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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 63
(PDF, 35 MB)
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len. Diese Differenz hat sicher ihren Grund in der unterschiedlichen herrschaftlichen
Zugehörigkeit zum Zeitpunkt der Entstehung der Rodungslehen.43)

Bleibt noch die ausgesprochene Höhenrodung von Herrenschwand, das um 1320
erstmals in der Lautform "Herrenswande", 1352 und 1374 dann "vf der herenswande"
geschrieben wird. Die Unvereinbarkeit dieser Lautform mit dem 1164 erwähnten
"Wernheris Swanda" ergibt sich nicht nur aus der stark flektierten Genetivform Wern-
heris Swand, sondern auch aus der aus Wernher nur zu erwartenden anfangsbetonten
Kurzform Werni oderWernlin (> Werniswand), nicht Heri.44' Nun besitzen die Beispiele
Ittenschwand (= der Itun swanda vom Frauennamen Ita hergeleitet), Wernheris
swanda, Entulines swanda (Entenschwand) eine Verknüpfung mit Personennamen.
Die "Bilswande" bei Bilstein (bei Künaberg/Holz) zeigt indes, daß nicht unbedingt Personen
das Bestimmungs-Wort bilden müssen. So ist bei Herrenschwand an das Adjektiv
"her", aber auch an "Herr" zu denken, und damit an ursprünglich besondere Bedingungen
für diese Höhenrodung.

Nun führen die alten St. Blasianischen Güterverzeichnisse merkwürdigerweise Herrenschwand
nicht als eigene Position an, was nichts mit der Größe einer Siedlung zu tun
hat, wie z.B. die winzigen Positionen Niederhepschingen, Holzinshaus oder Michelrütte
zeigen. Herrenschwand fehlt im 14. und 15. Jh. die Herausbildung eines eigenen
Bannes, es werden allerdings auch zu jener Zeit keine Gebäulichkeiten auf der "he-
runswande" angeführt, und anders als bei eindeutigen Siedlungen wird "swande" hier
noch immer als geographische Örtlichkeit verstanden, wie die stetige Angabe "uf der
Herenswande" gegenüber etwa "von Itunswande" erhellt. Der um 1320 erwähnte
"Wernherus de Herrenswande" wird unter Präg registriert. Es muß sich hier also lange
Zeit um nur landwirtschaftlich genutztes Land, also Hochweiden, Matten, etwas Ak-
kerland und Nutzwald gehandelt haben, welche von tiefergelegenen Siedlungen aus bewirtschaftet
worden sind. Die hochgelegenen Güter werden auffälligerweise sowohl
unter den Positionen Präg als auch Künaberg und Vorder-Holz aufgeführt, und die Einzelangaben
ergeben, daß keineswegs eine Drittelung oder sonstige Teilung der Rodungsfläche
zwischen den drei Basisorten vorlag. Vielmehr sind alle Anteile jeweils
über die gesamte Rodung hin verstreut und reichen in der Präger Position z.B. bis an
den Künabach hinab. Zudem werden mehrfach die gleichen Güter - es gibt keine Lehen
- mit jeweils verschiedenenTeilabgaben den verschiedenen Basisorten zugewiesen,
und zur besseren Kennzeichnung werden dabei die ehemaligen Eigentümer aus der
Zeit kurz nach 1300 erinnernd festgeschrieben. Fügt man die verschiedenen Abgaben
der Basisorte bei den gleichen Gütern der Herrenschwand zusammen, und zwar in Bezug
auf die Teilabgabe der Eierzinsen, so zeigt sich ein überraschendes Ergebnis:

- Bertold Mund's Gut: 13 Eier (Künaberg), 12 Eier (Vorderholz) = 25

- Heinrich Zürnis Gut: 5 Eier (Vorder-Holz, 10 Eier (Präg) = 15

- Matten "im Bromgraben": 10 Eier (Präg), 5 Eier (Vord.-Holz) = 15

Von Krlnrad Keisers Gütern (Präg) lag eines "uf der herunswande". Es bleibt ungewiß
, ob die Teilabgabe von 15 Eiern sich darauf bezogen hat.

Immerhin zeigen die bei der Zusammenfügung des "Puzzles" erscheinenden runden
Zahlen, daß die Rodungen wohl nach gleichem Muster wie im Norden undWesten der alten
Schönauer Mark, also dem länger in St. Blasianischem Besitz befindlichen Bereich erfolgt
sind. Der Name der Rodung kann beinhalten, daß die adligen Herren des Künabach-
bezirks bis zum Verkauf ans Kloster gewisse Herrenrechte behaupteten. Die sicher auf altem
Herkommen beruhenden Abgaben gleicher Güter an verschiedene Basisorte reflektieren
wahrscheinlich sogar ein Kondominium St. Blasiens und der Herren von Kienberg:
eine Realteilung der Güter wurde vermieden, und man teilte nur den Zinsertrag.43'

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