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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 69
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des stäubenden Schönenbachs, wie der Stübenbach damals noch vielsagend hieß, und
dem Schindelbächlein. Die Erzgänge setzen sich bergwärts fort bis in den Bereich Radschert
über Todtnauberg, die sogenannten Gauchgänge. Dies nahm in den 1270er Jahren
unter dem Grafen Egen II. von Freiburg, dem Inhaber der Berghoheit, und getragen
von Unternehmergruppen aus Schönenberg/Schönau und der Stadt Freiburg seinen
Anfang. Die Todtnauer Siedlungen Niederdorf und Oberdorf wurden zunächst offenbar
weniger berührt: dafür wuchs in unmittelbarer Nähe der Schindelhalde in einer
wasserreichen muldenartigen Erweiterung des Talbodens am Schönenbach die neue
Siedlung Aftersteg heran, deren Namen noch um 1300 auch in der Variante *'ze dem
hinteren Stege" erschien und damit zeigt, wie jung das 1288 erstmals als "villa", also
Dorf bezeichnete Aftersteg noch war. Früh setzten sich hier reiche Unternehmer fest,
deren Nachfahren auch im 14. Jh. noch eine bedeutende Rolle im Bergbau gespielt haben
, wie z.B. die Vatter. Hirdeller. Krüz. Hase und Bloessing. Früh muß auch die Nikolauskapelle
errichtet worden sein: die Überlieferung hält sie für älter als die Todtnauer
Kirche selbst.?6) Auch das kleine Schlechtnau, vor 1270/80 kaum mehr als ein Hof - noch
im 14. Jh. hieß eine Familie dort nur "Slehelop". weil offenbar Hofname und Familienname
identisch waren - wurde von Zuwanderern überschwemmt. z.B. vom Münstertäler
Bergwerksort Kroppach, und wuchs rasch ebenso zu einer "villa" (Dorf) heran, wie
es schon 1288 bezeichnet wird.5 * Doch hat anhaltender Bergsegen schließlich möglichen
Widerstand eingesessener Todtnauer im Niederdorf und Oberdorf sowie Bedenken
des Abtes von St. Blasien als des Grundherrn beiseite geschoben: es kommt zur
Gründung der Bergbaustadt Todtnau. Das genaue Entstehungsjahr ist nicht überliefert
. Es muß etwa 1280 gewesen sein. 1283 nennt der Abt erstmals die "dilecti cives no-
stri". unsere geliebten Bürger, und im gleichen Dokument erscheint die "comunitas ci-
vium in Tottunouwe". also die Gemeinschaft der Bürger in Todtnau. Wie Schönau erhielt
die Gemeinde eine Ratsverfassung mit selbständiger Vogtswahl. Ämter wie
Schreiber. Sackhalter (Säckler). Steurer und Schulmeister (15.Jh.) u.a. sind nachweisbar
. 1283 gewann die schon errichtete Kapelle den Status einer Filialkirche von Schönau
, wurde 1288 selbständige Pfarrkirche für Todtnau. Aftersteg und Schlechtnau. Die
Schwierigkeiten der Ablösung von der "Mutterstadt" Schönau wurden bis etwa 1303 so
gelöst, daß der Todtnauer Bereich gesamthaft der klösterlichen Ammannei in Schönau
unterstellt blieb, daß aber über die unmittelbare Gründungsanlage Todtnaus hinaus
das ganze Tal oberhalb Geschwend mit Aftersteg und Schlechtnau aus der Vallis Sco-
nowe (Talvogtei Schönau) herausgelöst und dem Vogt und Rat von Todtnau unter der
Bezeichnung "vallis Tottenowe" unterstellt wurde/8' Dem weltlichen Vogt über das St.
Blasianische Wiesental, den Herren von Staufen und nach 1321 den Herzögen von
Österreich, war eine angemessene Vogtsteuer für die Schutzfunktion in gleicher Höhe
wie bei Schönau/Schönenberg zu leisten. Die baulichen Veränderungen bei der Neugründung
waren erheblich. So wurde der alte Zufahrtsweg von Schönau zum alten
Hauptort Niederdorf auf der westlichen Talseite der Wiese auf die Ostseite verlegt. Die
zu überwindende Talenge kurz vor dem Betreten des Todtnauer Talkessels hieß noch
später aus dem Blickwinkel des älteren Talwegs "ennet dem getwenge". also auf der anderen
Seite der "Engstelle"."'9' Zwischen Niederdorf und Oberdorf wurde die Marktstraße
quer zur Talrichtung gebaut, in der Fortsetzung die Wiese überbrückt und dann
an jene neue Zufahrtstraße von Schlechtnau her angeschlossen. Herz der Neugründung
war der "Merkt", die eigentliche "stat". wie sie z.B. noch 1483 im Vertrag mit dem
Brunnenmacher heißt, als er den Bach zur Versorgung der beiden Brunnen wieder "in
die stat" führen soll.60' An die Marktstraße stieß am oberen Ende die Stadtkirche, standen
die Trinkstube, in welcher anfänglich auch der Rat tagte, und an die zwanzig stattli-

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