Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 17
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0019
der neu Vikari in Säckingen habe zwar des Nachmittags auch noch gepredigt,
aber da habe ihn "ein bizzele Schlaf überchommen".

Nach dem Besuch des großen Bierkellers, wo die "Fridlinspilger" auch nicht mehr im
besten Zustand waren, kehrten die beiden dann auf dem Heimweg noch im "alten
Brennetswirtshaus bei Otlingen" ein, an dem Scheffel nie vorüberging, "ohne nachzusehen
, wie's mit dem Grenzacher Achter steht". Die folgende Schilderung desTreibens
in dieser "geschichtlichen Kneipe, wo schon seit Jahrhunderten die Fuhrleute einkehren
", gibt auch nicht gerade eine weltentsagende Stimmung wieder:

O du schönes Brennetwirtshaus am Abend des Fridlinifestes! Da saßen sie in
langen Reihen und freuten sich wie homerische Helden des Trunks und lieblich
duftender Speisen: - und eine Prämie vom besten Faß Norsinger auf zehn Nüchterne
gesetzt, man hätte sie so wenig finden können als der Engel die zehn Gerechten
in Sodom...

Daß es bei Fuhrleuten und ledigen Burschen mit Sang und Trunk hoch herging
und mancher sich ein gedoppeltes Selbstbewußtsein antrank, war erklärlich
, trotz des Fridlinitages. Aber wer saß am dritten Tisch? Wer brummte auch
ganz vergnüglich zu all den Schelmenliedlein drein und blies ein Schöpplein
Grenzacher nach dem andern trotz des Fridlinitages? Wehe! Wehe! es war unser
würdiger Freund, der Herr Pfarr von Oeffingen; und auch er hatte dem heiligen
Fridlin zu Ehren des Guten zuviel getan. Der See und der Fridolinitag muß
seine Opfer haben! Und er wollte uns noch eine Sage vom Harpolinger Schloßfräulein
erzählen, - aber er brachte sie nimmer zusammen, die Schloßmauern
schwankten, die Berge bewegten sich - es blieb beim schwachen Versuch.

Was Wunders, daß am End auch das Bezirksamt Säckingen etwas angeheitert
nach Hause ging, und wenn durch die mondhelle Nacht noch manch helles Juchzen
heimkehrender Pilger vom Eggberg herab und weit hinten vom Wald her zu
uns herniederschallte, so hielten der Aktuar und ich es für unsere Schuldigkeit,
den Gruß mit gleichem Juuhuuuu - !! zu erwidern; was wir vielleicht an einem
andern als am Fridlinitag nicht ebenso energisch getan hätten.

Also verklang mit hellem Juuhuuu! der lOte Märzen 1850, derTag des heiligen
Fridolinus. Als wir aber ein paar Tage später mit dem Pfarr von Oellingen zusammentrafen
und ihn baten, die Geschichte vom Harpolinger Schloßfräulein
fertig zu erzählen, und als er am schief gezogenen Mund des Fragenden merkte,
daß das ein Stich auf seinen Seelenzustand am Fridlinifest sein sollte, da erwiderte
er ernst und würdig: "Sie werden mir doch keinen Vorwurf machen wollen
; bin ich doch weder mit der Fridliniprozession gegangen, noch hab ich eine
so gewaltige Predigt gehalten wie einst der Herr vom Sinai unter Sturm und Gewittern
; aber daß der Säckinger Festredner selber, der noch am selbenTag heimfahren
wollte, sich in Kleinlaufenburg festgetrunken hat, das kommt mir ein bissei
arg vor!"

Anmerkungen

1) Scheffel in Säckingen. Briefe ins Elternhaus 1850 - 1851, hg. von Wilhelm Zentner. Karlsruhe
1927

In "J.V. von Scheffels Werke", hg. von Karl Siegen, FünfterTeil. Berlin u.a. 1918, wird die Epistel
vom 24. März 1850 als "fünfte" bezeichnet.

2) Aus Hebels Gedicht "Der Statthalter von Schopfheim"

17


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0019