundheitszustand
der Truppen erklären konnten.

Er fand deren mehrere. Im Languedoc war das Klima trocken, der Wein feurig und
billig, der Ausgang frei (man war weit von jeder Grenze, und die Versuchung zu desertieren
deshalb gering). Das Leben war angenehm, mit Abwechslung und Vergnügen gewürzt
. Im Elsass jedoch ein allzu nahrhaftes Essen und, bei Verzicht auf den teuren, wenig
alkoholhaltigen Wein, Missbrauch von Branntwein, dem man durch Beifügen von
Aromaten mehr Kraft zu geben suchte. Dazu ein feuchtes Klima in der Nähe des Rheins
und seiner zahlreichen Arme, viel Nebel, und in der Stadt hinter den hohen Wällen eine
dumpfe Luft, die sich nicht genügend erneuerte. Die angenehme Promenade auf den mit
einer doppelten Baumreihe bepflanzten Wällen wurde vergällt durch den Gestank der
Gräben, wo die Fäkalien aufbewahrt wurden, bis sich ein Abnehmer fand.

Nicht so rasch wie die bereits erwähnten Beschwerden stellte sich nach etwa einem
Jahr eine andere Krankheit ein. Der vierte Teil des Regiments hatte einen Kropf. In den
einfachen Fällen genügte der Wechsel des Garnisonsortes, um das Übel verschwinden zu
sehen. Arzt Roussel begnügte sich zum Glück nicht mit diesen ersten Feststellungen. Er
richtete seinen Beobachterblick auf die Kasernen und die Gefängnisse, auf das Spital und
die Straßen, auf Kleidung und Ernährung der Soldaten, auf das umhegende Land, auf
dessen Erzeugnisse und Bewohner. So kam ein wertvolles Dokument zustande, betitelt
»Medicotopographische Beschreibung der Stadt Huningue«, dem wir folgende Auszüge
entnehmen.

Nachdem der Verfasser daran erinnert hatte, daß Hüningen vom berühmten Vauban
erbaut wurde und daß über dem Rheintor die Inschrift zu lesen sei: »Ludwig der Große,
allerchristlicher König der Belgier, Sequaner und Germanen, ließ, nachdem er Europa
den Frieden gegeben hatte, die Festung Huningue erbauen, ein Wall für seine Verbündeten
, ein Schrecken seinen Feinden«, stellt er fest, daß die Stadt sehr gut angelegt sei. Sie
bildet ein regelmäßiges Fünfeck mit zwei Toren, eines in Richtung Elsass, ein anderes
dem Rhein zugewendet. Die Straßen sind breit und gut ausgerichtet. Sie führen beinahe
alle zu einem großen, mit einer Baumreihe umgebenen und mit Kies bedeckten Platz.

Mit etwas mehr Sorgfalt könnte Hüningen die sauberste Stadt Frankreichs sein. Es
wäre zu wünschen, daß die Gemeindeverwaltung sich dieser Sache annähme. Im Süden
und Norden des Platzes stehen zwei Offizierspavillons, im Osten das Haus des Gouverneurs
und die Gebäude des Stabs, im Westen das Zeughaus, die Pfarrkirche und das
Pfarrhaus. Alle Straßen sind gut gepflastert. Die Bürgerhäuser sind ein oder zwei Stockwerke
hoch.

Außer seinem schönen geräumigen Zeughaus weist die Stadt drei Pulvermagazine, ein
zweites Gebäude für die Munition, ein Militärspital sowie Kasematten auf, in denen im
Falle einer Belagerung 6 000 Mann Schutz finden können. Sie ist mit 36 Fuß hohen Wällen
umgeben, die mit einer doppelten Baumreihe bestanden sind. Aber infolge ihrer Höhe
verhindern die Wälle das Eindringen der Luft von außen, was der Gesundheit der
Männer nicht zuträglich ist.

Von den zwei Infanteriekasernen von je zwei Stockwerken liegt die eine im Norden,
die andere im Süden des Paradeplatzes auf derselben Linie. Jede misst 235 Fuß Länge auf

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