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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 8
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und Fremde das "Warmbad" nicht nur des "Badens oder Waschens halber" auf, sondern
auch der "Kurzweil wegen". Leute aller Stände aus den benachbarten Städten trafen
sich hier zur Unterhaltung und zum Spiel. Man vertrieb sich oft stundenlang die
Zeit im Wasser und nahm an schwimmenden Tischen die Mahlzeiten ein. Rings um das
"Badebassin" befand sich eine sogenannte "Galerie": hier standen jene, die nur "der
Kurzweil wegen" gekommen waren, und unterhielten sich mit den Badenden.

Das Selbstbewußtsein des Bürgertums regte sich auf verschiedenen Gebieten. Die
Freiheit der Stadt vom Stift als seinem eigentlichen Grundherrn war längst errungen,
und nun traten auch im Stadtregiment die handwerklichen Zünfte anstelle der alten Patriziergeschlechter
.

Im Bauernkrieg (1525) besetzten die Bürger das Stift mit der Behauptung, es vor den
aufrührerischen Bauern schützen zu wollen, hausten selber jedoch sehr schlimm in den
Kellern und Speichern des Klosters.

Die Reformation berührte Stift und Stadt nur am Rande. Zwar mußte die Äbtissin
abdanken, doch fand das Kloster in der neuen Leiterin. Agatha Hegenzer von Wasserstelz
, eine tatkräftige Äbtissin, die die Ordnung wieder herstellte und einen neuen wirtschaftlichen
Aufschwung des Klosters herbeiführte.

Stift und Stadt bauten in jener Zeit gemeinsam die erste Wasserleitung. Das bedeutendste
Werk aber war der Neubau der Rheinbrücke. Während zum rechten Rheinufer
schon seit dem Frühmittelalter eine steinerne Brücke führte, die kaum je Reparaturen
bedurfte, führte über den linken Rheinarm, die die Stadt mit dem Fricktal verbindet,
eine Brücke, auf 12 hölzernen Pfeilern stehend, die immer wieder vom Hochwasser
oder Eisgang zerstört wurde. Zwischen 1570 und 1630, in ca. 70jähriger Bauzeit, wurde
nun eine neue Rheinbrücke auf sieben wuchtigen steinernen Pfeilern erbaut. Es ist dies
die heute noch stehende alte Holzbrücke.

Die vielen Kriege zwischen Österreich und Frankreich im 17./18. Jahrhundert bedrohten
ständig die Vorlande und zogen auch Säckingen oft in Mitleidenschaft. Mehrere
Male wurde die Stadt geplündert und verbrannt. Hunger und Pest begleiteten die
Kriege, und die Bürger waren verarmt und ausgeraubt.

In dieser Zeit nun, während des 30jährigen Krieges, lebten Franz Werner Kirchhofer
und Maria Ursula von Schönau, jener Säckinger Bürgersohn und jenes adelige Fräulein
, deren romantische Liebesgeschichte den Dichter Josef Viktor von Scheffel zum
Versepos "Der Trompeter von Säckingen" inspirierte.

Die Herren von Schönau, als Großmeier des Säckinger Stiftes, hatten sich hier im
Südwesten der Stadt das Schloß als Familienresidenz ausgebaut. In diesem Schloß befindet
sich heute ein bedeutendes Kulturzentrum und das wohl einzige Trompetenmuseum
in Europa.

Die bedeutendste Wendung in der geschichtlichen Entwicklung unserer Landschaft
brachten die napoleonischen Kriege und ihre Folgen. 1806 wurde das Stift nach über
lOOOjährigem Bestehen säkularisiert. Bereits 5 Jahre vorher war die Stadt zusammen
mit dem Breisgau an das Großherzogtum Baden gefallen und das linksrheinische Fricktal
zur Eidgenossenschaft gekommen.

Der Rhein wurde jetzt Staatsgrenze und Säckingen badische Bezirksstadt. In die Gebäude
des Klosters zog nun die staatliche Behörde ein.

In der Zeit, als das Stift noch bestand, weilten auf Grund dessen reger Bautätigkeit
oft sehr viele Bauleute, Maler, Bildhauer etc. in der Stadt. Durch die Aufhebung des
Klosters nun und die Abtrennung des linksrheinischen Gebietes, dem ehemals wichtigsten
wirtschaftlichen Hinterland der Stadt, wurde das Wirtschaftsleben empfindlich gestört
. Dies besserte sich erst wieder 30 Jahre später mit dem Bau der rechtsrheinischen

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