Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 84
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0086
"einer von den vermöghchen Bauern in Teutschland schwerlich wird zu genießen haben
".

3. Jeder Familie wird ein Haus im Wert von 30 Gulden. Wagen. Pflug und Egge zu 14
fl., vier große Ochsen zu 44 fl., zwei Pferde zu 22 fl.. vier Kühe und vier Kälber zu 40
fl., zwei Zuchtschweine zu 3 fl.. sodann für Lebensmittel und anderen Bedarf 47 fl. zur
Verfügung gestellt. Diese Gegenstände mußten im Gesamtwert von 200 fl. erstanden
werden, dafür wurden fünf Steuer- und abgabefreie Jahre zugesichert.

4. Nach diesen Freijahren werden die üblichen Abgaben und Zehnten erhoben.4)
Aufgrund dieser verlockenden Bedingungen ist es nicht verwunderlich, daß einige

Personen aus Unteralpfen und Oberalpfen. "Heinrich Himele. Mathias Dörflinger, Josef
Flum und weitere 23 Männer von der vorderösterreichischen Regierung in Freiburg
verlangen, nach Temesvar ziehen zu wollen." Allerdings schreiben sie: "Von unserem
Vorhaben sucht uns der Waldvogt Freiherr von Schönau solange abzuhalten, bis wir 10
fl. von 100 fl. Vermögen Abzugsgeld bezahlt haben. Wir können in Ermangelung der
Mittel mit Weib und vielen Kindern in der Grafschaft Hauenstein, ohne den leidigen
Bettelsack an den Rucken zu hängen, uns ferneres nicht mehr ernähren. Wir befinden
uns in einem sehr schlechten, miserablen Stand. Wir haben uns immer als unterthänige
Vasallen gegen unseren allergnädigsten Landesfürsten aufgeführt und werden wieder
seine Untertanen. Wir bitten um Befreiung vom Abzugsgeld.l0)

Diese, wie sie betonen, "unterthänigsten Vasallen" hatten sicher nichts mit den Salpeterern
zu tun. welche die Niederlagen in ihren Auseinandersetzungen mit Todesurteilen
, Zwangsarbeit und Verbannung zu bezahlen hatten. Der Salpeterer Joseph
Mayer, das "Glasmännle". der nach Raab zur Zwangsarbeit verbannt worden war,
wurde am l. Januar 1738 "gegen die Ablegung eines körperlichen Aydes, sich mit Weib
und Kind in Ungarn häuslich niederzulassen, von denen nicht abzuweichen und allda
ruhiglich zu verbleiben, des Arrestes entlassen." Daß er nicht ruhig blieb und wieder in
die Heimat zurückkehrte, war selbstverständlich.

Bei der großen Verbannungsaktion unter Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1755 von
27 Salpeterern samt ihren Familien ins Banat wurde keine der Familien nach Saderlach
gebracht. Im Banat kamen 110 Personen an. im April 1756 sind schon weitere fünf gestorben
. Nach ihrem passiven Widerstand auch im Banat. da sie nach ihrer Überzeugung
zu Recht keine Schuld einsehen wollten, mußten sie nach dessen brutaler Brechung
durch Schanzarbeit sich geschlagen geben und wurden auf mehrere Dörfer im
Banat verteilt.

Beredtes Zeugnis von diesem Schicksal geben die Briefe des verbannten Eckert. Er
schrieb verbotenerweise an seinen Vater: "Man hat uns schon dreimal angekündt. daß wir
sollen wirtschaften. Wir haben ihnen aber abgesagt. Man soll uns Schuld oder Ursach weisen
, warum daß man uns von unserer Wirtschaft daheim hin wegnahm. Wir klagen auf Ehr
und guten Namen. Man soll uns unser Recht antun. Aber wir bitten um keine Gnad. Die
sollen uns verhalten, wo uns in dieses Land geschickt haben oder sollen uns wieder nach
Hause lassen. Wirtschaften tun wir gewißlich nicht, oder man zwingt uns mit Gewalt..."
und später, nach der Gefangennahme von acht Hauptsalpeterern: "Unser haben sie blagt
bis auf das Blut an Eisenbanden in Demiswar (Temesvar). Wenn wir noch 8 Dag netten
missen darinnen bleiben, so hetten wir all das Leben eingebißt."6)

Die des öfteren gemachten Äußerungen, daß verbannte Salpeterer nach Saderlach
gekommen seien, entsprechen gerade nach der seit Juni 1974 in der Bundesrepublik vorhegenden
Arbeit über die verbannten Salpeterer im Banat von Jakob Vorberger nicht
den historischen Tatsachen. Als Ansiedlungsorte werden Lugosch, Neubeschenowa,
Neupetsch, Tschakowa. Freidorf und als Durchgangsstation Rekasch genannt.7)

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