Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 64
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0066
Nachzutragen ist, daß in dem durch die Käsezinsen, seinen Namen (-au) und den St.
Trudperter Besitz erkennbaren frühen Ausbauort Tunau eine weitere Teilerschließung
erfolgt ist: "ein altes lehen" mit Acker, Matten, Holz und Feld leistete hier 1374 einen
Zins von 20 Pfg.46'

Fassen wir zusammen: die zweite Phase der Talerschließung zeigt in den Räumen
Todtnau. Wieden. Böllen ein klares Bild, indem hier die zuvor noch überwiegend von
Wald bedeckten Talabschnitte gesamthaft von der Ausbauform der Lehen strukturiert
worden sind. Der SchönauerTalkessel aber und die westliche Fröhnd weisen, ihrem frühen
Ausbaustand entsprechend, kaum "Lehen" auf;Waldflächenreste in derTalaue bei
Wembach und dem unteren Prägtal wurden jetzt urbar gemacht und im letzteren Fall
dem wohl älteren Präg die Waldzonen oberhalb und unterhalb des "Ellbogen" genommen
und der neuen Siedlung "ze dem Geswende" zugewiesen. Die östliche Fröhnd, die
erst nach der zweiten Rodungsphase aus der Hand der Kienberger an St.Blasien gelangte
(1260), war zuvor von der durch ihre Käsezinsen erkennbaren älteren Basis Künaberg
aus bergwärts erweitert worden, wo im Bereich Stutz insgesamt sechs Lehen
entstanden, Vorder- und Hinterholz und das wohl nur landwirtschaftlich genutzte Bilstein
mit der Bilschwand gerodet wurden, ehe noch vor 1260 vermutlich gemeinsam mit
dem damals schon in Präg berechtigten Kloster St. Blasien die Hochweide auf der Herrenschwand
urbar gemacht wurde, die vorerst im Gemeinbesitz beider beteiligter
Kräfte, des Abtes und der Kienberger, verblieb.

Die Bedeutung des Silberbergbaus für die weitere Erschließung
und den Ausbau derTäler um den Belchen

Das Kerngebiet des mittelalterlichen Silberbergbaus lag in den westlichen Gebirgstälern
von Badenweiler, Sulzburg und St.Trudpert. Im Münstertal sind Kroppach, Steinbrunnen
und der Etzenbach (Luxberg) schon 1028 als Bergwerksorte bezeugt, der damals
genannte Moseberc mag u.U. auf dem späteren Schindlergang aufgeschlagen worden
sein. Rodungen im Muldental (Bellinouua) gehen wenigstens ins 12.Jh. zurück.
Aber erst das Zusammenwirken der aus der Arbeiterschaft aufsteigenden "Froner" mit
kapitalkräftigen Bürgern aus Freiburg (Kaufleute, niederer Adel) ließ das Kloster St.
Trudpert als Grundherrn und die Herren von Staufen als Klostervögte und lokale Inhaber
der Berghoheit das Projekt einer Bergbaustadt im Münstertal verwirklichen. Dies
scheint um 1250, also zur Zeit des Verfalls der kaiserlichen Macht und im Zeichen wachsender
Machtusurpierung durch regionale und lokale Kräfte geschehen zu sein. Auf
der dem Kloster St. Trudpert gegenüberliegenden Talseite, doch etwas unterhalb entstand
die geschlossene Siedlung im Zuge desTalwegs, seitwärts durch denTalbach bzw.
die Berghänge geschützt, mit zweiToren versehen. Das untere Münstertal mit der bergbauintensiven
"vallis Bellinouua" (Muldental) wurde der Vogtei zu Münster als dem
neuen Gebilde zugewiesen: ein Vogt und Rat handelten im Interesse der Bürger. Das
erste Wappen ist durch besiegelte Urkunden überliefert und weist mit drei Kelchen und
einem Gotteshaus auf die beiden Stadtherren, die von Staufen und das Kloster, hin.
Etwa um die gleiche Zeit oder nur wenig später entstand die Bergbaustadt Sulzburg,
wobei ihre Lage auf der dem Kloster Sulzburg entgegengesetzten Bachseite und unterhalb
davon Münster ebenso gleicht wie die Anlage zwischen Bach und Berg und das Tor
auf der Schmalseite der Stadt gegen den Talausgang zu. Die Üsenberger als lokale
Bergherren und das Kloster wirkten ebenso zusammen wie die von Staufen und St.
Trudpert in Münster. Anstelle eines Vogtes war aber ein mehr dem Stadtherren verpflichteter
Schultheiß über Rat und Bürger gesetzt. Das Wappen verweist mit Berg-

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