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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 86
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0088
Für die Verbannten wie die "freiwillig" Ausgewanderten, wobei die Freiwilligkeit aus
den damals herrschenden sozialen Verhältnissen erklärbar ist, war der Anfang im Banat
sehr hart. Nach der Fahrt auf der Donau, - die Schiffe wurden meist bei Marxheim a.d-
. Donau bei Donauwörth bestiegen, - gelangten sie nach fünf bis sechs Wochen im Banat
an. Auf den Schiffen mußte gegen Unwetter und Krankheit angegangen werden. Auch
waren die Zustände am Zielort keineswegs immer so. wie das Patent sie in Aussicht gestellt
hatte. Gewöhnlich waren weder Holz zum Hausbau, noch Lebensmittel vorhanden
, und oft gab es Auseinandersetzungen mit der Urbevölkerung oder auch mit Räuberbanden
. Der folgende Spruch ist demnach keine Übertreibung: "Die ersten fanden
denTod, die zweiten die Not und erst die dritten das Brot". Ebenso bezeichnend ist folgender
Spruch: "Hier ist das Banat, den es reut, ist zu spat, der nicht arbeiten kann wie
ein Gaul, fressen wie eine Sau, bellen wie ein Hund, der wird im Banat nit gsund!"

Nach der Überwindung der harten Ansiedlungsbedingungen - Klima, Rodung.
Krankheiten und Seuchen - wurde 1751 in Saderlach die Forderung nach einem eigenen
Geistlichen laut. Es dauerte jedoch bis 1759, ehe eine Pfarrstelle bewilligt wurde. Die
Gemeinde Saderlach mußte als Unterhalt für den Geistlichen allerdings 100 Gulden, 15
Metzen Frucht, Gerste, Hafer und Mais, 15 Schober Heu und 15 Klafter Brennholz bezahlen
. Schulunterricht wurde schon ab 1740 gegeben. Aus einer Liste ist zu ersehen,
daß Saderlach 870 Bewohner, davon 97 Schüler hatte; der Unterricht wurde in deutscher
Sprache erteilt.

Die weitere historische Entwicklung brachte im Jahre 1778 die Angliederung des Ba-
nats an Ungarn und durch die Komitatsverfassung eine stärkere Magyarisierung mit
sich. Im Zuge der europäischen Erhebungen machten auch die Ungarn 1848 einen Aufstand
, und die Deutschstämmigen erhofften sich von den Revolutionswirren eine Verbesserung
ihrer Lage, da sie besonders unter den Abgaben an den ungarischen Landadel
zu leiden hatten. Die Forderungen, wie sie am 2. Oktober 1849 in Bogarosch an
den Kaiser niedergelegt wurden, zielten auf volle Autonomie, selbständige Gerichtsbarkeit
und Verwaltung ab. Da Österreich zusammen mit russischenTruppen den ungarischen
Aufstand niederschlug, kam das Banat wieder zu Österreich, wonach allerdings
die harte Unterdrückung der Ungarn ihr Gefühl für Unabhängigkeit erst recht steigerte
.

Aus dieser bewegten Zeit liegt aus Saderlach dasTagebuch von JosefWeiß vor, der die
Beteiligung von Saderlachern an den Aufständen und die zahlreichen Einquartierungen
schildert.

Die Zeit bis 1877 ist durch die Einführung und die Forderungen der serbischen Woj-
wodwirtschaft. die Notjahre um 1863 und die Choleraepidemie von 1866 gekennzeichnet
. Noch heute sagen die Saderlacher, wenn zum Beispiel derWeinkrug leer ist: "'s isch
63!" in Anspielung an jene harte Zeit.

Im Jahre 1855 kam der Spitalverwalter A. Laur von Basel als Gutsverwalter auf die
gräflich Zilinkyschen Güter nach Saderlach. Dort hörte er bei einem Gang durch die
Felder eine "ganz rein alemannische oder schwizerdütsche" Mundart, "ächt Basel-
ditsch", wie er meinte. Über Jahre hinweg blieben Saderlacher mit Laur in brieflichem
Kontakt, der sich vor allem darum drehte, ob in Saderlach Salpeterer seien oder nicht.
Durch das Salpetererbuch von FA.Stocker angeregt, machte man sich an Namensvergleiche
, die sich aber als nicht richtig erwiesen. Nach 1894 wurde in den "Basler Nachrichten
" über die Erlebnisse Laurs berichtet.8)

1909 machte sich dann Lehrer Krumm aus Lörrach auf den Weg nach Saderlach.
Nach dem Ersten Weltkrieg, der die Teilung des Banats in Gebiete des jugoslawischen,
ungarischen und rumänischen Staates bedeutete, wobei Saderlach zu Rumänien kam,


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