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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 20
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0022
als eine aus Humanns Atelier zu Paris, dem Flachland so imponiert hat. daß ihre
Träger hievon nach dem Grundsatz pars pro toto benamst wurden.

Bei näherer Erkundigung erfahren wir sodann, daß diese Hotzen auch "Wälder
" genannt werden und daß sie von den Höhen des Eggbergs, der über Lau-
kingen seinen finstern Rücken erhebt, bis hinter Waldshut an die Grenzen des
Klettgaus hin. die Marken der alten Grafschaft Hauenstein bewohnen, ihrer
Abstammung nach reine Alemannen...4'

Scheffel ist also der Ansicht, daß "die künstlich gefältelte Pluderhose dieser Bergbewohner
... dem Flachland so imponiert hat", daß ihre Träger nach diesem Kleidungsstück
so benannt wurden (pars pro toto = ein Teil für's Ganze).

Im "Badischen Wörterbuch" wurde diese Deutung übernommen. Dort erfahren wir
auch, daß "Hotz(en)" zuerst nur den Stoff bezeichnete, aus dem die Pluderhosen der
Hauensteiner gemacht sind.^' Die Verwendung dieses Kleiderstoffes beschränkte sich
ursprünglich nicht nur auf das "Hauensteinerland". denn im Überlinger Stadtrecht werden
schon 1445 "zwilich und hotzen" erwähnt61 (Zwillich = doppelfädiges Gewebe).

Seltsamerweise spricht Josef Bader in seinem 1839 veröffentlichten Aufsatz "Die
ehemalige Grafschaft Hauenstein und ihre Bewohner" bei der Beschreibung derTracht
zwar von "gefältelten schwarzen Pumphosen oder Hozen ohne Träger". 0 wogegen er
die Bewohner aber stets nur als "Hauensteiner" bezeichnet.

Daß die Hauensteiner aber schon früher auch "Hotzen" hießen, beweisen die handschriftlichen
Aufzeichnungen des Gurtweiler Dekans und Pfarrers Joseph Lukas
Meyer, der um 1810 "Umrisse der Geschichten von der alemannischen Landgrafschaft
Alpgau oder Hauenstein auf dem süd-östlichen Schwarzwalde" niederschrieb. Diese
wurden 1839 von Heinrich Schreiber nach teilweiser Umarbeitung unter demTitel "Geschichte
der Salpeterer auf dem südöstlichen Schwarzwalde" herausgegeben. Dort
heißt es von dem DogernerWirt Leonz Brutschi, der sich 1739 mit einer Bittschrift der
Salpeterer an den kaiserlichen Hof nach Wien begab: "Sowenig sein Anzug den Salpe-
trer kenntlich machte, so sehr verrieth sein heftiger Poltertritt den gebornen Hotzen
vom Schwarzwalde".8'

Im Gegensatz zu Scheffel leitet Alfred Götze die Bezeichnung "Hotz(en)" von rot-
welsch houtz = Bauer ab.9) In der Gaunersprache des "Liber Vagatorum" von 1510
heißt der Bauer nämlich "houtz". die Bäuerin "hSutzin". Einen Beweis für diese Deutung
sieht Götze z.B. auch darin, daß im Jahre 1853 der Zürcher Bürger Hotz seinen
Namen in "Maggi" geändert hat, weil ihm "Hotz" wegen seiner Herkunft aus der Gaunersprache
unbequem geworden sein soll.

Diese Ableitung wurde sowohl von Jakob Ebner 10) als auch Leopold Döbele 11' übernommen
.

Eine solche Deutung bereitet aber nach dem "BadischenWörterbuch" sowohl sachliche
als auch sprachliche Schwierigkeiten, so daß dort Scheffels Ableitung vom Namen
der gefältelten Pluderhose als die "plausibelste Erklärung" angesehen wird.12'

Ich halte eine Ableitung von "houtz" auch für sehr schwierig, denn in der alemannischen
Mundart wird ja ein altes ou nicht einfach zu o (houtz zu hotz), sondern bleibt ou.
Deshalb besitzt meines Erachtens Scheffels Deutung viel mehr Wahrscheinlichkeit als
diejenige von Alfred Götze.

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