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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 58
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0060
Durch ihr Verbreitungsgebiet markieren die Käsezinsen noch lange den Bereich, den
die Siedler um 1100 dem Schönauer Wald bereits abgerungen hatten: im Zuge des
Haupttales war zwar, wie wir aus anderer Quelle bereits wissen, Todtnau schon länger
erreicht; während sich aber die Nutzung im hinteren Tal vorerst auf die Schwemmlandfächer
in der Nähe der Seitentaleinmündungen (Aiterbach, Wiedenbach, Schönenbach
) hielt und die kleinen Siedlungen daselbst Rodungsinseln im großen Wald darstellten
, wies das zentrale Schönau bereits eine stattliche Bauernsiedlung auf mit einer
- wie die Käsezinsen verraten - entwickelten Viehwirtschaft, und hier hatte die Rodung
ähnlich wie drüben im Münstertal die Berghöhen beiderseits des breiten Talkessels zur
Weidenutzung ergriffen. Erste Ansätze zu Höhensiedlungen mögen im Fall von Schönenberg
oder Tunau gemacht worden sein. Gerade letzteres trägt wie Wildenau (Will-
nau) und Breitnau als Bergsiedlung die für solche sonst ungebräuchliche Bezeichnung
-au, wie es offenbar um 1100 herum möglich war.

Machtdemonstrationen der Talherren durch feste Stützpunkte waren im Großen
Wiesental weniger angezeigt. Der Weiler Kastel an der Engstelle beim Zugang zur
Fröhnd mit dem zugehörigen Burgstall geht wohl auf waldeckische Abwehr gegen den
Zeller Raum zurück, während der gegenüberstehende "Bürstel" wohl jünger ist und
den bis 1260 von den Kienbergern behaupteten Teil der Mark Schönau schützen sollte
(s.u.). Die im Angenbachtal errichtete Burg Altenstein (im Gegensatz zur jüngeren
Burg Neuenstein in den Todtmooser Waldungen) ist vielleicht ursprünglich jenes "Wildenstein
", nach dem sich Heinrich von Wehr 1156 auch nennt, der damals seinen von
Adelgoz von Wehr stammenden Anteil an dem Schönauer Tal an St. Blasien übergab.30)

Leider sind wir bei der Beschreibung der Erschließung des oberen Tales der Kleinen
Wiese wegen des fast völligen Mangels schriftlicher Zeugnisse auf Analogieschlüsse zu
den bereits besprochenen Nachbarbereichen angewiesen. Ähnlich wie in der unmittelbaren
Nähe Schönaus dürfte der sonnige, breite Talgrund von Neuenweg am Fuß des
Belchen früh Siedler aus der Birkau (Bürchau) zur Urbarmachung und Weidewirtschaft
eingeladen haben, und so mögen die bergwärtssteigenden Gründe bis zu den
Beichenhöfen hinauf zum frühen Bestand der Neuenweger Bewirtschaftungsfläche gezählt
haben. Das Wegnetz deutet heute noch an, daß das etwas schattiger gelegene
Heidbrunnen/Heubronn von Neuenweg her über das Eck nördlich des Spitzkopfs hinweg
, und nicht durch die Talenge der Klemm erschlossen worden ist. Heubronns Abgaben
an die Kirche Demberg weisen u.U. darauf, daß diese Position bereits 1100 erreicht
und die Herren von Wart hier mitbeteiligt waren.

Die Bedeutung der Verkehrswege für die weitere Erschließung

Im Zuge der Abrundung und Vollendung der Erschließung traten im 12. und 13. Jh.
zwei weitere Faktoren hinzu. Ihr Einfluß wurde vor allem in bisher weniger beachteten
Bereichen spürbar. Es handelt sich um die wachsende Verkehrsanbindung des Siedlungszentrums
um Schönau und um den rasch Bedeutung erzielenden Silberbergbau
um Schönau, später auch um Todtnau. Der Gewinn wesentlicher Anteile an der Mark
Schönau durch St. Blasien, das zunehmend auch Güter in der Breisgauebene erwarb,
auch die neuen Verbindlichkeiten Schönaus gegenüber St. Trudpert weckten das Bedürfnis
ausreichender Verbindungen zwischen Schönau und beiden Klöstern bzw. St.
Blasien und dem mittleren Breisgau, wofür der Schönauer Raum ein wichtiges Bindeglied
darstellte. Der östliche Querweg über das Prägtal und Bernau nach St. Blasien
war wohl schon zu Zeiten der Vogtei des Basler Bischofs über St.Blasien im 11. Jh. benutzt
worden. Ob ein Weg über das Wiedener Eck ins Neumagental vor der Rodung

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