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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 77
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0079
Hauptgrube Schindler und am Belchen (Knappengrund) gingen ähnlich wie bei Todtnau
an dem einst von der Unternehmerschaft und den Versorgungsbetrieben getragenen
Bergstädtchen Münster vorbei, das damit gleichfalls zu einer mehr dörflichen Existenz
mit land- und fortstwirtschaftlicher Grundlage zurückfiel. Eine Ausnahme bildete
hier nur Muggenbrunn, das einstige Ausbaugebiet von Aftersteg. Dort gab das
1534/35 in Verbindung mit dem gerade wieder begonnenen Bergbau am Schauinsland
und in Erwartung der Wiederaufnahme der Arbeit am Todtnauer Gauch errichtete
große Schmelzwerk Anstoß zu weiterer Ansiedlung. Dies steht in einer gewissen Parallele
zu dem seit 1534 begonnenen Bau der Siedlung in Hofsgrund.82)

Nur geringe Eingriffe in die bestehenden Verhältnisse brachten im 16. Jh. die wenigen
Glashütten, die im Bereich derTäler um den Belchen errichtet wurden. Die 1516 in
Münsterhalden gebaute Glashütte wurde später ausdrücklich als "baurengüter" bezeichnet
.8"' Die Glashütte am Scharfenstein (1572,1580) besaß gleichfalls bis ins 19. Jh.
hinein einen Bauernhof, den "Glashof", als Nachfolger.84' Die Glashütte im Wildböllental
(um 1600) scheint den Anstoß zur Errichtung des heute noch bestehenden Wild-
böllenhofs gegeben zu haben.85' Aber das sind nur punktuelle Auswirkungen geblieben
, während doch Blasiwald, Äule bei Schluchsee, Altglashütten im östlichen Südschwarzwald
als einstige Glashütten-Siedlungen ganz andere Dimensionen aufweisen.

Gewichtiger waren indessen die im gesamten Raum erkennbaren und nicht nur als
Ersatzlösung der durch zurückgehenden Bergbau bedrängten Bevölkerung zu verstehenden
Versuche einer intensiveren Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen: die Gewinnung
weiterer Weideflächen einerseits und die Einhagung von bestehenden Weidflächen
, d.h. ihre Umwandlung in ertragreichere Matten anderseits. Die seit dem 15.
Jh. bezeugten und sich im 16. Jh. häufenden Streitereien um den Weidgang sind nur
eine Folge dieses neuen Interesses. Erwähnt seien hier der Streit zwischen Breitnau
und Bittenhäuser (1471), zwischen Schönenberg und Schönau (Beichenweide 1505),
zwischen Krummenlinden und denen "vff den Lenenn" (Obermünstertal 1451). 1580
zwischen denen vonTodtnauberg undTodtnau (Feldberg).86' Letztlich führte diese Entwicklung
zu einer Art Aussiedlung aus den Kernorten in günstig gelegene Plätze, was
sicher auch durch eine Bevölkerungszunahme mitbedingt war. So wachsen noch vor
dem 30-jährigen Krieg Brandenberg und Muggenbrunn zu fast dorfartigem Wesen
heran. Fahl wird ein Weiler. Die genannten Fälle sind zufällig durch Kirchenrechnungen
bzw. Musterungslisten des Klosters St. Blasien gut dokumentiert.87' Es ist aber zu
vermuten, daß zahlreiche höher gelegene Höfe in all diesen Tälern um diese Zeit entstanden
sind. Dies zu untersuchen, ist noch ein weites Feld.

Abschließend ein paar Bemerkungen über die mögliche Herkunft der frühen Siedler
in denTälern um den Belchen, soweit Flur- und Bachnamen Hinweise geben. Da fallen
denn in denWiesentälern sonderlich Bezeichnungen auf, die im Münstertal und weiter
nördlich kaum mehr anzutreffen sind, also auf Einflüsse von Süden, nicht nur in den
Raum Schopfheim - Basel, sondern über den Rhein hinweg in die Schweiz hindeuten:

1) Fluh (fluo, fluoh), d.h. Fels, Steilabhang: Haidflüh (1339 Heideflöhe). Innere und
Äußere Flüh (1352 zen FlShein) bei Schönau, Utzenfluh (1352 uczenflfihe) bei Utzenfeld
.

2) Stalden (steile Wegstrecke): Am stalten (1352 Wieden), am stalten (Schönau/Schönenberg
1390), Stalden/ Staldenkopf bei Geschwend.^

3) Zube (Wasserröhre; Zuleitung): bi der Zuben, im zubgraben (Wieden 1352); bi der
zuben (Oberböllen 1352), zubmat (Vorderholz 1352). Zubmatten (Ittenschwand 1374).

Mit dem südwestlichen Vorland des Schwarzwalds verbindet das in denWiesentälern
verstärkt gebräuchliche "Graben" statt "grünt" oder des erst spät bezeugten "Tobel":

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