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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 24
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0026
landwirtschaftlichen Erzeugnissen im Wiesental auf den Markt. Das Gemüse wandert
meistens nach dem etwa 3 1/2 Stunden entfernten Städtchen Zell. Schon um 4 Uhr morgens
machen sich während der Sommer- und Herbstzeit die emsigen Frauen und Mädchen
zumeist in kleinen Trupps mit ihrem Markthandwagen auf den Weg, um gewöhnlich
um 11 oder 12 Uhr mittags mit mehr oder weniger gefüllter Geldbörse bereits wieder
zurück zu sein. Steht der Bäuerin hingegen nur kürzere Zeit zur Verfügung, oder
besitzt sie die für den Verkauf bestimmten Produkte nicht in grösseren Mengen, so
sucht sie dieselben in den näher liegenden Industrieorten Maulburg, Höllstein und Steinen
zu verkaufen.

Es ist kein Zufall, dass Zell die günstigsten Absatzbedingungen gerade für Gemüse
und frisches Obst aufweist. Die Nachfrage nach diesen Nahrungsmitteln steht dort in
Folge der durch Höhenlage und rauhes Klima bedingten ungünstig gestellten Landwirtschaft
in nachteiligerem Verhältnis zum Angebot, als dies in den näher liegenden bäuerlichen
Bezirken des vorderen Wiesentales der Fall ist. Die um Zell herum ansässigen
wenigen Bauern sind nicht im entferntesten in der Lage, den Bedarf der Bevölkerung
an landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu befriedigen. Dazu kommt noch, dass die meisten
Produkte erst einige Wochen später als diejenigen des vorderen Wiesentales zum
Absatz reif sind, ebenso wie die landwirtschaftlichen Erzeugnisse in der Gegend von
Zell später reifen und daher mit denen der drei Dörfer nicht konkurrieren können. Die
bäuerlichen Produkte der drei Ortschaften stehen hinsichtlich ihrer Reife in zeitlichem
Nachteil zu denjenigen der Landwirtschaft in der Umgebung der tiefer und mehr der
Rheinebene zu gelegenen Gegend von Lörrach. Aus diesem Grunde wird in Lörrach
von den Bauern der drei Gemeinden kein Gemüse, überhaupt fast keine Pflanzenproduktion
abgesetzt. Hingegen finden Butter und Eier rege Nachfrage, da sich die Landwirtschaft
im Umkreis von Lörrach bzw. im nahen Rheintal mehr auf Acker- bzw. Rebbau
verlegt, während auf dem Dinkelberg die Viehzucht vorherrscht.

Auf den Märkten der übrigen genannten Industrieorte des Wiesentales erfolgt infolge
ihrer Nähe zu den drei Dörfern der Absatz von tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln
ziemlich gleichmässig.

Aus der geschilderten geografischen und wirtschaftlichen Lage wird klar, dass von
den drei Dörfern im Bedarfsfall die Eisenbahn des Wiesentales zur Bewältigung des
Verkehrs benutzt wird. Nicht nur wegen der Nähe der Bahn, sondern des allmählichen
Abstieges und der Güte der Strasse wegen wird Maulburg als Bahnstation zum Versand
von landwirtschaftlichen Produkten und Bezug von landwirtschaftlichen Bedarfsartikeln
gewählt. Bis zum Ausbruch des Krieges erfolgte allerdings nur im geringen Masse
die Benutzung der Eisenbahn zum Versand der landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Dagegen
wird von jeher durch die Bahn die Ausfuhr der bäuerlichen Bedarfsgegenstände
bewerkstelligt. Erst die Zwangswirtschaft rief einen Wandel hervor, indem die verschiedenen
rationierten Produkte, wie z.B. Milch und Butter, in die äussersten Grenzen des
engeren Heimatlandes, nach Mannheim, versandt werden mussten bzw. noch müssen.
Infolge der günstigen Absatzverhältnisse im Wiesentale konnte in früheren Jahren der
Abtransport der landwirtschaftlichen Erzeugnisse mit der Achse bewältigt werden,
wenn er - wie bereits erwähnt - nicht mit dem Handwägelchen und bei den kleinen Mengen
als Traglast erfolgte.

Nur in Ausnahmefällen, so ab und zu bei Bezug von künstlichen Düngemitteln, holten
die Minsler und Eichsler Bauern die Ware in Badisch-Rheinfelden ab.

Nicht unerwähnt bleiben darf, dass auch die Kraftübertragungswerke Rheinfelden
infolge ihrer Nähe von 5 1/2 km von Eichsei und Minsein entfernt durch Lieferung von
elektrischem Licht und Kraftstrom die natürliche Lage dieser drei Orte günstig beein-

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