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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 91
(PDF, 35 MB)
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französischen Einfälle waren durch die Abwesenheit der jeweiligen Kreistruppen ermöglicht
worden, standen diese doch im Kampf gegen die drohende Türkengefahr im
Osten des Reiches. DenTürken unter Kara Mustafa war es 1683 gelungen, bis Wien vorzustoßen
. Mit der Heiligen Allianz gelang es Maximilian II.. Emanuel von Bayern und
dem als Türkenlouis bekannten Markgrafen Ludwig von Baden. Ungarn in der Zeit
von 1688 bis 1697 von derTürkenherrschaft zu befreien. 1687 war auf dem Reichstag in
Preßburg dem Hause Habsburg die ungarische Krone übergeben worden.

Im "Einrichtungswerk'" des Kardinals Graf Leopold Kollonich wird 1698 begonnen,
die entvölkerten Gebiete wieder zu besiedeln, und es werden Pläne zu einer umfassenden
Wiederbesiedelung der Gebiete mit treuen Untertanen ins Auge gefaßt. Und die
Bewohner Süddeutschlands, im durchweg agrarisch strukturierten Gebiet, waren für
die Auswanderung leicht zu gewinnen. Entscheidende Voraussetzung für den Schritt
zur Auswanderung war oft die Kleinheit der Güter, dazu kamen die hohen Erbgeldzahlungen
, das Entrichten der sogenannten Leibhenne, die Todfallgebühren und das Aufbringen
des Ehekonsens.

W. Hacker meint, daß so "nicht die Leibeigenschaft, sondern die praktisch kaum beschränkte
, völlige Unterworfenheit der Untertanen ... in eine ständige und uns Heutigen
unausstehlich dünkende Bevormundung und Gängelung aller Untertanen in allen
ihren Lebensbereichen ausarten konnte".3'

Zu diesen Gängelungen kamen auch die naturbedingten Ereignisse und ihre unvermeidlichen
Folgen wie häufige Mißernten, strenge Winter und Saatgutmangel, der eine
allgemeine Verteuerung nach sich zog.

Schnelle Abhilfe der Not und ein besseres Leben versprachen mit den raffiniertesten
Werbemethoden der damaligen Zeit die Werber, die nun für das Banat Kolonisten suchten
. Allerdings dürfen auch andere, "privatere" Gründe zur Auswanderung nicht außer
acht gelassen werden, wie das folgende Beispiel aus dem Jahre 1737 zeigt: "Alldieweilen
Anna Maria Metzlerin. des Erhard Kepplers selig zu Grafenhausen nachgelassene Wittib
mit ihrem Tochtermann, bevor dieser nach Hungarn emigrieret, in stetem Zank und Unfrieden
gelebt und diesem zu solchgetaner Emigration den Anlaß gegeben haben soll... "41

Einen Sonderfall stellt wohl auch der einmalige Vorgang der zwangsweisen Verbannung
von 112 Salpeterern nach jahrelangen Unruhen auf dem Hotzenwald im Kampf
gegen das Kloster St. Blasien und die vorderösterreichische Regierung in die Gebiete
des Banats im Herbst 1755 dar.5)

Nach der Befreiung des Landes von den Türken versuchte das "Einrichtungswerk"
zuerst mit Hilfe der geistlichen und weltlichen Grundherren, die rechtmäßige Ansprüche
an Gebiete besaßen, das entvölkerte Land zu besiedeln. Einer dieser Grundherren
ist Graf Karoly, der nach der erfolgreichen Schlacht von Prinz Eugen in den Jahren 1716
bis 1718 sofort darangeht, das Sathmarer Land zu besiedeln. Schon 1368 wird eine Burg
Adod erwähnt, die dabei entstehende Siedlung wird 1461 zum Marktort ernannt. Nach
einer Schenkung des Fürsten von Siebenbürgen an seinen Kämmerer 1461 wird Baron
Franz Wesseleny Besitzer des Fleckens. Sein Wappen - ein Hund mit einem gefiederten
Fisch - ziert heute noch das stark in Mitleidenschaft gezogene Schloß sowie die Tafeln
mit zum Teil verwitterter lateinischer Inschrift.

Während ausschließlich kathoüsche Siedler für das unter österreichischer Verwaltung
des Grafen Florimund Mercy stehende Banat gesucht wurden, waren evangelische Siedler
in dem von Sachsen schon im 12. Jahrhundert besiedelten Siebenbürgen willkommen. Bekannt
ist die Durlacherstadt Mühlbach in Siebenbürgen, die ab 1747 aus der ehemaügen
Markgrafschaft Baden-Durlach mit den alten Herrschaften Rötteln. Sausenburg und Badenweiler
als Mittelpunkten der Auswanderung Einwanderer empfängt.6'

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