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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 94
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0096
Eine Grenzacherin pflegte Jacob Burckhardt
während seiner letzten fünf Lebensjahre

Erhard Richter

In meinem vor 12 Jahren in dieser Zeitschrift erschienenen Aufsatz über »Jacob
Burckhardt und das Markgräflerland« habe ich zum Schluß noch kurz darauf hingewiesen
, daß der große Basler Kultur- und Kunsthistoriker während der letzten 5 Jahre seines
Lebens von der Grenzacherin Mina Fittig treu umsorgt wurde1'.

Durch den 1986 erschienenen zehnten und letzten Band der Briefe Jacob Burckhardts,
die von Dr. Max Burckhardt hervorragend ediert und kommentiert wurden, ist es nun
möglich, ausführlicher auf diese Frau einzugehen.

Zuerst spielte Burckhardt mit dem Gedanken, das von ihm zeitlebens verehrte Bäbeli
Richter nach dem Tode ihres Mannes zu bitten, seine Haushälterin zu werden, wie aus
einem Brief an Preen vom 5. Juni 1889 hervorgeht: »In Lörrach bin ich seit Jahresfrist
nicht mehr gewesen, obschon die Lerchenwirthin, Wittwe Senn (ehmals Bäbeli Richter
von Grenzach) noch immer ein Anziehungspunct wäre. Wenn ich Geld hätte nach Belieben
, ich kaufte Frau Senn von Lörrach los und bezöge hier ein nettes Haus und ließe
mich von ihr verpflegen bis an mein Ende. Dieß aber ganz unter uns! das sind nur solche
übermüthige Ideen, mit welchen ich vielleicht bei Frau Senn recht übel ankäme. (Doch
nein, eigentlich übel nähme sie mir es nicht)«2'.

Nach einer Familienüberlieferung hat Burckhardt dann doch die verwitwete Lerchenwirtin
Bäbeli Senn gebeten, seine Haushälterin zu werden, aber diese soll abgelehnt haben
, weil sie den Bildhauer Robert Schwab heiraten wollte3'.

Am 2. Juli 1892 teilt Jacob Burckhardt dann seinem Freund Friedrich von Preen mit,
daß er nun mit 74 Jahren seine Wohnung in der St. Alban-Vorstadt aufgeben werde, um
ein Haus im Aeschengraben zu beziehen: »Sodann muß ich doch zu rechter Zeit melden,
daß ich Anfangs September meine Wohnung verändern und nach dem Aeschengraben
ziehen werde, wovon Ihnen tempore suo noch besondere Anzeige gemacht werden soll.
Sie denken vielleicht, Ihr greiser Freund hätte nach 26 Jahren Aufenthalt in der alten
Wohnung auch noch den Rest seines Daseins in dieser Höhle zubringen können, allein
meine Verwandten redeten mir zu, es sei jetzt hohe Zeit, eigene Haushaltung anzufangen
, und für eine richtige Perpetua werde man mir sorgen, und so entschloß ich mich
denn, freue mich auch im stillen Herzen, endlich einmal gewisse Dinge nach eigenem
Geschmack anordnen zu können anstatt dem geheiligten Schlendrian zu gehorchen. Ich
weiß nur nicht wovor mir beim Umzug am meisten graut: wegen meines Hausraths ?
oder wegen meiner Bücher und Photographiensammlung?«4'

Dieser Umzug war natürlich für Burckhardt keine Kleinigkeit, und so schreibt er am
7. August 1892 an seinen Freund Robert Grüninger: »Auch ist gar nicht zu sagen, wie
sehr meine gegenwärtigen Gedanken mit der ganzen Anordnung meines neuen Heims
und mit dem vermuthlichen Hergang des Auszuges beschäftigt sind. Auch muß ich ja
meine Perpetua, welche mir meine Schwester Veillon ausgesucht hat, erst noch kennen
lernen. Als ich mit der Frau Borsinger davon sprach, gab sie mir weise Rathschläge: ich
solle namentlich auch nicht zu gütig sein. Ihr sehet, daß sie tiefe Blicke in meine Gewohnheit
gethan hat, die Leute zu verwöhnen. Weiter sage ich nichts«5'.

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