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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 33
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0035
gen Holzbestandes von dem überflüssigen, das Wachstum behindernden Holze, damit
die Sonne die jungen Pflanzen umso rascher zu sich emporzieht.

Hernach übernehmen manche strebsame Ortseinwohner der drei Dörfer das Schlagen
und Zubereiten von Holz in Gemeinde-. Staats- und oft auch Privatwaldungen. Die
Zahl der Holzarbeiter beträgt durchschnittlich jeden Winter in Adelhausen und Minsein
je 25, in Eichsei 20. Die Übernahme der Arbeit erfolgt im Akkordsystem. Verdient
wurde vor dem Kriege im Mittel pro Tag und Arbeiter in Adelhausen 4.50 - 5.- Mark,
in Eichsei 3,50 - 4,- Mark und in Minsein 4.- Mark. Heute, 1921, dürfte sich der Arbeitsverdienst
auf 40 Mark belaufen. Die Arbeitszeit erstreckte sich vor dem Kriege auf 9.
heute auf 8 Stunden. Hierbei ist der oft. je nach Witterung und Entfernung. 1-4 Stunden
Zeit erfordernde Weg zur Arbeitsstelle und zurück nicht eingerechnet. Besonders
die Holzarbeiter Adelhausens, welche oft im Lörracher. Inzlinger und Hagenbacher
Wald ihrer Beschäftigung nachgehen, leiden in Bezug auf die Länge des Weges zur Arbeitsstelle
unter recht ungünstigen Verhältnissen, so dass der ihnen in Friedenszeiten
gewährte höhere Lohn seine volle Berechtigung besass. Schon um 5 1/2 Uhr morgens
marschieren sie in Schnee und Kälte in die dunkle Nacht hinaus und kehren erst nach 8
Uhr abends, bei Schneegestöber oft eine Stunde später, müde von der Tageslast in ihre
behagliche Behausung zurück. Der Lohn muss also unter recht beschwerlichen Verhältnissen
verdient werden. Aber der an Strapazen gewöhnte, nach Verdienst strebende
Bauer des Dinkelberges, welcher während des Winters keine seine Zeit vollständig ausfüllende
Beschäftigung in seinem Betriebe vorfindet, nimmt lieber grosse Mühe und
Entbehrungen auf seine Schulter, als dass er diese Verdienstgelegenheit ungenützt verstreichen
lässt. Wenn er dann am Ende des Winters sein so sauer verdientes Geld zur
Abzahlung von Schulden oder zur Anschaffung von Vieh. Maschinen und sonstigen
Gegenständen verwenden kann, sieht er doch mit großer Freude auf die verstrichene
Arbeitszeit zurück. Der Holzarbeiter Eichseis findet fast alljährlich an ungefähr 50 Tagen
Gelegenheit zur Arbeit, für die Adelhauser und Minseier Holzarbeiter erstreckt
sich die Zahl dieser Tage auf ca. 35 pro Jahr.

Im Frühjahr fordert dann der Wald infolge Neuanpflanzung noch eine Tätigkeit von
etwa 12 -15 Tagen für 12 -14 Arbeiter bzw. Arbeiterinnen. Die hierfür bezahlte Entschädigung
belief sich vor dem Kriege auf 2,20 - 2,50 Mark für den Arbeiter und 1.80 - 2,20
Mark für die Arbeiterinnen bzw. jugendlichen Arbeiter. Die Verköstigung hatte der Arbeiter
selbst zu stellen. Da damals für den Lebensunterhalt pro Tag durchschnittlich 2
Mark in Anschlag gebracht wurden, war diese Entlohnung eine sehr bescheidene.
Trotzdem war man bei dem Fehlen von sonstigen Erwerbsmöglichkeiten in den Dörfern
froh, überhaupt etwas verdienen zu können. Heute, 1921, liegen die Verhältnisse
nicht günstiger, werden doch durchschnittlich für diese Arbeit nur 20 - 25 Mark pro Tag
bezahlt, ein Betrag, der vielleicht gerade zum Lebensunterhalt noch ausreicht, bzw.
ausreichte. Einen Stand von Landarbeitern gibt es in den drei Dörfern nicht, da der dortige
Bauer sein eigener Herr und Knecht zugleich ist. Arbeitet aber einmal ein kleiner
Bauer oder dessen Sohn bei dessen Nachbarn im Tagelohn, so wurden vor dem Kriege
durchschnittlich 2,50 - 3,- Mark, heute 15 - 25 Mark bezahlt. Wird die Kost vom Arbeitgeber
nicht verabreicht, so sind 25 - 50 Mark der übliche Satz.

Wie bereits früher erwähnt wurde, hat in den drei Dörfern keine Industrie ihren
Standort. Doch sind von Minsein 28 und von Eichsei 10 Arbeiter zur Zeit in den Fabriken
bzw. im Bauhandwerk von Bad. Rheinfelden beschäftigt. Der größte Teil der Arbeiter
ist in der dortigen Gold- und Silber- Scheideanstalt tätig. Die übrigen verteilen
sich auf die Elektr. Chemische Industrie Griesheim. Filiale Rheinfelden, Aluminiumwerke
, die Kraftübertragungswerke und das Bauhandwerk. Der Weg zur Arbeitsstelle

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