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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 34
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0036
beträgt 1-11/4 Stunden, der Tagesverdienst ist 35 - 40 Mark 1921. Die Arbeitsverhältnisse
sind besonders in den Chemischen Fabriken Rheinfeldens sehr ungesunde, so
dass der täglich in frischer Luft zur Arbeitsstätte hin- und zurückzulegende Weg von 2
- 2 1/2 Stunden den Arbeitern nur zu ihrem gesundheitlichen Vorteil gereicht.

Am Ende dieses Kapitels muss noch der in den drei Dörfern vorhandenen selbständigen
Gewerbetreibenden Erwähnung getan werden. Nur die allernotwendigsten Gewerbe
sind hier noch zu finden, ja nicht einmal diese sind vollständig vorhanden. Vorwiegend
fehlt es daran in Eichsei. dessen Bewohner auf die Arbeit der Gewerbetreibenden
ihrer Nachbarorte, namentlich Adelhausens angewiesen sind. In dieser Ortschaft
gibt es 2 Hufschmiede. 1 Schuster, 1 Wagner, 2 Zimmerleute, 2 Maurer, 1 Käser, 2
Wirte, 1 Schreiner und 1 Kaufmann. Sämtliche Gewerbetreibende beschäftigen sich
teilweise mehr oder weniger mit der Landwirtschaft. Bei einigen derselben ist das Gewerbe
nur Nebensache, hingegen spielt bei dem Kaufmann, dem Käser, bei je einem
Wirt und Schmied die Landwirtschaft eine ganz untergeordnete Rolle. Der Kaufmann
führt neben den für den ländlichen Haushalt notwendigen Gegenständen besonders
noch Eisenwaren und landwirtschaftliche Maschinen. Sein Kundenkreis erstreckt sich
nicht nur über Adelhausen, sondern auch über Eichsei und einen grossen Teil Minseins
und, was landwirtschaftliche Maschinen anbetrifft, über den ganzen Dinkelberg und
dessen Umgebung. Noch in den 90er Jahren betrieb ein Adelhauser Landwirt das Bäk-
kerhandwerk. Seit seinem Tode gehört es der Vergangenheit Adelhausens an. Der
letzte Weber Adelhausens starb zu Anfang dieses Jahrhunderts. Die von jeder Familie
jährlich vorgenommene Hausschlachtung erübrigt die ständige Tätigkeit eines Metzgers
. Während des verflossenen Krieges segnete auch die letzte Flickenschneiderin dieser
Ortschaft das Zeitliche. Die Ausübung dieses Handwerks würde einem strebsamen
Schneider in Adelhausen noch einen auskömmlichen Unterhalt bieten.

Eichsei besitzt, wie bereits gesagt, noch weniger Gewerbetreibende als Adelhausen.
Ausser 2 Wirten, einem Schneider und 2 Schustern, die alle in der Landwirtschaft ihren
Hauptberuf ausüben, findet sich in dieser Gemeinde zur Zeit kein Handwerksmann.

Eine stärkere Vertretung des Gewerbes besitzen wir in Minsein. Hier üben 2 Wirte,
1 Schmied, 1 Schuster, 2 Schreiner, 1 Schneider, 2 Glaser, 1 Müller und Sägewerkbesitzer
, 2 Wagner, 3 Maurer, 1 Sattler, 1 Steinhauer und 2 Küfer ihr Gewerbe als Hauptberuf
aus, treiben aber mit Ausnahme eines Schusters noch Landwirtschaft nebenbei. Bei
einem Wirt ist die Landwirtschaft und Fuhrhalterei die Hauptsache.

In allen drei Dörfern können wir die Tendenz der stetigen Verminderung der Gewerbebetriebe
feststellen. Während vor einigen wenigen Jahrzehnten noch alle für ein isoliertes
Dorf erforderlichen Gewerbe vorhanden waren, vermindern sie sich immer
mehr. Und worin liegt die Ursache? Die ausschliessliche Tätigkeit im Gewerbe bietet
für einen strebsamen Handwerksmeister in den meisten Dorfgewerben nur eine geringe
wirtschaftliche Aufstiegsmöglichkeit. Für den landwirtschaftlichen Betrieb als
Nebengewerbe fehlt aber solchen vorwärts strebenden Personen das erforderliche Interesse
. Sie wissen, dass zu einem günstigen Fortkommen jeder Beruf den ganzen
Mann erfordert und die Kräftezersplitterung auf zwei oder mehr Gewerbe dem Aufstieg
hinderlich im Wege steht. Sie übersiedeln daher in die aussichtsreichere Stadt.

Sonstige soziale Momente in den drei Dörfern

Wie wir im Verlaufe der Abhandlung der drei Dörfer erkannt haben, sind die Bewohner
nicht nur in der Lage, ihre nötigsten Lebensbedürfnisse beinahe vollständig selbst
zu befriedigen, sondern sie sind und wären, wenn nicht die nüchterne Denkungsweise

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