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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 56
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0058
genannt wurde. 1260 verkauften endlich die Herren von Kienberg im Jura südlich von
Rheinfelden als vermutliche Rechtsnachfolger des um 1100 gleichfalls zur Schönauer
Erbengemeinschaft zählenden "Seliger von Holistein und Granichun" ihren Besitz bei
Kastel, Ittenschwand und Künaberg im Schönauer Tal. So blieb dem Kloster eigentlich
nur der Anteil Wernhers II. von Waldeck vorenthalten. Und auf diesen Anteil, einem
Achtel abzüglich eines von Wernhers Bruder erworbenen Drittels, mithin einem Zwölftel
der Schönauer Mark, dürfte nun der wesentlich kleinere Anteil an Rechten und Einkünften
des Klosters St. Trudpert zurückgehen, wie dies bereits Feger überzeugend begründet
hat. Dies muß so früh erfolgt sein, daß St. Blasien seinerseits noch nicht stark
genug um Schönau herum engagiert war, um sich dem zu widersetzen, also vermutlich
in der L Hälfte des 12. Jhs.28»

Besondere Bedeutung kommt während der frühen Ausbauphase des oberen Tales der
Abgabe von Käsezinsen zu, welche einen wichtigen Teil von St. Trudperts Einkünften im
Wiesental ausmachten. Sie stehen in ihrer Größenordnung - und dies hat Feger nicht weiter
verfolgt - den auch in den alten Urbaren St. Blasiens im Amt Schönau aufgeführten Käseabgaben
erstaunlich nahe. Dort liegen sie allerdings deutlich im Schatten reichlicher
Geldzinsen und anderer Abgaben. 1352 und 1374 bezog St. Blasien 115 bzw. 119,5 Käse, St.
Trudpert in einer nicht ganz vollständigen Liste 1390 108,5,1470 indessen 115,5 Käse. Man
darf sicher annehmen, daß die Einkünfte beider Klöster aus diesen altertümlichen Abgaben
ursprünglich gleich hoch waren und jeweils 120 Käse, also ein Großhundert, darstellten
. Die Parallelen gehen jedoch noch weiter. St. Trudpert besaß in Schönau selbst sechs
Häuser und eines auf dem Schönenberg, die allerdings nur (noch?) teilweise mit einer Käseabgabe
belastet waren.29' St. Blasien aber besaß im 14.Jh. unter seinen zinspflichtigen
Häusern zu Schönau genau acht, auf denen ein Käsezins ruhte. In der örtlichen Lage ergänzten
sich diese Häuser beider Klöster. St. Trudperts Häuser standen im Südteil des alten
Talwegs aus der Zeit vor der Stadtgründung sowie bergwärts am Felsenweg; St. Blasiens
Häuser aus dieser Gruppe aber in der Hinteren Gasse, der nördlichen Fortsetzung
des alten Talwegs, und am westlichen Anfang der Marktgasse, der heutigen Talstraße. Die
erst nach der Stadtgründung (kurz vor 1260) errichtete "Nüwe stat" ist bezeichnenderweise
nicht mit Käsezins belastet gewesen. Ergänzen wir die Flurstücke beider Klöster im oberen
Tal der Großen Wiese, die mit Käsegeld belastet waren, so zeichnet sich folgendes Bild ab:
es sind überwiegend Tallagen, massiert auf den Schönauer Talkessel zu beiden Seiten des
Flusses; es folgen Wiesenstücke nahe den Einmündungen größerer Seitenbäche, so das Ai-
terfeld hinter Schönenbuchen, Stücke bei Utzenfeld nahe dem Wiedenbach, die spätere
Schwärze bei der Einmündung des Schönenbachs in die Wiese bei Todtnau; ferner ansteigend
vom Schönauer Talkessel auf der Westseite Matten beim Kirchbühl, der Reckenrütte
(Eggenrütte), dem Lötzbächle, den Haselberg hinauf in den Schönenberger Bereich, und
dort ausgreifend über die Hangende Matte und den Birkenbühl bis in die Imbshalden
(Rimshalde) und in die zwar geographisch dem Böllental zugewandte, aber noch heute
dem Schönenberger Bann zugehörige "Wilde Belna" (Wildböllental), wo auf dem Stuhl
etwa 900m erreicht wurden. Auf der östlichen Gegenseite entsprechen die mit Käsezinsen
belasteten Matten von Künaberg, Bischmatt und Tunau, wo auch schon Höhen von 700 m
erreicht wurden.

Es deutet sich also folgendes an: Bei der Teilung des "Waldes Schönau" um 1080/1100
blieben die Käsezinsen des Tales vermutlich noch in einer Hand, anscheinend der Herren
von Waldeck, die als Inhaber des Kleinen Wiesentales und als Schutzherren der auch für
die Schöne Au vorerst noch zuständigen Kirche von Tegernau auch im Großen Wiesental
unmittelbarer engagiert waren. Aus ihren Händen sind diese Abgaben hälftig, d.h. je ein
Großhundert an St. Blasien und St. Trudpert gelangt (12.Jh.).

5 h


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